In der Anfangsplanung für unseren Europatrip hatte der Primus Gaskocher aus unseren früheren Rad-touren und -reisen noch seinen festen Platz. Gas ist einfach herrlich unkompliziert: Flasche dran, anzünden, dosieren und loskochen. Klar, eine Gasflasche muss man immer wieder mal besorgen, die Normung für die Schraubanschlüsse funktioniert innerhalb Europas auch gut genug, dass der regelmäßige Nachschubkauf auch machbar sein müsste.
Trotzdem haben wir uns durch die Alternativen geklickt: Vom Benzinbrenner, der wegen dem Gestank ausschied, über Multifuelbrenner (die von Diesel bis Benzin alles verfeuern aber dafür gerne Düsenprobleme haben) bis hin zum Holzbrenner. Halt mal: Holzbrenner? Holz findet sich ja eigentlich überall, die Youtube Videos mit Produkt-Tests sehen auch ganz vielversprechend aus. Und dann gibt es die auch noch in allen vorstellbaren Formen: Als Minikocher, der einfach aus winzigen Stahlplättchen zusammengesteckt werden und nur noch wenige zehn Gramm wiegen bis hin zu großen Holzvergaserbrennern. Und für sowas haben wir uns zuerst entschieden, danach überzeugen- und ganz am Schluss begeistern lassen. Klassisch eingefädelt von Udo Hintensitzer: Tina bekam zum Geburtstag großmundig einen neuen Herd geschenkt… wenn auch nur den Einflammigen für die Radreise, den Solo Stove in der mittleren Größe.
Das Prinzip eines solchen Holzvergasers liegt darin, dass das Brennmaterial im unteren Brennraum des Kochers liegt, wo keine direkten Öffnungen für Frischluftzufuhr sind. Das führt dazu, dass das Holz hier unten nur unvollständig verbrennt und mit den Flammen auch Holzgas nach oben steigt. Im oberen Bereich des Kochers wird nun -vorgewärmte- Frischluft zugeführt, die hier mit dem Holzgas in einer zweiten Stufe verbrennt. Das gibt an der Stelle ganz hübsche, züngelnde Flammen und eine gute Flammtemperatur für den Topf.
Dazu kommt noch eine hervorragende Ausbeute: Man braucht nur sehr wenig Holz um den Holzbrenner zu betreiben, es ist immer wieder beeindruckend, wie wenige Ästchen man braucht um Tee/Kaffee/Suppe zu kochen. Ideal sind dabei Äste, die kleiner als Fingerdicke haben und die man dann in Stückchen von ~5cm Länge kontinuierlich nachfüttern muss.
Ganz toller Nebeneffekt: Das Feuer im Holzkocher ist kein offenes Feuer im eigentlichen Sinn, bedingt durch das Brennprinzip fliegen auch praktisch keine Funken. Deshalb kann man auch in sehr trockenen Gegenden ein Feuerchen für die Abendstimmung machen… ohne Gas oder Spiritus zu verbrauchen.
Die Highlights für den Holzbrenner sind:
- Holz kann man fast überall sammeln. Da der Brenner auch sehr genügsam ist kann man sich auch einen kleinen Vorrat für ein/zwei (Regen-)tage mitnehmen
- Er zündet sich sehr gut an, einen Liter Wasser kochen wir in deutlich unter 10 Minuten -inklusive Anzünden-
- Die Holzstückchen müssen in kurze Stückchen gebrochen werden und sehr regelmäßig nachgeworfen werden. Schöne Beschäftigung für erwachsene Spielkinder 🙂
- Durch seine effektive Verbrennung kühlt er auch sehr schnell wieder ab wenn man kein Holz nachwirft. Im Brennraum bleibt vom Holz wirklich nur ein bisschen weiße Asche übrig.
- Er lässt sich ideal mit einem Spiritusbrenner kombinieren: Wenn man kein trockenes Holz hat kann man einen Trangia Spiritusbrenner in den Brennraum stellen und damit kochen. Wir haben uns dafür einen Aluminiumring gebogen um die ideale Höhe zwischen Spiritusbrenner und Topf herzustellen
Nachteile gibt’s natürlich auch ein paar (wenige): Der Topf verrußt natürlich schon ordentlich, wir transportieren ihn deshalb in einer separaten Plastiktüte. Und weil sich die Flamme in der Höhe selbst reguliert und mal höher, mal niedriger brennt ist ein Kochen in der Zelt-Apsis ein absolutes No-Go. Wäre uns zu gefährlich. Könnte allerdings mit Spiritus gehen, das müssen wir in der Wintertestphase noch genauer anschauen.
Die Effektivität des Kochers zeigt sich in den Bildern unten (klicken!): Das gesammelte Holz war ausreichend um einen Liter Wasser zu kochen und einen halben Topf Esskastanien eine halbe Stunde zu rösten… Das würde man mit einem Gaskocher bestimmt nicht machen, weil man sich den Luxus „Esskastanien essen“ mit tagelangem „kalten Kaffee“ kombinieren würde. Das Gas wäre dann nämlich alle.