Rena – Elverum – Kongsvinger
Die Übernachtung auf dem Campingplatz am Storsjøen-See war günstig, der Betreiber wollte nur faire 100 Kronen für den Zeltstellplatz. Die Aussicht über den See ist toll und auf unserem Plätzchen hätten wir es leicht auch eine weitere Nacht ausgehalten.
Der See glänzt im Morgenlicht, leichte Nebelschwaden ziehen auf der anderen Seeseite hoch als wir auf einer Holzterasse am Campingplatz frühstücken und den Hummeln bei ihrer Arbeit an den Blumen zuschauen. Die Sonne hat um 10 Uhr schon richtig Kraft, brennt uns auf den Kittel und macht richtig Lust auf den Tag an der frischen Luft.
Lässig könnten wir hier den ganzen Tag hier verbummeln aber wir sind in unserem Zeitplan nach Gibraltar etwas im Rückstand, deshalb bauen wir das Zelt trotzdem ab und packen unsere Sachen zusammen.
Vom Zeltplatz zurück auf die Straße warten dann aber zuallererst 60 Höhenmeter auf einem Kiesweg mit 10% Steigung auf uns, weit jenseits von dem was unsere halbwachen Beine als erstes nach dem Frühstück treten wollen. Also gehen wir diese Prüfung in unserem bewährten Schlepp-/Schubverband an: Tina Vornesitzer legt sich ins Geschirr und zieht mit der Leine, Udo Hintensitzer stemmt am Lenker.
Die Straße FV607 geht dann in sanften Hügelwellen parallel zum Ostufer des Storsjøen, der See ist aber ganz selten zu sehen. Stattdessen führt die Straße kontinuierlich durch einen lichten Wald aus hohen Kiefern und die Straßenböschungen sind kunterbunt von Unmengen wilder Blumen.
Radeltechnisch ist heute aber irgendwie nicht so richtig unser Tag: Schon nach gut 20 Kilometern machen wir an der Staumauer des Sees zum ersten Mal eine Pause und vespern trotz beginnendem Nieselregen ausgiebig, auch nach der Pause schleppen wir uns eher gemütlich vorwärts.
Nächster Halt an einer Hängebrücke über den Fluss Rena, über die wir natürlich drüberschwanken müssen um Forellen zu gucken (natürlich keine zu sehen), übernächster Halt bei Rena, wo wir auf die Fahrer von drei Oldtimern treffen. Klar, Pino Hase will ein Selfie mit Straßenkreuzer haben, das Auto ist aber auch wirklich zu schön.
Weiter als bis zum Campingplatz Rena kommen wir dann heute auch nicht mehr, nach gerade mal 48 Kilometern machen wir Schluss für heute, morgen ist ja auch noch ein Tag. Immerhin bekommen wir abends beim Bier (65 Kronen = knapp 7€ pro Glas) noch eine Blogseite fertig.
Bemerkenswert: Dieser Campingplatz ist der erste auf unserer Norwegenreise mit einer Gaststätte inklusive Gartenterasse, so etwas hatten wir auf unserer ganzen Reise noch nicht gehabt. Die Norweger pflegen wohl eine andere Art Geselligkeit im Urlaub, in eine Kneipe sitzen gehört offensichtlich nicht dazu. Vermutlich treffen sich die Norweger eher im Womo/Wohnwagen oder Gartenlaube und verbringen die Abende da. Bei den Bier-/Wein-/Fantapreisen in Norwegen fast verständlich dass sich keiner einen Biergartenabend für 40€+ gönnen will.
Am nächsten Morgen gehen wir noch ins Freibad in Rena und baden (Tina Vordersitzer) beziehungsweise schwimmen (Udo Hintensitzer) eine Runde. Nur Lasse hat keine Lust auf Wasser und passt so lange auf unser Pino auf.
Heute wird ein sehr heißer Tag, auf der Straße FV535 nach Süden erwarten wir bis zu 30°C im Schatten. Parallel zur Straße verläuft die Glåma (Glomma), die sich aber auch die allermeiste Zeit im lichten Wald versteckt und eher selten zu sehen ist.
Es gibt heute wenige optischen Reize auf der Strecke, zumindest wiederholt sich die „Etappe mit lichtem Wald und Wildblumen rechts und links“. Dafür fallen uns bei dem heißen Wetter die Geruchseindrücke ganz intensiv auf.
Ein ganz wichtiges Argument für das Reisen per Fahrrad oder per Fuß: Während man mit dem Auto durch Landschaften gewissermaßen abgeschirmt reist ist man mit dem Fahrrad mittendrin und nimmt Temperaturen, Gerüche und auch das Wetter viel intensiver wahr.
Der Wald riecht noch vom Regen gestern noch nach feuchtem Boden, an einigen Stellen kommen wir an gerodeten Flächen vorbei. Kennt ihr den Geruch von frisch gefällten Tannen und Fichten, deren Rinde schon abgeschält wurde? Wir können jedenfalls fast nicht tief genug einatmen, um das aufzunehmen.
Später sind es Getreidefelder, an deren Rändern Kamille blüht und Erinnerungen an die Sommer unserer Kindheit weckt. Oder der Hof auf der linken Seite, wo gerade der Rasen gemäht wird und sich der Geruch vom Zweitakter-Rasenmäher mit dem Geruch frisch geschnittener Wiese mischt? Außerdem haben die den Grill wohl schon angezündet: Vermutlich sollten wir da mal schnell vorbeischauen, fragen, was es heute Leckeres gibt und bis wann das Essen fertig ist 🙂
Tun wir natürlich nicht… wir genießen diesen Radeltag auch ohne Grill, passieren auf der angenehm ruhigen FV535 das Dorf Elverum (mit Statoil-Kaffee-Pause) und bauen unser Zelt abends auf einem Campingplatz auf einer Wiese direkt am Ufer der Glåma. Wunderschöner Sonnenuntergang am Fluss, Gitarre, ein Bier… das Leben ist schön 🙂
Am nächsten Morgen nutzt Udo Hintensitzer noch das WLAN des Campinplatzes aus: Punkt 10:00 öffnet heute die Anmeldeseite für den Langdistanz-Triathlon in Roth. Die Startplätze dort sind in der Regel innerhalb von gut 10 Sekunden ausgebucht, da muss man fix sein… Bingo: Udo Hintensitzer darf nächstes Jahr wieder dort starten.
Der Anmeldevorgang macht immer ein ganz intensives Kribbeln im Bauch, zur Spannung, ob man einen Startplatz bekommt kommt noch die Gänsehaut beim Gedanken an dieses Event und an einen ganzen Tag Sport all inclusive. Und der Gedanke an die vielen Trainingsstunden im nächsten Frühjahr.
Wir rollen weiter durch das hier recht flache (endlich mal nicht wellig) Glomma-Tal wobei es trotzdem recht anstrengend bleibt da wir seit heute recht kräftigen Gegenwind haben. Bei einer Pause kommt sehen wir einen Radler mit recht seltsamen Fahrverhalten auf uns zukommen …… und dann wird klar warum, es ist ein Einrad!! Der Einradler -sagt man das s- biegt zu uns ab und es entwickelt sich eine sehr interessante Unterhaltung. Thomas kommt aus Tschechien und ist auch schon 4500 Kilometer unterwegs, hat Polen, Norddeutschland, Dänemark und sogar ein Stück von Island schon gesehen. Es wird wegen der zwei außergewöhnlichen Räder fleißig gefachsimpelt und einige Erfahrungen ausgetauscht bis wir uns in entgegengesetzte Richtungen wieder auf den Weg machen.
Trotz dicker Gewitterwolken kommen wir abends in Kongsvinger trocken an, finden nach ein paar stressigen Kilometern an der viel befahrenen E2 die alte, zum Teil geschotterte, Bezirksstrasse zum Campingplatz. Obwohl wir die Schnellstraße in Hör-/Sicht-weite haben, genießen wir hier einen Ruhetag mit Wäsche waschen in der Sonne bevor es weiter in Richtung Süden geht.
Weiter mit „Kongsvinger – Vekterveien – Halden, Abschied aus Norwegen“
Die Fotogallerie des Tages:
Hi ihr zwei,
wie immer nett euch hier zu folgen! Lustigerweise habe ich Freunde, die am Størsjøen wohnen, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich euch ‚zu ihnen eingeladen‘.
Lasst euch vom Wetter nicht ärgern, kleiner Trost, daheim ists auch genauso regnerisch!
Fröhliches Weiterradeln und viele schöne Eindrücke
Friederike
Liebe Friederike,
es freut mich sehr dass du unsere Reise schon die ganze Zeit mit verfolgst.
Es wäre bestimmt schön gewesen bei jemandem aus der Gegend vorbei zu kommen und sich Tips für den weiteren Weg zu holen 🙂
Schweden haben wir mittlerweile ja auch hinter uns und die beiden Wochen die wir jetzt in Deutschland unterwegs sind wurden wir vom Wetter reichlich für die schwierige Zeit in Schweden entschädigt. Da wir jetzt vom Osten aus Richtung Bodensee fahren werde ich dieses Jahr leider doch nicht nach Köln zur Kind&Jugend kommen. Wir werden uns leider doch nicht so schnell sehen.
Liebe Grüße,
Tina (und Udo)