Svensby – Tromsø, hart im Wind
Den Ruhetag in Svensby haben wir ausgiebig genutzt, um im Blog zu schreiben, Wäsche zu waschen und die Beine hochzulegen. Genaugenommen können wir hier auch nicht viel mehr machen: Svensby hat keine Einkaufsmöglichkeit, keine Tankstelle wo wir unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen können…. nur wenn die Bar am Campinplatz abends eine viertel Stunde für uns öffnet (um unsere Platzmiete zu kassieren) können wir ein/zwei Dosen Bier für den Abend kaufen -zum stolzen Preis von 70 Kronen (7,50€ !!!) pro Dose. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Der Wetterbericht für unseren nächsten Reisetag sieht nicht wirklich gut für uns aus, der angesagte Wind mit 30km/h und Böen bis über 50km/h wird uns für die ersten 30 Kilometer genau ins Gesicht blasen, dazu sollen ein paar Liter Wasser aus den Wolken fallen. So sind wir fast überrascht, als wir gegen 6 Uhr im Zelt aufwachen, Sonnenlicht sehen und keinerlei Wind am Zelt rascheln hören. Allerdings bleibt das ein kurzes Vergnügen, denn der nächste Regenschauer kündigt sich mit tiefem Rauschen an und das Zelt wird klatschnass und durchgeschüttelt, lange bevor wir es aus dem Schlafsack schaffen. Heute ist Nationalfeiertag in Norwegen und die Fähre Svensby – Breivikeidet fährt nur drei Mal, so dass wir keine Wahl haben und gar nicht auf gutes Wetter warten können. Wir nutzen die nächste Regenpause um zum ersten Mal in unserem Abenteuer unser Zelt nass einzupacken und stehen um 11:00 pünktlich an der Fähre.
Fähre fahren ist etwas tolles in Norwegen: Nachdem das Pino auf dem Autodeck mit Rokstraps festgezurrt ist kann man zwei Stockwerke höher in ein Cafe sitzen und drei gefühlte norwegische Nationalgerichte haben: Hotdogs, Waffeln mit Käse und Kaffee gibt es anscheinend in JEDEM Kiosk und in jeder Tankstelle.
So gönnen wir uns die kleine Henkersmahlzeit auf dem Schiff bevor wir in Breivikeidet das Pino gegen den Wind vom Schiff schieben und uns in den Kampf mit dem Wind und dem angesagten Niederschlag werfen. Eigentlich gibt es für uns ja keinen Grund, deswegen zu jammern, wir hatten -genau genommen- bis heute geniales Glück mit dem Wetter und konnten sogar am Nordkapp bei 13°C und schönstem Sonnenschein schwitzen. Ist eben heute kleiner Zahltag und wir dürfen auch mal an anderem Wetter schnuppern. Unsere Reise wäre ja kein Abenteuer wenn man nur im T-Shirt bei lauem Rückenwind den Berg runter rollen dürfte!
Inzwischen haben wir gelernt, dass es in Nordnorwegen eigentlich keine ebenen oder flachen Straßenabschnitte gibt. Die vermeintlich flachen Abschnitte an den Fjorden entlang sind in Wirklichkeit lange wellige Abschnitte, in denen sich Hügel mit 20-50 Höhenmetern und 4-7% Steigung aneinander reihen. So wechseln wir die Gänge im Kilometerrythmus zwischen dem höchsten Gang bergab in den kleinsten Gang bergauf. Obwohl: Heute zwingt uns der Wind bergab trotz kleinem Gang in die Pedale, damit wir bergauf wieder im Kleinsten kämpfen können. Dass die hintere Bremse zu schleifen beginnt und -zumindest vermeintlich- zusätzliche Kraft einfordert zehrt zusätzlich an den Nerven: eine schlecht eingestellte Schaltung oder ein Quitschen oder Schleifen am Rad gehört zu den Dingen, die Udo Hintensitzer in Minutenfrist jede Laune komplett versauen können und drohen sich im Extremfall zur Ehekrise auszuweiten. Also machen wir auf halber Strecke eine Werkstattpause, laden unser Gepäck ab um die Bremse zu prüfen und -zum Glück- wieder besser eingestellt zu bekommen.
So erreichen wir nach knapp 3 Stunden Gegenwind, etwas Graupelschauer und deutlich weniger Regen als vorhergesagt den Knickpunkt unserer Tagesetappe und dürfen ab jetzt mit Rückenwind nach Tromsø rollen. Super: Wir verbringen die heutige Nacht wieder bei Bjørn und Hilde, wo wir schon unsere erste Nacht auf dem Hinweg zum Nordkapp übernachten durften. Many thanks again to you and your family: We did quite enjoy your kind hospitality and our stay in your house!!!
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… leider fällt die Bildergalerie für diesen Reisetag kurz aus, sorry: An den Radetappen, bei denen dicke Handschuhe zum Basisequipment gehören ist die Lust, anzuhalten und Fotos zu machen eben deutlich reduziert. Außerdem will ja Keiner Fotos von Wäldern oder Fahrrädern im Regendunst sehen 🙂