Ein Lebenstraum von Nord nach Süd

Trondheim (Øysand) – Melhus – Gaula-Tal

Trondheim (Øysand) – Melhus – Gaula-Tal

Es ist Samstag morgen auf dem teuren Lachsfischer-Campingplatz mit den übersichtlichen Sanitär-/Küchenanlagen. Unser Zeltproblemchen werden wir erst am Montag bei Helsport vorstellen können, so bleibt ein ganzes Wochenende für etwa 50 Kilometer Fahrt. Die Entscheidung fällt 2:0 Stimmen (bei einer Enthaltung von Lasse Isbjørn) für den Øysand-Campingplatz am Trondheimfjord, da wir am Montagmorgen von dort aus nur 8 Kilometer zum Zelthersteller Helsport fahren müssen, was recht gut zu unseren Aufsteh- und Packzeiten passt.

Unsere erste echte Panne nach 2770 Kilometern: Eine Glasscherbe im hinteren Reifen.

Der Platz in Øysand liegt direkt am Trondheimfjord auf sandigen Wiesen und beherbergt außerdem eine Kayakschule. Dort verbringen wir einen wirklich entspannten Samstagnachmittag und Sonntag, beobachten Austernfischer am Ufer (diese Vögel mit ihrem lustig watschelnden Gang werden wir ab jetzt vermutlich nicht mehr sehen und werden sie bestimmt vermissen) und schauen den Kayakschülern bei den Eskimorollen-Versuchen zu.

Interessant: Solche Fjordkayaks kann man nach einem Ausstieg beim Kentern offensichtlich schwimmenderweise leeren und auch vom Wasser aus wieder einsteigen. Coole Technik, kenne ich aus meiner (kurzen) Wildwasserkarriere so nicht.

 

Samstag abend zeigt sich dann noch ein echter Gewittersturm zuerst über dem Fjord, dann über unserem Zelt. Das Zelt ist gut abgespannt, da es aber genau quer zum Wind steht biegen sich die Stangen schon bedenklich im Sturm und Platzregen.

Vermutlich fühlt sich das von innen aber viel dramatischer an, als es wirklich ist: Neben uns standen vor dem Sturm zwei nicht-abgespannte, lasch aufgebaute Zelt… und die standen nach dem Sturm immer noch als wäre nichts gewesen. Vermutlich kann unser Zelt doch viel mehr ab als wir denken.

Kundenservice bei Helsport

Montag früh klingelt unser Wecker schon um sieben Uhr. Wir wollen möglichst früh bei Helsport aufschlagen damit wir -auch wenn wir mehrere Stunden für eine Imprägnierung warten müssten- noch eine sinnvolle Etappe radeln können. Zum Glück hat es den Morgen über noch nicht geregnet, mit etwas Glück bekommen wir das Zelt einigermaßen getrocknet in den Packsack.
Also: Kaffee kochen, Zähne putzen, Schlafsäcke/Luftmatrazen einpacken, Innenzelt aushängen… und es beginnt so exakt rechtzeitig zu regnen dass wir doch wieder einen nassen Lumpen Zelt eintüten müssen. Wirklich blöde, so bei Helsport anzukommen.

8 Kilometer und drei PANT!-Stopps später finden wir die Firma Helsport, erzählen von unserem kleinen Problem und entschuldigen uns, dass wir so ein nasses Stück Zelt dabei haben.
Frau Bente Lund von Helsport hört uns freundlich zu, schaut sich das nasse Zelt und die betreffenden Nahtstellen ganz kurz an und sagt, sie kenne das Problem dass Nähte in seltenen Fällen undicht werden können. Dass es Helsport sehr wichtig ist, dass ihre Kunden mit den Helsport Artikeln zufrieden sind (was wir mit unserem Zelt ja ohnehin sind) und sie verschwindet nach hinten… um kurz später mit einem nagelneuen 2016er Zelt zurückzukommen!!! Eigentlich hatten wir mit einer Neuimprägnierung unseres Zelts gerechnet, eine neue Aussenhülle für das Zelt wäre schon ein ganz tolles Ding gewesen.

Aber, um sicher zu gehen dass wir keine Passprobleme mit Innenzelt/Stangen unseres 2012er Zeltes zum aktuellen Zelt haben, bekommen wir von Helsport sogar ein komplett neues Zelt für unseren weiteren Trip nach Gibraltar. Unglaublicher Service, wir sind uns nicht sicher ob es viele Firmen gibt, die so reagiert hätten. VIELEN DANK, HELSPORT!

Wir tauschen dann noch Visitenkarten aus, erzählen von unserem Weg seit dem Nordkap, von der weiteren Reiseplanung in Richtung Süden und fahren überglücklich mit nagelneuem, eingepacktem (trockenen 🙂  ) Zelt ab.

Die weitere Etappe wird jetzt hart: Am liebsten würden wir das neue 2016er Fjellheimen Camp 3 so bald wie möglich aufbauen und sehen, was sich seit unserer Generation geändert hat. Allerdings hinken wir hinter unserem Zeitplan schon ein ganzes Stück hinterher und sollten halt doch noch eine nennenswerte Etappe hinter uns bringen.

Die Route von Melhus nach Røros -unserem nächsten größeren Ziel- führt zuerst an der norwegischen Hauptverkehrsader E6 entlang nach Süden und folgt damit dem Gaulatal. Der zugehörige Radweg ist aber gut ausgebaut, so dass man zu keinem Zeitpunkt auf der vielbefahrenen Straße fahren muss. Auf weiten Strecken führt er dann sogar auf kleinen, zum Teil planierten Kies-Sträßchen abseits der E6 und ist -Novum auf unserer Radtour in Norwegen- auch richtig gut beschildert. Diese Strecken sind richtig beschaulich und weit vom hektischen Verkehr der E6 entfernt.

In Støren biegen wir auf die RV30 in Richtung Osten ab und folgen damit dem Gaula-Tal weiter nach oben. Die Gaula ist ein wichtiger Lachsfluss in Norwegen und praktisch jede zugängliche Stelle des Flusses ist mit mindestens einem parkenden Auto besetzt. Obwohl die Landschaft wirklich schön ist, machen wir leider nur sehr wenige Fotos: Liegt mal wieder am Wetter, das uns mit einem zweistündigen Regen nicht zum fotografieren einlädt.

Eine Pause legen wir trotzdem ein: Lasse möchte sich den Lachsfluss aus der Nähe ansehen und wir wollen gerne noch eine Vesperpause einlegen. Leider steht hier ein „Camping verboten“-Schild, sonst wäre das vielleicht sogar unser Platz für die Nacht geworden.

Den finden wir dann etwas später, wo ein Kiesweg direkt bei einem Bergbach von der RV30 abzweigt. Kaum 100 Meter von der Straße weg ist ein großer Kiesparkplatz mit Zugang zum Bach. Sicherheitshalber kochen wir zuerst noch unser Süppchen hier um zu sehen wie hoch der Durchgangsverkehr am Kiesweg ist. Ein Auto, ein Spaziergänger mit Hund innerhalb einer Stunde lässt uns auf eine ruhige Nacht hochrechnen. Vielleicht gibt es ja abends noch ein Highlight: Im umliegenden Wald haben wir beim Holzsammeln zwei Stellen mit Elchkot gefunden.

Also bauen wir unser nagelneues Helsport Fjellheimen Camp 3 Zelt an der ebensten Stelle des Kiesplatzes auf, flüchten kurz nach Sonnenuntergang vor den Schnaken in unser Refugium und verbringen eine herrlich ruhige Nacht.

Weiter mit „Røros und Femundsee“

Die Bildergallerie des Tages:

Kirche Melhus

Andalsnes – Surnadal, PANT!!!

Andalsnes – Surnadal, PANT!!!

Wir stehen mit unserem Zelt auf dem Campingplatz Saltkjelsnes, wenige Kilometer nach Andalsnes. Morgens früh ist es noch einigermaßen trocken, aber schon kurz nach unserem Aufstehen regnet es wieder los.

Eigentlich kennt unser Zelt zur Zeit nur zwei Zustände: Nass aufgebaut oder nass eingepackt. Aber seit heute morgen kommt wieder was Neues dazu: Es ist nass aufgebaut und tropft herein. Ok, nichts tragisches: Es sind nur wenige Stellen an den Nähten des Außenzeltes, an denen wir Wassereinbruch haben. Da das Innenzelt auch wasserdicht ist, haben wir absolut kein Problem damit, es ist nur unschön, dass wir unsere Sachen im Vorzelt jetzt abdecken müssen. Vermutlich wurden die Nahtstellen bei den Stangenbrüchen vor Torghatten zu sehr gedehnt und sind deshalb undicht geworden.

Jedenfalls hätten wir unser Vorzelt für die restliche Strecke nach Gibraltar gerne wieder dicht und schreiben eine email an den Zelthersteller Helsport, um zu erfahren wie wir eine solche Naht wieder imprägnieren können. Helsport antwortet prompt und meint, wir sollten mit dem Zelt am besten bei Ihnen -in Melhus bei Trondheim- vorbeikommen und wir nehmen dankend an. Melhus ist für uns zwar viel zu weit nördlich und ein Umweg von guten 150 Kilometern, aber die Wasserpfütze in unserem Vorzelt ist groß genug um uns für diese Extrastrecke zu begeistern.

Ziemlich lange tüfteln wir noch in der bequemen Campingplatzküche nach der idealen Streckenführung: Wenig Hauptstraßen, keine exzessiven Höhenmeter. Und möglichst viel Sonne… naja, vergessen wir den letzten Punkt, die Wettervorhersage für den Rest der Woche ist nicht unser Freund.

Wie immer an solchen regnerischen Tagen wird es später Vormittag, bis wir uns aufraffen, das Zelt abzubauen und es wird heute sogar nach 14:00 als wir einen regenfreien Moment abpassen, auf das Pino steigen und in Richtung Fähre Afarnes-Sølsnes losradeln. Tina Vornesitzer kommandiert auf dem Weg zu dieser Fähre mindestens drei Mal „PANT!„, was uns am Fähranleger exakt zwei Minuten zu spät ankommen und die Fähre nur von hinten sehen lässt. Das norwegische Fährsystem funktioniert aber beeindruckend gut und schickt uns unsere Mitfahrgelegenheit über den Fjord per Fahrplan 28 Minuten später wieder her. Ach, wir haben „Pant“ noch nicht erklärt? Folgt ganz unten in diesem Blog 🙂

Der Langfjordveien führt als sehr wenig befahrene Straße durch die bewaldete Nordseite des Fjords. Manchmal wirkt der Wald wie ein Märchenwald, immer wieder fangen umgefallene Bäume oder moosbewachsene Felsen den Blick ein, dann schrecken wir sogar wieder ein Hermelin auf. Leider sind diese Tierchen immer viel zu schnell um sie zu fotografieren, vermutlich mögen die das nicht.

Das Wetter orientiert sich dann an der Wettervorhersage und es gibt die Menufolge nasse Straße, Nieselregen, echter Regen und als Dessert echter Regen mit Gegenwind, so dass wir froh sind, den winzigen Campingplatz Sunndal zu erreichen.

Vermutlich geben wir an der Rezeption ein klägliches Bild ab: Wir werden wirklich enorm zuvorkommend empfangen, die Betreiber bieten uns sogar den Wohnwagen eines Dauercampers als trockene Zuflucht an. Einen kleinen Moment zögern wir schon, denken an unser tropfendes Vorzelt, lehnen aber dann doch ab: Zelt im Regen aufbauen haben wir inzwischen geübt, und so liegen wir eine gute Stunde später in unserem kuscheligen Schlafsack, haben das Notebook vor uns und schauen einen Tatort von Festplatte an. Ok, eine halbe Stunde pausieren wir den Tatort weil der Regen da zu laut auf das Zeltdach prasselt und wir die Schüsse nicht hören können.

3 Tunnel bis Surnadal

Die Straße von Eidsvag nach Surnadal führt durch 3 größere Tunnel, die heute auf dem Programm stehen. Fängt direkt nach dem Campingplatz mit dem Skrøotunnelen auf der RV62 an, bei dem die Umfahrung auf der früheren Straße aber fast höhenmeterfrei richtig Spaß macht.

Nicht viel später folgt der Öksendalstunnelen mit 6 Kilometern Länge der auch eine Umfahrung mit dem Fahrrad zulässt, die aber mit Höhenmetern gespickt ist. Wir schauen uns den Tunneleingang noch aus der Nähe an, sehen den Verkehr und die LKWs im Tunnel verschwinden und entscheiden uns für die Umfahrung. Die ist dann auch richtig schön: Wir kommen mit unserem Lastenrad zwar ganz schön ins Schwitzen, aber es ist immer schön zu sehen, wie sich die Natur solche aufgegebenen Straßen Stück für Stück wieder zurückerobert, wenn die ersten Bäume die halbe Straße überspannen und die ersten Pflanzen und Büsche wieder auf dem Asphalt wachsen.

Der letzte Tunnel im Bunde ist dann der Oppdølsstrandtunnelen, der für Radfahrer wirklich komplett gesperrt ist. Es gibt zwar eine Umfahrung von früher, aber hier ist die Natur wohl schon erheblich viel weiter. Entgegenkommende Reiseradler zeigen uns ihren Video, wie sie ihr Fahrrad über eine Stahlplanke über einen Wasserfall tragen weil einer der alten Straßentunnel komplett verschlossen ist. Mit unserem Pino und Anhänger wäre das absolut nicht machbar und wir müssen uns nach anderen Möglichkeiten umschauen.

In der Tankstelle rät man uns zum Taxi, das uns mitsamt Fahrrad durch den Tunnel fahren könne, aber der angerufene Taxidienst lehnt freundlich ab: Ein Pino mit 2,50m Länge OHNE Anhänger können die leider nicht transportieren. Da hält ein Bus bei der Tankstelle an, der Busfahrer steigt aus und kommt zu uns um uns zu erzählen, dass er uns mitnehmen kann und erklärt uns den Weg zur Bushaltestelle wo er uns in 45 Minuten auflesen kann wenn er seine Tour durch den Tunnel macht.

Echter Kundenservice, wir sind uns nicht ganz sicher, ob uns das überall in Europa auch so passiert wäre. Die 45 Minuten reichen uns jedenfalls locker um noch schnell die Tagesration Gummibärchen für Udo Hintensitzer zu kaufen und um zur beschriebenen Bushaltestelle zu fahren. Das Pino passt prima in das Gepäckabteil des Busses, der Fahrer lässt es sich nicht nehmen, uns nicht nur bis zur ersten Bushaltestelle nach dem Tunnel mitzunehmen sondern uns nach dem Tunnel UND der nachfolgenden längeren Steigung aussteigen zu lassen. Wir sind begeistert, wie der Busfahrer sich in unsere Lage versetzt und nehmen seinen Vorschlag gerne an und der Bus hält 20 Minuten später mit uns hinter dem Tunnel und 100 Höhenmeter höher. Der Busfahrer hilft uns wieder, wie schon beim Einladen mit unserem Gepäck und dem schweren Pino und ist sich nicht zu schade, auch am inzwischen wirklich schmutzigen Pino mit anzupacken. 12 von 10 möglichen Punkten in der Kategorie Kundenservice für diesen Busfahrer!!!

Der Rest der Tagesetappe besteht dann noch aus der hügeligen Straße RV70 zur Fähre und aus der hügeligen Straße RV670 zum Campingplatz am Lachsfluss Surna, wo wir unser Zelt wieder in den Zustand nass/aufgebaut transformieren, duschen und früh ins Bett fallen.

Die Surna ist ein Lachsfluss, der sich seinen Weg über 45 Kilometer von Øvre Rindal bis zum Surnadalfjord bahnt. Vom Fjord her -wo wir auf dem Campingplatz in Surnadalsøra stehen- beginnt das Tal der Surna zuerst als sehr weites Tal, das landwirtschaftlich genutzt wird. Weiter oben bekommt der Fluss immer mehr den Charakter eines Bergflusses mit vielen Stromschnellen in einem engeren Tal. Als wir morgens in unsere Etappe starten verirren wir uns zuerst auf die Hauptstraße RV65 anstatt auf den kleinen Parallelweg auf der anderen Seite des Flusses auszuweichen. Hat den negativen Effekt von mehr Autoverkehr, dafür finden wir hier -vielleicht zum ersten Mal in Norwegen- ein längeres Stück flache Straße vor auf dem wir richtig gut vorwärts rollen. Trotzdem nehmen wir nach gut 10 Kilometern eine Abzweigung auf die parallele Straße und finden uns plötzlich auf einer idyllischen Strecke mit vereinzelten Häusern, mit Wiesen und Wald ganz nah am Fluß wieder. Der Weg ist jetzt auch häufiger nicht asphaltiert und wir kommen deutlich langsamer vorwärts, dafür fühlt sich dieses Norwegen wieder sehr gut an.


Später endet die Parallelstraße wieder auf der RV65, wir fahren über einen breiten Sattel auf 310müM und rollen jetzt das Tal der Orkla hinunter. Übernachtung auf einem winzigen, aber superteuren Campingplatz am Fluss: 220 norwegische Kronen hatten wir bisher noch nicht bezahlen dürfen, vermutlich liegt das an der Bedeutung des Flusses für Lachsfischer, die gerne bereit sind diesen Preis zu zahlen. Nun gut: Dafür sind die santitären Einrichtungen und die Küche des Platzes praktisch nicht existent. Künftig werden wir besser zuerst nach dem Preis fragen und dann unser Zelt aufbauen.

Einschub: PANT!!!

Auf unserer Reise hat sich das Tandemkommando PANT!!! eingebürgert, das wahlweise vom Vorder- oder Hintersitzer gegeben werden kann und mit der Handlungsfolge „Anhalten“ und „Absteigen Tina Vordersitzer“ fest verknüpft ist. Lohnt sich bestimmt, das näher zu erklären. Tina Vordersitzer und Udo Hintensitzer haben nämlich einen dunklen Fleck auf der weißen Seele (gerne auch als schwarze Seele mit wenigen weißen Flecken gesehen). Also: Wir sind sehr gerne in der Natur und besuchen gerne Fleckchen mit schöner Aussicht oder mit der Chance auf Tierwelt. Was dabei extrem auf den Senkel geht, ist dass manche Mitbürger vor uns wohl mit chronischer Vergesslichkeit gesegnet sind und vom Kaugummipapier über leere Zigarettenschachtel bis hin zu in Scherben gebrochene Flaschen allerlei Zeug hinterlassen haben. So haben wir uns -als weißer Fleck auf der Seele- angewöhnt, grundsätzlich mehr Abfall mitzunehmen als wir selbst erzeugt hatten und damit die Vermüllung solcher Stellen wenigstens ein bisschen zu reduzieren.

Auf unserer Reise haben wir dieses Spiel jetzt ein bisschen erweitert und sammeln zusätzlich die Pfandflaschen und Pfanddosen (Pant = norwegisch Pfand) am Wegrand auf. HALT: Bevor jetzt jemand hektisch auf unseren Blogseiten nach der Spendennummer oder unserer Paypal-Adresse sucht: Nein, vielen Dank, unsere 2RadReise ist in finanziell trockenen Tüchern und wir müssen noch kein Pfand aus Mülleimern sammeln um den Heimweg hungerfrei zu überstehen. Trotzdem vielen Dank für das Angebot 🙂

Wenn euch in den nächsten Wochen also ein Pino mit gelbem Lastenanhänger irgendwo begegnen sollte: ABSTAND HALTEN. Es könnte leicht sein, dass zwischen dem Ausruf „PANT!!!“ und dem zugehörigen Nothalt nur Sekunden liegen. Wir kümmern uns dann um den Müll 🙂

Originell, wie manche Zeitgenossen ihren Müll und ihr Pant heimlich entsorgen und verstecken… aber wir finden alle!

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Die Diashow dieser Etappen:

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Die Nacht war dort sehr ruhig gewesen, es hatte kaum Wind. Trotzdem haben wir morgens wieder so einen verdächtigen Knick im Zelt, wo die Stangen sonst eine hübsche Rundung abgeben. Sch…, die nächste Zeltstange ist an einer Verbindungsstelle gebrochen. Wir haben ein Fjellheimen Camp 3 von Helsport und sind eigentlich sehr glücklich mit diesem 3-Mann Zelt.
Es hat bietet uns prima Platz für zwei Luftmatratzen und gibt uns dazu jede Menge Platz um die trockenen -oder zumindest trocken gewünschten- Sachen im Innenzelt aufzubewahren plus eine Apsis, in die alles andere, inklusive Gitarre passt.
Eine schwache Stelle scheint aber doch irgendwie die Stärke der Stangen zu sein, da die zweite jetzt gebrochen ist. Bei der genauen Inspektion mit Seniorenlesebrille sehen wir, dass einige weitere Stangenelemente an derselben Stelle schon Haarrisse zeigen. Ärgerlich: Bis Gibraltar werden wir so nicht kommen, zudem werden die ersten kräftigeren Fjordwinde unser Zelt lässig zerlegen. Und dann sitzen wir in unserem nassen Lappen, idealerweise in strömendem Regen und mitten in der Nacht.
Nö, das passt nicht zu unseren Vorstellungen von Nachtruhe und wir suchen auf der Helsportseite -norwegischer Hersteller- nach Sportgeschäften, die uns vielleicht weiterhelfen können. Brønnøysund liegt auf der Strecke und hat einen freundlichen Sporthändler, der für uns bei Helsport ein neues Gestänge bis Anfang nächster Woche beschafft. Also: Ich säge unter Protesten der Küchenleitung mit dem Küchenmesser das gebrochene Stück der Stange ab um die Zeltstange -etwas verkürzt- wieder verwenden zu können. Zwischenstand Hausmeisterabteilung gegen Küche: 1:0.

Brigitte und Jörg... danke für den Fisch :)

Brigitte und Jörg… danke für den Fisch 🙂

Mit der Reparatur und einem gemütlichen Frühstück zieht sich das Packen wieder ziemlich lange, bis wir den Seelachs von Brigitte und Jörg in unser Gepäck einpacken und den hügeligen Kiesweg zurück zur FV17 radeln… nö, zumindest teilweise schieben weil unsere Beine sich wegen den Höhenmetern am Vortag an den 8%-tern noch heftig beschweren. Der Campingplatzbetreiber kennt diese Straße nach Brønnøysund gut und hat uns eine zumindest etwas weniger hügelige Strecke verprochen: wenn wir die ersten 10 Kilometer geschafft haben.

An dieser Steigung halten wir uns eine Stunde lang schwitzend auf 🙂 und es fühlt sich wärmer an als der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Der hatte uns nämlich nur 9°C, bewölkt und vereinzelt Regen versprochen. Tina Hintensitzer schimpft ein bisschen über die Steigung und die schweren Beine, aber dagegen hat Udo Hintensitzer einen Trumpf im Ärmel: In Sandnessjøen gibt es laut unserer Statoil-POI-Datei eine Statoil-Tankstelle. Kaffee/Schoki bis zum Abwinken und wenn man will auch noch ein leckeres süßes Stückchen oder einen deftigen Hotdog.

Nach der ersten Steigung bleibt die Straße bis Sandnessjøen wirklich gemäßigt wellig, der Wind weht von hinten und wir kommen in eine grüne Landschaft, die wir glatt mit dem Allgäu und dem Voralpenland verwechseln könnten.

Am Straßenrand gehören Löwenzahn und viele wilde Blumen zum Bild, im Hintergrund sind die Gipfel noch weiß vom Schnee, die Landwirtschaft ist im ersten Mähzyklus und hier haben die Kühe die Glocken um… statt der Schafe wie wir es jetzt von den Lofoten und Vesteralen gewöhnt sind. Einzig die Hügel sind hier felsig und zeigen fast alle das charakteristische Bild von tausende Jahre langer Gletscherbehandlung: Die sind meist ganz rund und wellig geschliffen und zeigen die einstige Fließrichtung der Gletscher ins Meer.

Kurz vor Sandnessjøen kommt die Helgelandbrücke eindrucksvoll ins Bild, wir setzen uns vor der Überfahrt auf einen Felsen, genießen den schönen Ausblick und vespern gemütlich.

Nach dieser Brücke sind es nur noch knappe 10 Kilometer bis zur Statoil-Tankstelle, für die wir die FV17 ein Stück weit in den Ort hinein verlassen müssen. Ok: verlassen müssen klingt zugegebenermaßen zu einfach. Wir müssen über einen Hügelrücken radeln, dreimal auf der Karte nachschauen bevor wir die Tankstelle erreichen.

Supertoll, Udo Hintensitzers Trumpf erweist sich jetzt als Karo Lusche. Die Statoil-Tankstelle, die uns den Kaffee spendieren sollte ist eine Automatentankstelle ohne Verkaufsraum, ohne Schoki, ohne süßes Stückchen. Und ohne Hotdog. Schwierig, Tina Vornesitzer -nö, eher uns beide- wieder zu motivieren.  Unser Frischwasser ist leer, die Tanke hat nicht mal einen Wasserhahn und so fehlt uns eine wichtige Kleinigkeit um wenigstens selbst Kaffee kochen zu können. Außerdem müssen wir über den Hügelrücken zurück radeln, was uns eine knüppelharte 12%-Steigung und damit die nächste Radschiebe-Etappe beschert. Klingt das jetzt nörgelig? Ist es.

Den Wasserengpass können wir 10 Kilometer später an einer schönen Kirche mit Friedhof und öffentlicher Toilette lösen (wo wir uns fast verschämt in die Toilette schleichen um unseren Ortlieb Wasserbeutel zu füllen), zum Weiterradeln haben wir trotzdem nicht mehr viel Lust und wir fangen an, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Im Allgäu gibt es überwiegend Kuh- und Mähwiesen und hier ist es ganz ähnlich. Kaum Stellen, an denen man ein Zelt hinstellen möchte ohne das Gefühl zu haben, man steht in Sichtweise des Bauern oder man könnte sich Ärger einhandeln weil man eine Mähwiese mit dem Zelt plättet.
So machen wir noch ein bisschen Berg- und Talfahrt bis zu einem kleinen Rastplatz an der Straße. Wir treffen hier John und Joe aus Schottland wieder, sie übernachten an diesem Rastplatz. Das gibt uns den Mut, zum ersten Mal das Pino an einem Parkplatz abzuschließen und unsere Siebensachen 200 Meter weit ans Meer zu schleppen wo wir unser Zelt an einer Grillstelle aufbauen und unser Mitbringsel -Seelachs von Jörg- braten.

Weiter mit „Sprint zur Fähre und Berg mit Loch“

Die Diashow zum Reisetag:

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Den Ruhetag in Svensby haben wir ausgiebig genutzt, um im Blog zu schreiben, Wäsche zu waschen und die Beine hochzulegen. Genaugenommen können wir hier auch nicht viel mehr machen: Svensby hat keine Einkaufsmöglichkeit, keine Tankstelle wo wir unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen können…. nur wenn die Bar am Campinplatz abends eine viertel Stunde für uns öffnet (um unsere Platzmiete zu kassieren) können wir ein/zwei Dosen Bier für den Abend kaufen -zum stolzen Preis von 70 Kronen (7,50€ !!!) pro Dose. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Wetterbericht für unseren nächsten Reisetag sieht nicht wirklich gut für uns aus, der angesagte Wind mit 30km/h und Böen bis über 50km/h wird uns für die ersten 30 Kilometer genau ins Gesicht blasen, dazu sollen ein paar Liter Wasser aus den Wolken fallen. So sind wir fast überrascht, als wir gegen 6 Uhr im Zelt aufwachen, Sonnenlicht sehen und keinerlei Wind am Zelt rascheln hören. Allerdings bleibt das ein kurzes Vergnügen, denn der nächste Regenschauer kündigt sich mit tiefem Rauschen an und das Zelt wird klatschnass und durchgeschüttelt, lange bevor wir es aus dem Schlafsack schaffen. Heute ist Nationalfeiertag in Norwegen und die Fähre Svensby – Breivikeidet fährt nur drei Mal, so dass wir keine Wahl haben und gar nicht auf gutes Wetter warten können. Wir nutzen die nächste Regenpause um zum ersten Mal in unserem Abenteuer unser Zelt nass einzupacken und stehen um 11:00 pünktlich an der Fähre.

Fähre fahren ist etwas tolles in Norwegen: Nachdem das Pino auf dem Autodeck mit Rokstraps festgezurrt ist kann man zwei Stockwerke höher in ein Cafe sitzen und drei gefühlte norwegische Nationalgerichte haben: Hotdogs, Waffeln mit Käse und Kaffee gibt es anscheinend in JEDEM Kiosk und in jeder Tankstelle.

So gönnen wir uns die kleine Henkersmahlzeit auf dem Schiff bevor wir in Breivikeidet das Pino gegen den Wind vom Schiff schieben und uns in den Kampf mit dem Wind und dem angesagten Niederschlag werfen. Eigentlich gibt es für uns ja keinen Grund, deswegen zu jammern, wir hatten -genau genommen- bis heute geniales Glück mit dem Wetter und konnten sogar am Nordkapp bei 13°C und schönstem Sonnenschein schwitzen. Ist eben heute kleiner Zahltag und wir dürfen auch mal an anderem Wetter schnuppern. Unsere Reise wäre ja kein Abenteuer wenn man nur im T-Shirt bei lauem Rückenwind den Berg runter rollen dürfte!

Inzwischen haben wir gelernt, dass es in Nordnorwegen eigentlich keine ebenen oder flachen Straßenabschnitte gibt. Die vermeintlich flachen Abschnitte an den Fjorden entlang sind in Wirklichkeit lange wellige Abschnitte, in denen sich Hügel mit 20-50 Höhenmetern und 4-7% Steigung aneinander reihen. So wechseln wir die Gänge im Kilometerrythmus zwischen dem höchsten Gang bergab in den kleinsten Gang bergauf. Obwohl: Heute zwingt uns der Wind bergab trotz kleinem Gang in die Pedale, damit wir bergauf wieder im Kleinsten kämpfen können. Dass die hintere Bremse zu schleifen beginnt und -zumindest vermeintlich- zusätzliche Kraft einfordert zehrt zusätzlich an den Nerven: eine schlecht eingestellte Schaltung oder ein Quitschen oder Schleifen am Rad gehört zu den Dingen, die Udo Hintensitzer in Minutenfrist jede Laune komplett versauen können und drohen sich im Extremfall zur Ehekrise auszuweiten. Also machen wir auf halber Strecke eine Werkstattpause, laden unser Gepäck ab um die Bremse zu prüfen und -zum Glück- wieder besser eingestellt zu bekommen.

So erreichen wir nach knapp 3 Stunden Gegenwind, etwas Graupelschauer und deutlich weniger Regen als vorhergesagt den Knickpunkt unserer Tagesetappe und dürfen ab jetzt mit Rückenwind nach Tromsø rollen. Super: Wir verbringen die heutige Nacht wieder bei Bjørn und Hilde, wo wir schon unsere erste Nacht auf dem Hinweg zum Nordkapp übernachten durften. Many thanks again to you and your family: We did quite enjoy your kind hospitality and our stay in your house!!!

Weiter mit „Sonne, Schnee, Regen und karibische Buchten“

… leider fällt die Bildergalerie für diesen Reisetag kurz aus, sorry: An den Radetappen, bei denen dicke Handschuhe zum Basisequipment gehören ist die Lust, anzuhalten und Fotos zu machen eben deutlich reduziert. Außerdem will ja Keiner Fotos von Wäldern oder Fahrrädern im Regendunst sehen 🙂

 

Das Zelt für die Radreise

Das Zelt für unsere Radreise ist kein Neukauf, wir verwenden dieses Zelt schon ein paar Jahren.

Unsere Anforderungen an das Zelt waren beim Zeltkauf:

  • großzügige Apsis (Vorzelt) um darin auch kochen zu können wenn es regnet
  • leichte Bauweise, kleines Packmaß
  • auch bei stärkerem Wind noch problemlos aufbaubar, Tunnelzelt
  • großzügig in der Grundfläche. Wir verwenden ein 3-Personenzelt für uns Zwei, weil wir damit keine Probleme mit Gepäck haben und bei Regen noch jede Menge Platz zum Ein/Auspacken haben.
  • großzügige Lüftungsöffnungen um das Trocknen zu beschleunigen

Wir haben uns dann für das Helsport Fjellheimen Camp 3 in Verbindung mit einem Footprint entschieden:

Radwandern in Spanien

Radwandern in Spanien

3-Mann Zelt... oder Mann-Frau-Hund-Zelt

3-Mann Zelt… oder Mann-Frau-Hund-Zelt