Gestern war’s also soweit: Nach inzwischen 6 erfolgreichen Langdistanz-Triathlons durfte ich zum ersten mal am Did-Not-Finish schnuppern und habe nur einen Biathlon (Schwimmen, Radeln und direkt in die Endverpflegung) absolviert. Das Tri im Triathlon wird vollkommen überbewertet. Aber von Anfang an.
Seit 2008 habe ich mich jedes Jahr konzentriert auf einen Langdistanz Triathlon vorbereitet… Bestzeit mal ganz knapp über 11 Stunden, aber auch mal einen Triathlon, den ich nur mit einer langen Wanderung in die Abendsonne „erfolgreich“ bis ins Ziel retten konnte.
Dieses Jahr war die Vorbereitung eigentlich ziemlich positiv verlaufen: Ausreichend Trainingskilometer trotz viel Arbeit in der Firma, 8 Monate von November bis Anfang Juli verletzungsfrei geblieben und in jeder Disziplin vom Tempo her ganz zufrieden. Trotzdem hat’s nicht sollen sein.
Das Wochenende beim Challenge Roth -bester Triathlon der Welt- hatte prima angefangen, wir waren bereits am Donnerstag abend mit unserem Wohnmobil auf der großzügigen Triacamperwiese eingetroffen. Freitag Startunterlagen abholen, Samstag ganz entspannt Rad eingecheckt, mit meinen Eltern und Tina Vornesitzer traditionell Abendessen gewesen, ein Gute-Nacht-Bier mit Tina am Kanal getrunken. Weniger gut: Nicht wirklich geschlafen in der Nacht zum Sonntag. Aber die ist eh immer schon kurz vor 5 Uhr zuende, da macht das nicht wirklich was aus.
Die Stimmung am Kanal war genial… aber wer schon einmal am Triawochenende in Roth war kennt das eh schon. Aber meine Nerven spielten da schon ein bisschen Klavier…. im positiven Sinn, mental ist es schon ein Hammer, mit 2500 anderen Sportlern in der Wechselzone zu stehen und auf den Start zu warten. Nein: ihm entgegenzufiebern.
Schwimmen ging super, die auf 200 Mann reduzierte Startgruppe macht spürbar mehr Platz im Startfeld. Ich starte aus der ersten Reihe, versuche auf den ersten Metern recht weit vorne zu bleiben und schwimme die restliche Strecke immer 1,5m parallel zum Kanalufer. Jede Menge Platz und für mich der große Vorteil, dass ich Blindfisch mich nicht auf die Navigation konzentrieren muss sondern nur auf den Abstand zum Ufer. Eine Stunde und sechs Minuten auf der Schwimmstrecke bringen mich ins erste Viertel der Schwimmzeiten, sehr passabel 🙂
Radfahren geht auch ganz gut los. Zwar komme ich auf der ersten Radrunde nur auf einen 30er Schnitt und weiß damit schon, dass meine Bestzeit nicht mehr in Reichweite sein wird. Aber egal: Ich habe Spaß auf der Strecke, darf drei/vier Mal meinen persönlichen Groupies zuwinken und darf den legendären Solarer Berg zweimal hochradeln. Wer das noch nicht gesehen hat und sich nicht vorstellen kann, dass ein erwachsener Mann nur wegen ein paar tausend Zuschauern und einer Wahnsinns-Stimmung mit Gänsehaut und heulend den Berg hochradelt sollte mal in Youtube nach dieser Perspektive aus Radfahrersicht googlen.
Aber wir waren ja eigentlich beim Did-Not-Finish? Das begann eigentlich schon am Anfang der zweiten Radrunde. Nach ~90-100km hatten wir etwas mehr Gegenwind und ich merkte, dass meine Rückenmuskulatur auf Hüfthöhe mit der tiefen Aeroposition heute nicht wirklich Freund werden wollte. Eigentlich dachte ich, dass sich das -als Eisenmann- doch einfach wegdrücken lassen müsste. Klare Beschlussfassung: Weiterfahren wie bisher und Rücken ignorieren. Half aber nix… die Rückenschmerzen hatten ihren eigenen Willen und wurden nach dem zweiten Anstieg am Kalvarienberg in Greding so heftig, dass ich in Aeroposition gar nicht und auch in normaler Sitzposition nur mit heftigen Schmerzen fahren konnte. Einzige (schmerzfreie) Möglichkeit war dann in den Pedalen stehend zu fahren, was sich im Gegenwind aber nur als mäßig praktikable Lösung darstellte. Kilometer 150 treffe ich meine Groupies wieder, heule ihnen was vor, dass ich wohl aufgeben würde, tretle im Minimalkraftmodus noch bis Roth zur zweiten Wechselzone.
UND.
GEBE.
AUF.
Klar: aus gesundheitlichen Gründen war das bestimmt das Beste, für echtes sportliches Laufen auf 42 Kilometer fühlte ich mich auch konditionell nicht mehr fit. Trotzdem bereue ich das Ganze schon eine knappe Stunde später. Mein Körper sagt mir, dass er sich jetzt ganz prima fühlt. Dass der Rücken schon fast nicht mehr klemmt. Und dass überhaupt dieses Mal die Beine gar nicht weh tun. (Klar… die durften ja auch nicht laufen, Körperdepp).
Egal: Montags ohne Finishermedallie, ohne FinisherShirt heimgefahren. Und gleich wieder krank genug um im Internet nachzuschauen, wo ich dieses Jahr noch einen Startplatz für eine Langdistanz bekommen könnte. Hatte ich nicht vor zwei Wochen noch erzählt, dass das vielleicht meine letzte Langdistanz werden könnte weil ich keine Lust mehr auf das ausufernde Training hätte?
Podersdorf? Austria Triathlon? … Wo liegt eigentlich Podersdorf 🙂