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Loire-à-velo 1: Nevers – Chateauneuf-sur-Loire

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Loire-à-velo 1: Nevers – Chateauneuf-sur-Loire

Einer der längsten Radwege in Frankreich folgt der Loire bis zur Mündung in den Atlantik bei St. Nazaire. Sie nennen diesen Radweg liebevoll „Loire à velo“, was soviel wie „die Loire per Fahrrad“ heißt, auch wenn es ein bisschen untertreibt weil es die ersten paar hundert Kilometer der Loire ab der Quelle glatt unterschlägt.
Jedenfalls startet der Loire à velo kurz nach der Mündung des Allier in die Loire mit dem Kilometer Null.

Wir hatten ja einen Ruhetag in Nevers und freuen uns frisch ausgeruht auf ein neues Kapitel des Reisetagebuches an der Loire.
Das Wetter ist heute etwas durchwachsen, die wirklich heißen Tage des Jahres sind wohl vorbei. Einerseits schade, weil der Hochsommer damit auch für uns auf der Südroute zu Ende ist, andererseits waren die letzten Tage schon eine echte Hitzeprüfung gewesen.

 

Vom Campingplatz in Nevers geht es etwa 10 Kilometer entlang des Canal-Lateral-à-la-Loire, dann kommen wir an die Kanalbrücke über die Allier an die eine 10 Meter hohe Doppelschleuse direkt angeschlossen ist.

Der Schleusenwärter hat während eines Schleusenganges, der immerhin 30 Minuten dauert, ausreichend Zeit, um uns über unsere Reise auszufragen.
Im Gegenzug löchern wir ihn mit unseren Fragen, die sich auf mehreren hundert Kilometern Kanalradweg halt so anstauen. Ja, die Schleusenwärter sind staatlich angestellt (lässiger Job, sollte man sich fürs nächste Leben vormerken). Ja, die Schiffe zahlen eine Jahresgebühr für die Kanalbenutzung, die sie mit einer Vignette am Schiff dokumentieren müssen. Und ja, ein Schiff, das irgendwo anliegt und vor sich hinrottet muss auch eine Kanalgebühr bezahlen. Und nein, wenn wir im Winter mit Schiff kommen würden wäre nix mit schleusen, da werden Kanäle instandgehalten und sind großenteils geschlossen.

Eine Viertelstunde nach diesem Gespräch mit dem Schleusenwärter startet dann unser Abenteuer Loire à Velo am offiziellen Kilometer Null des Radwegs.

Leider führt der Loire-à-Velo kurz nach dem Kilometer Null auf den Damm der Loire und zeigt den Fluss anfangs eher selten, was der Schönheit der Strecke keinen Abbruch tut: Der Radweg führt durch wenig besiedeltes Land, der Asphalt des Radwegs ist perfekt und wir sehen nur ganz wenige Autos an diesem Reisetag. Wenn die Loire zu sehen ist, ist das meist im Bereich von kleinen, verschlafenen Dörfchen direkt am Fluss oder wenn man einem Anglerweg folgt, der vom Radweg in Richtung Fluss abgeht.
Wir sind hartnäckig genug und der dritte Anglerwaldweg bringt uns direkt auf eine Kiesbank an der Loire für unser Picknick.

Für die Übernachtung fahren wir zum Zeltplatz in Cosne-Cours-sur-Loire, stellen unser Zelt auf der Wiese unter den hohen Bäumen auf… und bekommen eine neue Lektion des Kurses Camping für Fortgeschrittene: Gelernt hatten wir schon die Lektion mit den Mulden auf Campingplätzen (laufen bei Starkregen gerne mit Wasser voll und setzen das Zelt unter Wasser), die Lektion mit der Windrichtung (man schläft besser, wenn das Zelt längs zum Wind aufgebaut ist und gut verspannt wurde) und die Lektion „wo ist Osten“ (damit man die Morgensonne auf das Zelt bekommt).
Ganz neu ist jetzt die Lektion „Zelte nicht unter hohen Bäumen“, die Vorlesung halten heute Nacht eine Gruppe Tauben, unter deren Toilettenast unser Zelt offensichtlich gerade steht. Nicht appetitlich. Nicht einfach wegzuputzen, nicht lustig. Wenigstens hat der Regen dafür gesorgt, dass die gut 30 Flecken nicht angetrocknet sind, 4 Liter Wasser und 20 Tempos später ist der Ärger weggeputzt.


Die Tagesetappe
soll uns über Belleville-sur-Loire, Briare, Sully-sur-Loire nach Chateauneuf-sur-Loire führen.
Nachdem es nachts noch geregnet hatte ist es morgens immer noch recht dicht bewölkt, auch das Atomkraftwerk in Belleville-sur-Loire gibt sich Mühe, den Eindruck noch etwas düsterer zu gestalten.

Immerhin führt der Radweg heute über sehr weite Strecken direkt entlang der Loire und gönnt uns schöne Aussichten auf die alten Dörfchen, vereinzelte Weinberge und kleine Schlösschen auf der anderen Flussseite.

Unsere Mittagspause machen wir direkt an der Loire, wo wir neben Baguette, Käse und Salami einem großen Greifvogel beim Jagen über der Loire zusehen. Immer wieder schraubt er sich auf eine Höhe von 20-30 Metern hoch um danach ins Wasser herabzustürzen. Leider können wir ihn nicht genau genug sehen um sicher zuzuordnen, ob es ein Schwarzmilan oder vielleicht sogar ein Fischadler ist. Unser Vogelkundebuch behauptet jedenfalls, dass einzelne Milanarten auf Fischjagd gehen würden, die Flügelform deutet aber sehr auf eine Adlerart.

 

Nachmittags geht der Radweg dann wieder an den parallelen Kanal zur Loire, wo wir wieder eine Kanalbrücke erreichen: Die Kanalbrücke bei Briare führt den „Canal-lateral-à-Loire“ in einer gut 600 Meter langen Stahlbrücke über die Loire.

Als Tourist kann man diese Kanalbrücke in einem Ausflugsschiff überqueren und Fotos schießen, was heute aber anscheinend nicht so spannend ist: Jedenfalls sind die Fahrgäste so von unserem Pino fasziniert, das sie auf dem Radweg der Kanalbrücke überholt, dass sie praktisch nichts anderes fotografieren. Hat sich die Fahrt mit dem Ausflugsboot schon mal gelohnt!

 

Der Campingplatz in Chateauneuf-sur-Loire ist heute, Mitte September schon recht leer. Trotzdem hat sich ein mobiler Pizzabäcker auf den Platz verirrt, was wir gnadenlos ausnutzen. Heute abend gibt es französische Pizza, warme Dusche… und abends noch einen Film vom Notebook im Zelt. Und Nüsschen. Und Rotwein. Das Leben ist schön!

Weiter mit „Loire-a-Velo 2: Loireschlösser und Jagdbeginn“http://www.2radreise.de/loire-a-velo-2-loireschloesser-cheaumont/

Die Bildergalerie dieser Etappe:

Trondheim (Øysand) – Melhus – Gaula-Tal

Trondheim (Øysand) – Melhus – Gaula-Tal

Es ist Samstag morgen auf dem teuren Lachsfischer-Campingplatz mit den übersichtlichen Sanitär-/Küchenanlagen. Unser Zeltproblemchen werden wir erst am Montag bei Helsport vorstellen können, so bleibt ein ganzes Wochenende für etwa 50 Kilometer Fahrt. Die Entscheidung fällt 2:0 Stimmen (bei einer Enthaltung von Lasse Isbjørn) für den Øysand-Campingplatz am Trondheimfjord, da wir am Montagmorgen von dort aus nur 8 Kilometer zum Zelthersteller Helsport fahren müssen, was recht gut zu unseren Aufsteh- und Packzeiten passt.

Unsere erste echte Panne nach 2770 Kilometern: Eine Glasscherbe im hinteren Reifen.

Der Platz in Øysand liegt direkt am Trondheimfjord auf sandigen Wiesen und beherbergt außerdem eine Kayakschule. Dort verbringen wir einen wirklich entspannten Samstagnachmittag und Sonntag, beobachten Austernfischer am Ufer (diese Vögel mit ihrem lustig watschelnden Gang werden wir ab jetzt vermutlich nicht mehr sehen und werden sie bestimmt vermissen) und schauen den Kayakschülern bei den Eskimorollen-Versuchen zu.

Interessant: Solche Fjordkayaks kann man nach einem Ausstieg beim Kentern offensichtlich schwimmenderweise leeren und auch vom Wasser aus wieder einsteigen. Coole Technik, kenne ich aus meiner (kurzen) Wildwasserkarriere so nicht.

 

Samstag abend zeigt sich dann noch ein echter Gewittersturm zuerst über dem Fjord, dann über unserem Zelt. Das Zelt ist gut abgespannt, da es aber genau quer zum Wind steht biegen sich die Stangen schon bedenklich im Sturm und Platzregen.

Vermutlich fühlt sich das von innen aber viel dramatischer an, als es wirklich ist: Neben uns standen vor dem Sturm zwei nicht-abgespannte, lasch aufgebaute Zelt… und die standen nach dem Sturm immer noch als wäre nichts gewesen. Vermutlich kann unser Zelt doch viel mehr ab als wir denken.

Kundenservice bei Helsport

Montag früh klingelt unser Wecker schon um sieben Uhr. Wir wollen möglichst früh bei Helsport aufschlagen damit wir -auch wenn wir mehrere Stunden für eine Imprägnierung warten müssten- noch eine sinnvolle Etappe radeln können. Zum Glück hat es den Morgen über noch nicht geregnet, mit etwas Glück bekommen wir das Zelt einigermaßen getrocknet in den Packsack.
Also: Kaffee kochen, Zähne putzen, Schlafsäcke/Luftmatrazen einpacken, Innenzelt aushängen… und es beginnt so exakt rechtzeitig zu regnen dass wir doch wieder einen nassen Lumpen Zelt eintüten müssen. Wirklich blöde, so bei Helsport anzukommen.

8 Kilometer und drei PANT!-Stopps später finden wir die Firma Helsport, erzählen von unserem kleinen Problem und entschuldigen uns, dass wir so ein nasses Stück Zelt dabei haben.
Frau Bente Lund von Helsport hört uns freundlich zu, schaut sich das nasse Zelt und die betreffenden Nahtstellen ganz kurz an und sagt, sie kenne das Problem dass Nähte in seltenen Fällen undicht werden können. Dass es Helsport sehr wichtig ist, dass ihre Kunden mit den Helsport Artikeln zufrieden sind (was wir mit unserem Zelt ja ohnehin sind) und sie verschwindet nach hinten… um kurz später mit einem nagelneuen 2016er Zelt zurückzukommen!!! Eigentlich hatten wir mit einer Neuimprägnierung unseres Zelts gerechnet, eine neue Aussenhülle für das Zelt wäre schon ein ganz tolles Ding gewesen.

Aber, um sicher zu gehen dass wir keine Passprobleme mit Innenzelt/Stangen unseres 2012er Zeltes zum aktuellen Zelt haben, bekommen wir von Helsport sogar ein komplett neues Zelt für unseren weiteren Trip nach Gibraltar. Unglaublicher Service, wir sind uns nicht sicher ob es viele Firmen gibt, die so reagiert hätten. VIELEN DANK, HELSPORT!

Wir tauschen dann noch Visitenkarten aus, erzählen von unserem Weg seit dem Nordkap, von der weiteren Reiseplanung in Richtung Süden und fahren überglücklich mit nagelneuem, eingepacktem (trockenen 🙂  ) Zelt ab.

Die weitere Etappe wird jetzt hart: Am liebsten würden wir das neue 2016er Fjellheimen Camp 3 so bald wie möglich aufbauen und sehen, was sich seit unserer Generation geändert hat. Allerdings hinken wir hinter unserem Zeitplan schon ein ganzes Stück hinterher und sollten halt doch noch eine nennenswerte Etappe hinter uns bringen.

Die Route von Melhus nach Røros -unserem nächsten größeren Ziel- führt zuerst an der norwegischen Hauptverkehrsader E6 entlang nach Süden und folgt damit dem Gaulatal. Der zugehörige Radweg ist aber gut ausgebaut, so dass man zu keinem Zeitpunkt auf der vielbefahrenen Straße fahren muss. Auf weiten Strecken führt er dann sogar auf kleinen, zum Teil planierten Kies-Sträßchen abseits der E6 und ist -Novum auf unserer Radtour in Norwegen- auch richtig gut beschildert. Diese Strecken sind richtig beschaulich und weit vom hektischen Verkehr der E6 entfernt.

In Støren biegen wir auf die RV30 in Richtung Osten ab und folgen damit dem Gaula-Tal weiter nach oben. Die Gaula ist ein wichtiger Lachsfluss in Norwegen und praktisch jede zugängliche Stelle des Flusses ist mit mindestens einem parkenden Auto besetzt. Obwohl die Landschaft wirklich schön ist, machen wir leider nur sehr wenige Fotos: Liegt mal wieder am Wetter, das uns mit einem zweistündigen Regen nicht zum fotografieren einlädt.

Eine Pause legen wir trotzdem ein: Lasse möchte sich den Lachsfluss aus der Nähe ansehen und wir wollen gerne noch eine Vesperpause einlegen. Leider steht hier ein „Camping verboten“-Schild, sonst wäre das vielleicht sogar unser Platz für die Nacht geworden.

Den finden wir dann etwas später, wo ein Kiesweg direkt bei einem Bergbach von der RV30 abzweigt. Kaum 100 Meter von der Straße weg ist ein großer Kiesparkplatz mit Zugang zum Bach. Sicherheitshalber kochen wir zuerst noch unser Süppchen hier um zu sehen wie hoch der Durchgangsverkehr am Kiesweg ist. Ein Auto, ein Spaziergänger mit Hund innerhalb einer Stunde lässt uns auf eine ruhige Nacht hochrechnen. Vielleicht gibt es ja abends noch ein Highlight: Im umliegenden Wald haben wir beim Holzsammeln zwei Stellen mit Elchkot gefunden.

Also bauen wir unser nagelneues Helsport Fjellheimen Camp 3 Zelt an der ebensten Stelle des Kiesplatzes auf, flüchten kurz nach Sonnenuntergang vor den Schnaken in unser Refugium und verbringen eine herrlich ruhige Nacht.

Weiter mit „Røros und Femundsee“

Die Bildergallerie des Tages:

Kirche Melhus

Trondheim – Insel Runde – Ålesund

Trondheim – Insel „Runde“ – Ålesund

Wir sind unterwegs zurück nach Trondheim… aber stehen wir hier am richtigen Abflug-Gate?

Das Pino steht noch brav und ordentlich abgeschlossen im Vikhammer Motell (&Camping) als wir nach unseren zwei Wochen Heimurlaub zurück nach Trondheim kommen. Es ist Dienstag nachmittag und wir buchen uns für die eine Nacht wieder ein Zimmer im Hotel damit wir ausreichend Platz haben um die Fahrradpacktaschen ordentlich zu packen. Morgen früh müssen wir rechtzeitig wegkommen damit wir das Hurtigruten-Schiff auf der Südroute erwischen. Wir wollen mit diesem Schiff zur Insel Runde fahren und dort einen Tag Pause machen: Runde ist ein wichiger Brutort für viele Vogelarten und wir wollen auf unserer Tour unbedingt noch Papageientaucher sehen.

Wir buchen die Überfahrt als Deckpassage und ohne Kabine, da wir Runde planmäßig um 2:00 nachts erreichen und von der Fahrt im Mai zum Nordkapp wissen dass man auf den Sofas des Aussichtsdecks prima schlafen kann weil da abends und nachts eh nichts los ist. Man kann sich täuschen: Juli ist nicht Mai und Trondheim-Alesund ist nicht Nordkapp. Außerdem ist heute das Europameisterschafts-Halbfinale zwischen Portugal und Wales. So ist das Aussichtsdeck heute nacht voll mit tratschenden Familien, trinkenden Fußballfans und euphorisierten Rentnern, die ihr Hurtigruten-Erlebnis gemeinsam Revue passieren lassen. Also müssen wir unser Sofa mit anderen Reisegästen teilen und können hinliegen und schlafen vergessen. Schade.

Mit ein wenig Verspätung erreicht die Polarlys Torvik um halb 3 nachts, spuckt uns aus und dampft nur 15 Minuten später wieder ab.

Die Anlegestelle der Hurtigruten in Torvik hat tagsüber den langweiligen Charme einer Lagerhalle für Hurtigrutenbedarf und wirkt nachts noch etwas eingeschlafener. Kein Grund, sich noch lange hier aufzuhalten.
Der Plan war, auf der 20 Kilometer langen Strecke über die Inseln Leinøya, Remøya und Runde ein ruhiges Plätzchen für ein Nickerchen zu finden und dann morgens auf dem Campingplatz Runde einzulaufen. Es ist ja schließlich ein No-Go, nachts um halb vier ein Zelt aufzuschlagen und damit anderen Campern den Schlaf zu rauben. Wir können es kurz machen: Wir radeln hochgemütlich über die Inseln bewundern den Blick auf- und von den hohen Brücken zwischen den Inseln, finden unterwegs KEIN Schlummerplätzchen und bauen unser Zelt nachts um vier auf. So leise wie irgend möglich, unsere Nachbarn beteuern am nächsten Morgen dass sie uns nicht gehört hätten. Sehr freundlich und zurückhaltend, diese Norweger 🙂

Runde ist ein Brutparadies für viele Vögel. Neben der Hauptattraktion, den Papageientauchern, brüten hier Basstölpel, Trottellummen, Raubmöven, Dreizehenmöven, Seeadler, Kormorane und viele andere Seevögel. Der Campingplatzbetreiber Knut gibt einem gleich bei der Anmeldung Informationen über die Insel, die Wanderwege und über die Brutfelsen der verschiedenen Tiere. Toller Service, er erzählt auch, um welche Uhrzeit die Papageientaucher aus ihren Höhlen kommen und man sie am besten sehen kann: ab 21:00.

So machen wir uns am frühen Abend auf den etwa dreistündigen Rundwanderweg auf dem Hochplateau der Insel. Die Ausblicke sind großartig und der Blick von 250 Meter hohen schroffen Felsklippen hinunter aufs Meer nehmen einem den Atem.

Wir lassen uns Zeit bei den Brutfelsen der Basstölpel, schauen den Raubmöven beim Vorbeisegeln zu und heben uns die Papageientaucher auf den Schluss auf. Die sind einfach zu finden: Da wo die meisten Wanderer stehen und wo die Hobby- und Profifotographen mit ihren Mega-Teleobjektiven stehen. Wir setzen uns dazu und brauchen weit über eine Stunde bis wir uns wieder lösen können. Diese Tiere sind nicht nur beeindruckend hübsch, sie erkennen Menschen auch kein bisschen als Feinde an. Auch wenn ihre Bruthöhlen zum Teil nur einen Meter von den Vogelfreunden weg sind lassen sie sich davon nicht stören. Wahrscheinlich ignorieren sie uns einfach, auch weil  wir deutlich weniger hübsch sind und unser Schnabel mit ihnen auch nicht mithalten kann. Eine geniale Stunde an den Felsen. Neben den Walbeobachtungen ist das wohl der intensivste Naturmoment, auch weil die Tiere einem jede Zeit der Welt geben um sie aus der Nähe zu sehen.

Es wird 21:30 bis wir wieder am Campingplatz ankommen, Antoine Griezmann schießt das 1:0 im EM-Halbfinale gegen Deutschland und beendet eine Stunde später mit dem 2:0 unser Interesse an Fußball. Europameister werden im allgemeinen doch eher überbewertet, Weltmeisterschaften zählen.

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag schon wieder früh von Runde abfahren, haben uns aber bei der Inselwanderung von mehreren Leuten die Schifffahrt zu den Brutfelsen empfehlen lassen und melden uns stattdessen für die erste Fahrt mit der Aquila um 11:00 an.

Johan, Kapitän der Aquila, ist pensionierter Lehrer und verbringt die beiden Papageientaucherbrutmonate damit, Hobbyornitologen um die Insel Runde zu fahren. Er erzählt seinen Gästen viele Dinge über die Vögel hier, wie sich nicht zuletzt durch den Klimawandel und die veränderten Futterbedingungen einige Populationen reduzieren und andere hinzukommen und er kennt die Brutfelsen sehr genau. So erfahren wir, dass Raubmöven eigentlich Mundraubmöven heißen müssten und können es sogar direkt beobachten. Die Raubmöven attackieren Basstölpel im Flug bis die ihre Jagdbeute fallen lassen und sogar bereits geschluckte Fische wieder hochwürgen. Dann brauchen sie sich nur noch auf Wasser hinunterstürzen und den Mundraub vor den Dreizehenmöven abfischen.
Johan zeigt uns auch den Horst des Adlers, fährt mit dem Schiff in eine Grotte in der Trottellummen und Basstölpel ihre flauschigen Kleinen aufziehen und liefert uns nach zwei spannenden Stunden auf dem Meer wieder im Hafen ab.

So wird es drei Uhr nachmittags, bis wir unser Zelt und unsere Sachen eingepackt haben und uns wieder auf den Weg machen.
Lasse Isbjørn hatte gestern auf der Fahrt vom Hotel zum Schiff schon dauernd genörgelt, dass er immer nur in Tina Vornesitzers Handtasche sitzen darf und bekommt jetzt seinen Logenplatz mit Aussicht am Pino. Hoffentlich fängt das Genörgel nicht wieder an, wenn es mal regnet.

Die Fahrt von Runde nach Ålesund führt zuerst wieder zurück über die Inseln bevor es auf die Hauptstraße 61 geht. Auf den Inselstraßen, auf denen nur ganz wenige Autos unterwegs sind können wir uns die meiste Zeit sogar entspannt auf Radwegen bewegen, die ab der Hauptstraße dann leider fehlen. Also weniger entspanntes Radeln bis Hareid. Hier starten wir das Experiment norwegisches Schnellboot mit Pino um die Strecke nach Ålesund abzukürzen. Super: Die Besatzung des Schnellbootes ist hilfsbereit, sogar der Kapitän beteiligt sich höchstpersönlich daran, unser schwerbeladenes Pino um die engen Winkel herumzuwuchten und wir sind um 21:00 auf dem Meer in Richtung Ålesund. Das Tempo des Schnellbootes ist der Hammer, die Zeit zwischen Hareid und Ålesund reicht uns grade mal so um eine kleine Ecke zu essen und die Gischt hinter den Turbinen des Schiffs zu bestaunen.

Zum Glück ist der Campingplatz in Ålesund nur 2 Kilometer von der Anlegestelle weg. Wir wollen nach der kurzen Nacht auf Runde und nach den 70 Kilometern radeln nur noch duschen und schlafen. Ok: noch ein Feierabend-Bier trinken nachdem wir unser Zelt auf dem letzten verbleibenden Wiesenfleckchen einzentrieren.

Weiter mit „Pässe im Regen“

Die Bildergalerie dieser Etappe:

Umwege lohnen sich

Umwege lohnen sich

Es ist Dienstag morgen, wir hören beim Aufwachen den Regen auf dem Zelt. Wobei man sich nicht täuschen lassen darf, das Geräusch des Regens dramatisiert immer ein bisschen: Niesel hört sich an wie Regen, Regen hört sich an wie Wolkenbruch, Wolkenbruch hört sich an wie… naja, vielleicht Weltuntergang? Gleichzeitig wirkt das Geräusch auch einschläfernd und wir pennen glatt nochmal ein. Allerdings nur, um eine Stunde später wieder bei Niesel aufzuwachen.

Es hilft nichts: Der Übernachtungsplatz am Ende eines Waldweges lädt uns kaum dazu ein, den Tag hier zu verbringen und so vereinbaren wir Arbeitsteilung für die Startvorbereitungen: Udo Hintensitzer darf draußen trockenes Holz für den Frühstückskaffee suchen und den Hobo anwerfen, Tina Vornesitzer darf im Zelt bleiben und muss dafür die Luftmatratzen und Schlafsäcke einpacken bis der Kaffee kocht und das Müsli bereit steht. Die Sitzordnung behalten wir bei, Vornesitzer darf im Vorzelt frühstücken während Hintensitzer im jetzt wirklich nicht mehr nennenswerten Nieselregen seinen Kaffee schlürft. Ziemlich fix sind wir dann mit den restlichen Packaktivitäten fertig (unter 2,5 Stunden zwischen Aufstehen und Losfahren, neuer Rekord!!!), schieben das Pino über den Waldweg zurück zur Straße und radeln los.

Heute wollen wir über die 710 nach Brekstad zur Fähre fahren. Diese Fähre geht über den Trondheimsfjorden und wird unsere letzte Fähre auf dem Weg nach Trondheim sein. Auf der Landkarte ist südlich dieser 710 noch die alte Straße FV231 eingezeichnet, die über die Weiler Stallvik und Høybakken führt und mit Sicherheit weniger Verkehr hat. Dafür sind wir uns nicht sicher, wie der Straßenbelag zu erwarten ist, unser Tandem ist wegen dem hohen Gewicht auf dem 20-Zoll Vorderrad sehr empfindlich auf tiefen Kies… aber wir wollen es auf jeden Fall riskieren um näher an Natur und weiter vom Verkehr fahren zu können.

Die ersten Kilometer nach unserem Übernachtungsplatz geht es gemütlich sanft abwärts und wir nutzen die Gelegenheit, unser Wasser an einem Bach wieder aufzufüllen.

Außerdem gehen wir in Årnes sicherheitshalber gleich einkaufen, da die nächsten Einkaufsmöglichkeiten auf unserer Karte erst 60 Kilometer später in Brekstad verzeichnet sind. Als wir aus dem Supermarkt kommen sehen wir wie eine Frau ihren Wagen laufen lässt während sie zum Einkaufen in den Markt verschwindet…

Einschub „Günstige Fahrgelegenheiten und Luftverschmutzung“:

Wer mit dem Fahrrad in Urlaub fahren möchte und mit einem schönen neuen Auto zurückkommen will sollte Norwegen in Erwägung ziehen. Man sieht dort sehr häufig, wie jemand an der Tankstelle oder beim Einkaufen den Motor des Wagens mit steckendem Schlüssel einfach laufen lässt während er seine Besorgungen macht… was bei uns aus Umweltschutzgründen und potentiellen Autodieben keiner machen würde.
Wir sind uns nicht ganz sicher, warum Norweger das so machen, vermutlich hat es mit Gewohnheiten aus strengen Wintern zu tun: Bei -10°C und kälter beginnt diese Angewohnheit schon Sinn zu machen. Mangels Großstadterfahrung zählen die Menschen in Nord-Norwegen das Wort Luftverschmutzung auch gar nicht zu ihrem Wortschatz. Nebenbei gibt uns das aber auch ein gutes Gefühl, die Kriminalitätsrate scheint in Norwegen sehr niedrig zu sein, auch das Grundvertrauen anderen und fremden Menschen gegenüber scheint sehr viel höher als bei uns zuhause zu sein. Jedenfalls hätten wir in sieben Wochen Norwegen dutzende Male die Möglichkeit gehabt, unser Pino gegen einen guten Gebrauchten einzutauschen.

Als wir eine Stunde später die Abzweigung zur FV231 erreichen sind wir zuerst nicht sicher: Die abzweigende Straße ist unscheinbar, was den Straßenbelag -festgefahrener, glatter Kies- betrifft aber auf der anderen Seite sehr beängstigend weil sie direkt mit 200 Metern Steigung der 10%-Klasse aufwartet. Und was nach der Kurve da oben kommt können wir noch gar nicht mal ausmachen. Die Entscheidung, hier trotzdem abzubiegen ist dann doch ganz einfach, als ein Convoy von guten 10 Autos und 2 LKWs an uns vorbeifährt. Lieber naturnah wegen Steigungen schwitzen als sich konstant überholen und den Spaß am Radfahren nehmen zu lassen.

Jedenfalls lohnt sich diese alte Straßenführung in dreierlei Hinsicht: Zum einen sehen wir auf den nächsten 20 Kilometern kaum mehr als zwei Autos auf unserer Straße, zum anderen bleibt der komprimierte Kies (später Asphalt) durchgehend schlaglochfrei und zum dritten hält sie uns warm: Außer der anfänglichen heftigen Steigung lässt uns die wellige Strecke mit ihren bösen Zwischensteigungen gleichmäßig schwitzen.

Die wohlverdiente Nachtruhe halten wir deshalb nach etwas verkürzter Etappe schon auf dem Campingplatz Austratt wo wir auch am nächsten Morgen noch lange faulenzen, Gitarre spielen, stricken und extra Kaffee trinken bevor wir zur 14Uhr-Fähre nach Brekstad radeln.

Das Wetter ist heute prima, einzig das Höhenprofil macht den müden Beinen etwas Angst. Direkt nach der Fähranlegestelle Agdenes steigt die Straße auf gut 100 Höhenmeter an, bleibt danach für einige Kilometer sanft wellig um vor Orkanger nochmals auf 170 Meter anzusteigen. Wir versuchen es kurz mit Jammern und Selbstmitleid, aber das Höhenprofil lässt sich so wenig beeindrucken wie ein guter Schiedsrichter bei einer Arjen Robben Schwalbe im Strafraum. Also packen wir’s einfach an.

Bei der ersten Steigung werden wir dann von einer Ausflugsgruppe Fliegen in Mannschaftsstärke begleitet, die unser Schwerlasttempo bergauf lässig mithalten können. Auch wenn sie nicht stechen sind sie doch super lästige Viecher und wollen einem am liebsten in die Augen sitzen oder -noch schlimmer- eingeatmet werden. Zum Glück können wir bergab den Turbo zünden und die Tierchen müssen sich neue Opfer suchen.
Überhaupt sind wir heute überraschenderweise richtig gut drauf und brennen auch dank konstantem Rückenwind einen Rekordschnitt auf den Asphalt. Knapp 19km/h Tagesschnitt ist für uns auf einer welligen Strecke schon eine echte Hausnummer.

Highlight für Highlight: Gegen Ende des zweiten längeren Anstiegs des Tages sieht Tina Vornesitzer eine Kuh… nein, ein Pferd…. NEIN: einen Elch am Waldrand. Wir halten an, packen das Fernglas und die Kamera aus und fotographieren das Tier ausgiebig bis es -vermutlich genervt von uns- im Wald verschwindet. Auf den Fotos sieht man, dass es ein männlicher Elch ist, der gerade sein Winterfell abwirft und sein Geweih schon irgendwo verlegt haben muss. Da sind nämlich schon die Geweihstümpfe des 2016er Jahrgangs zu sehen. Ausgehend von seiner Statur und Größe dürfte es vermutlich ein junger Elchbulle mit 3-4 Jahren sein.
Jedenfalls haben wir wieder ein spannendes Gesprächsthema für die restlichen Kilometer bis zum Campingplatz in Orkanger und freuen uns darauf, unsere Fotos am Notebook durchzuschauen.

Weiter zu „Trondheim“

Zur Bildergallerie dieser Tage:

Aprilwetter in Norwegen

Aprilwetter in Norwegen

Es ist Freitag nachmittag, 13:30, und wir sitzen auf der Terrasse des Campingplatzes in Kolvereid in der Sonne. Die dritte Kanne Kaffee zieht gerade und die leckeren Haferkekse liegen auch schon auf dem Tisch. Normalerweise sind wir um diese Uhrzeit schon seit zwei Stunden auf der Straße damit wir ein paar Kilometer vorwärts kommen und nicht immer erst spät abends das Zelt aufschlagen müssen.
Aber heute ist alles ein bisschen anders, wir haben uns den faulen Tag irgendwie verdient: Die letzte Woche war in Summe trotz eines Ruhetages schon relativ hart mit stürmischen Tagen/Nächten, norwegischem Aprilwetter, viel Regen und etwas Bedenken mit unserem Zelt. Außerdem hatten wir ja die Zwangspause in Brønnøysund um uns beim Sportladen neue Stangen für unser Zelt abzuholen: Die vorhergehenden hatten sich Stück-für-Stück mit Haarrissen und zwei Komplettbrüchen verabschiedet.

Zeitsprung zurück… der letzte Blogeintrag stammt von der stürmischen Nacht am Berg mit Loch, Torghatten. Der Wind ist auch am Morgen noch stürmisch und bringt immer wieder auch heftigen Regen mit sich, so dass wir das Frühstück in die winzige Gemeinschaftsküche des Campingplatzes verlegen müssen. Zusammen mit zwei Paaren aus Leipzig, die ihre Campingstühle und Tisch mit hereingebracht haben und die halbe Küche schon zustellen. Wir motzen jetzt zu sechst ein bisschen über das Wetter, das sich davon aber nur mäßig beeindruckt zeigt.

So packen wir den nassen Lappen namens Zelt in seinen Sack, stellen das Pino, das vom nächtlichen Sturm umgeworfen wurde wieder auf die Beine und ziehen Regenhose / Regenjacke an. Eigentlich ist das -zumindest für Vielschwitzer wie Udo Hintensitzer- reine Augenwischerei: Da gibt es nur die Wahl zwischen Nass vom Regen und nassgeschwitzt in den luftdichten Klamotten. Da der Regen wirklich heftig ist entscheide ich mich für Zweiteres weil es immerhin die wärmere Nass-Alternative ist.

Von Torghatten zurück auf die FV17 geht es zuerst knapp 20 Kilometer gegen den Wind, dafür gibt es schon nach einer knappen Stunde die erste Statoil-Tankstelle wo wir unsere Kaffee/Schoki-Flatrate ausgiebig auskosten. Kurz danach biegen wir auf die FV17 mit Südkurs ab und haben ab hier abwechselnd Regen von oben, Regen von hinten, Regen als Niesel, Regen als Starkregen, Graupel und auch mal blauen Himmel. Solches Wetter haben wir in Norwegen öfters erlebt: Mehrmaliger Wechsel von blauem Himmel hin zu kompletter Bewölkung und wieder zurück innerhalb kurzer Zeit. Wir schalten bei diesen Bedingungen in einen Augen-zu-und-durch-Modus, machen nur sehr wenige Fotos, wenn die Sonne die Beleuchtung übernimmt. Der Ankerpunkt für den ersten Abend ist der Campingplatz am Fährableger Vennessund, den Tina Vornesitzer sehr gerne nehmen würde. Er sieht sehr gepflegt aus, hat eine heimelige Gemeinschaftsküche aber ein erhebliches Manko: Er steht genau in der Düsenwirkung des Fjords und damit wirklich mächtig im Wind. Udo Hintensitzer setzt sich durch, lockt mit dem Campingplatz in Holm auf der anderen Seite und wir beeilen uns auf die Fähre.

Den Campingplatz in Holm können wir nicht so richtig beschreiben: Der hat nämlich inzwischen geschlossen, der Wegweiser dorthin ist mit weißer Farbe übersprüht und es gibt den ersten Dissens innerhalb des Tandemteams… immerhin ist Udo Hintensitzer schuld, dass wir diese Nacht eben nicht bei heimeliger Gemeinschaftsküche sondern in einem Wäldchen ein paar Kilometer später verbringen. Als der nächste Morgen dann auch noch mit Regen anfängt und wir im Zelt frühstücken müssen hat Tina Vornesitzer ihr erstes Tief und pflegt einen tiefen Frust weil wir jetzt doch schon seit ein paar Tagen mit nassem Wetter kämpfen und allmächlich nichts von unseren Siebensachen mehr wirklich trocken ist.

Wir sind inzwischen -ungewollt- recht gut darin, ein nasses Zelt einzupacken und nehmen uns vor, diesen Regentag einfach nochmal auf dem Rad durchzuziehen und uns auf den Weg zu machen. Der Verkehr auf der FV17 nervt uns schon wieder ein bisschen, deshalb wollen wir bei der nächsten Gelegenheit abbiegen und über die 802 und die 771 / 770 in Richtung Rørvik fahren. Offensichtlich haben einige Wohnmobilfahrer denselben Plan wie wir, der Verkehr wird zwar weniger aber nicht so ruhig wie wir uns das erhofft hatten. Dafür sind die Steigungen umso mächtiger und diese Etappe wird, auch dank Gegenwind und Regen, zu einer echten mentalen und körperlichen Prüfung für uns. Nach 45 Kilometern kommen wir schon ziemlich auf dem Zahnfleisch daher, die Motivation ist seit heute morgen auch nicht wirklich gestiegen… vermutlich hat die Natur uns hier genau deshalb ein Highlight eingebaut: Auf einer Wiese, gut 150 Meter neben der Straße sind zwei große braungraue Steine. Obwohl: Steine bewegen sich normalerweise eher wenig, aber da auf der Wiese tut sich wirklich was. Elche???

Mit einer gewissen Reaktionszeit halten wir an, parken das Pino und wollen ein Stückchen zurück gehen um wieder Blick auf die Wiese zu bekommen. Brauchen wir gar nicht: In dem Birkenwäldchen direkt an der Straße liegt eine Elchkuh im Gras und schaut aus gerade mal 10 Metern Entfernung zu uns herüber. Wow, ist so ein Elchkopf mächtig groß!!! Offensichtlich sind wir der Elchdame nicht ganz geheuer und sie beschließt sich zu verabschieden. Langsam, ganz ohne Hektik steht sie auf und läuft ganz langsam von uns weg in den Wald. Erst jetzt sehen wir, dass ein Elchkalb bei ihr ist und ihr hinterhertrottet. Wirklich cool. Dumm nur, dass wir jetzt unseren Blog umschreiben müssen, nachdem wir erst vor einer Woche hieb- und stichfest nachgewiesen hatten dass es in Norwegen gar keine freilebenden Elche geben kann. Egal, das machen wir später. Jetzt freuen wir uns erst mal wie kleine Kinder, hetzen zum Pino zurück um den Foto zu holen und suchen uns eine Blickmöglichkeit zur anderen Seite des Waldes. Kurz sehen wir die beiden Elche noch in den nächsten Wald laufen, können ein (schlechtes) Foto zur Dokumentation schießen und haben plötzlich wieder Motivation und ein tolles Gesprächsthema für die restliche Etappe.

Ziemlich platt kürzen wir die Tagesetappe trotzdem bei Kolvereid ab. Nach 65km im Regen und 1100 zum Teil sehr steilen Höhenmetern sehen wir diesen Campingplatz und wollen einfach nicht mehr weiterfahren. Zum Glück macht das Wetter am nächsten Morgen auf… wir breiten unseren kompletten Hausrat zum Trocknen aus und setzen uns zum doppelten Frühstück auf die Terrasse, siehe oben.

Weiter zu „Etwas andere Übernachtungsplätze“

Die Bildergalerie des Tages… fällt mangels fototauglichem Wetter leider kurz aus.

 

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Die Nacht war dort sehr ruhig gewesen, es hatte kaum Wind. Trotzdem haben wir morgens wieder so einen verdächtigen Knick im Zelt, wo die Stangen sonst eine hübsche Rundung abgeben. Sch…, die nächste Zeltstange ist an einer Verbindungsstelle gebrochen. Wir haben ein Fjellheimen Camp 3 von Helsport und sind eigentlich sehr glücklich mit diesem 3-Mann Zelt.
Es hat bietet uns prima Platz für zwei Luftmatratzen und gibt uns dazu jede Menge Platz um die trockenen -oder zumindest trocken gewünschten- Sachen im Innenzelt aufzubewahren plus eine Apsis, in die alles andere, inklusive Gitarre passt.
Eine schwache Stelle scheint aber doch irgendwie die Stärke der Stangen zu sein, da die zweite jetzt gebrochen ist. Bei der genauen Inspektion mit Seniorenlesebrille sehen wir, dass einige weitere Stangenelemente an derselben Stelle schon Haarrisse zeigen. Ärgerlich: Bis Gibraltar werden wir so nicht kommen, zudem werden die ersten kräftigeren Fjordwinde unser Zelt lässig zerlegen. Und dann sitzen wir in unserem nassen Lappen, idealerweise in strömendem Regen und mitten in der Nacht.
Nö, das passt nicht zu unseren Vorstellungen von Nachtruhe und wir suchen auf der Helsportseite -norwegischer Hersteller- nach Sportgeschäften, die uns vielleicht weiterhelfen können. Brønnøysund liegt auf der Strecke und hat einen freundlichen Sporthändler, der für uns bei Helsport ein neues Gestänge bis Anfang nächster Woche beschafft. Also: Ich säge unter Protesten der Küchenleitung mit dem Küchenmesser das gebrochene Stück der Stange ab um die Zeltstange -etwas verkürzt- wieder verwenden zu können. Zwischenstand Hausmeisterabteilung gegen Küche: 1:0.

Brigitte und Jörg... danke für den Fisch :)

Brigitte und Jörg… danke für den Fisch 🙂

Mit der Reparatur und einem gemütlichen Frühstück zieht sich das Packen wieder ziemlich lange, bis wir den Seelachs von Brigitte und Jörg in unser Gepäck einpacken und den hügeligen Kiesweg zurück zur FV17 radeln… nö, zumindest teilweise schieben weil unsere Beine sich wegen den Höhenmetern am Vortag an den 8%-tern noch heftig beschweren. Der Campingplatzbetreiber kennt diese Straße nach Brønnøysund gut und hat uns eine zumindest etwas weniger hügelige Strecke verprochen: wenn wir die ersten 10 Kilometer geschafft haben.

An dieser Steigung halten wir uns eine Stunde lang schwitzend auf 🙂 und es fühlt sich wärmer an als der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Der hatte uns nämlich nur 9°C, bewölkt und vereinzelt Regen versprochen. Tina Hintensitzer schimpft ein bisschen über die Steigung und die schweren Beine, aber dagegen hat Udo Hintensitzer einen Trumpf im Ärmel: In Sandnessjøen gibt es laut unserer Statoil-POI-Datei eine Statoil-Tankstelle. Kaffee/Schoki bis zum Abwinken und wenn man will auch noch ein leckeres süßes Stückchen oder einen deftigen Hotdog.

Nach der ersten Steigung bleibt die Straße bis Sandnessjøen wirklich gemäßigt wellig, der Wind weht von hinten und wir kommen in eine grüne Landschaft, die wir glatt mit dem Allgäu und dem Voralpenland verwechseln könnten.

Am Straßenrand gehören Löwenzahn und viele wilde Blumen zum Bild, im Hintergrund sind die Gipfel noch weiß vom Schnee, die Landwirtschaft ist im ersten Mähzyklus und hier haben die Kühe die Glocken um… statt der Schafe wie wir es jetzt von den Lofoten und Vesteralen gewöhnt sind. Einzig die Hügel sind hier felsig und zeigen fast alle das charakteristische Bild von tausende Jahre langer Gletscherbehandlung: Die sind meist ganz rund und wellig geschliffen und zeigen die einstige Fließrichtung der Gletscher ins Meer.

Kurz vor Sandnessjøen kommt die Helgelandbrücke eindrucksvoll ins Bild, wir setzen uns vor der Überfahrt auf einen Felsen, genießen den schönen Ausblick und vespern gemütlich.

Nach dieser Brücke sind es nur noch knappe 10 Kilometer bis zur Statoil-Tankstelle, für die wir die FV17 ein Stück weit in den Ort hinein verlassen müssen. Ok: verlassen müssen klingt zugegebenermaßen zu einfach. Wir müssen über einen Hügelrücken radeln, dreimal auf der Karte nachschauen bevor wir die Tankstelle erreichen.

Supertoll, Udo Hintensitzers Trumpf erweist sich jetzt als Karo Lusche. Die Statoil-Tankstelle, die uns den Kaffee spendieren sollte ist eine Automatentankstelle ohne Verkaufsraum, ohne Schoki, ohne süßes Stückchen. Und ohne Hotdog. Schwierig, Tina Vornesitzer -nö, eher uns beide- wieder zu motivieren.  Unser Frischwasser ist leer, die Tanke hat nicht mal einen Wasserhahn und so fehlt uns eine wichtige Kleinigkeit um wenigstens selbst Kaffee kochen zu können. Außerdem müssen wir über den Hügelrücken zurück radeln, was uns eine knüppelharte 12%-Steigung und damit die nächste Radschiebe-Etappe beschert. Klingt das jetzt nörgelig? Ist es.

Den Wasserengpass können wir 10 Kilometer später an einer schönen Kirche mit Friedhof und öffentlicher Toilette lösen (wo wir uns fast verschämt in die Toilette schleichen um unseren Ortlieb Wasserbeutel zu füllen), zum Weiterradeln haben wir trotzdem nicht mehr viel Lust und wir fangen an, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Im Allgäu gibt es überwiegend Kuh- und Mähwiesen und hier ist es ganz ähnlich. Kaum Stellen, an denen man ein Zelt hinstellen möchte ohne das Gefühl zu haben, man steht in Sichtweise des Bauern oder man könnte sich Ärger einhandeln weil man eine Mähwiese mit dem Zelt plättet.
So machen wir noch ein bisschen Berg- und Talfahrt bis zu einem kleinen Rastplatz an der Straße. Wir treffen hier John und Joe aus Schottland wieder, sie übernachten an diesem Rastplatz. Das gibt uns den Mut, zum ersten Mal das Pino an einem Parkplatz abzuschließen und unsere Siebensachen 200 Meter weit ans Meer zu schleppen wo wir unser Zelt an einer Grillstelle aufbauen und unser Mitbringsel -Seelachs von Jörg- braten.

Weiter mit „Sprint zur Fähre und Berg mit Loch“

Die Diashow zum Reisetag:

Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Das Wetter fängt in Stokmarknes an, wie es am Vorabend aufgehört hat: Die Wolken hängen tief in den Bergen, die den Fjord umgeben und es fällt immer wieder etwas Regen auf unser Zelt. Zum Glück haben wir heute nicht viel vor: Zur Fähre nach Melbu, die uns auf nach Fiskebøl auf den Lofoten tragen soll sind es nur 20 Kilometer und da wir unseren Zeltplatz für die nächste Nacht bereits kennen haben wir keine Eile.

Gemütlich kochen wir uns eine zweite Kanne Kaffee in der Gemeinschaftsküche und warten darauf, dass sich die Wettervorhersage von gestern -trocken und sonnig bei 12°C- gegen die Wolken durchsetzt… aber es wird nachmittag bis wir das noch klamme Zelt zusammenpacken und uns unter den noch immer tiefen Wolken auf den Weg machen. Die Fähreüberfahrt von Melbu nach Fiskebøl dauert nur 25 Minuten, während der die schroffen Berge der Nordküste dieser Lofoteninsel Austvagøy eindrucksvoll näherkommen.
Die Lofoten sind ein beliebtes Urlaubsziel für Norwegenurlauber, hier beeindruckt die Landschaft mit krassen Gegensätzen aus schroffer Bergwelt und rauher Küstenlinie zum Nordmeer hin zu kilometerlangen weißen Stränden, türkisfarbenem Meer und sanften moorigen Heideflächen die wiederum direkt an grüne, bewirtschaftete Wiesen mit Schafen und Lämmern angrenzen. Dazu kommen die ganz speziellen Sehenswürdigkeiten dieser Inseln mit der eigenen Landwirtschaft, mit den Feldern von Stockfischen an Holzgerüsten und mit Dörfern, die halb auf dem Meer, halb auf den Felsen gebaut sind. Das Tempo einer Radreise gibt einem außerdem ausreichend Zeit, auch die Tierwelt der Lofoten zu sehen und diese ganz besonderen Inseln wahrzunehmen: Ist man im Auto eher in Gefahr, an den schönen Stellen zu schnell vorbeizufahren ist man mit dem Fahrrad langsam genug um auch wirklich anzuhalten. Ganz nebenbei kann man die oben beschriebenen Gegensätze auch fühlen: Da ist die nordgewandte Seite der Lofoten, die uns mit scharfem, kühlem Wind empfängt, die viel mildere Südostseite, die auch jetzt, Ende Mai, an windschattigen Stellen schon richtig warm ist. Zwischen diesen beiden Seiten wechselt man automatisch hin und her, wenn man der Hauptachse folgt und mehrmals an langen Fjorden entlangfahrend von Küste zum Landesinneren wechselt. Durch die Lofoten führt die E10 als Hauptstraße, die schon jetzt hauptsächlich Mietwagen von Urlaubern und Wohnmobile transportiert, man sollte sich aber unbedingt die Zeit nehmen, die kleinen Umwege auf den schmalen Sträßlein zu nehmen wo immer das möglich ist. Für uns heißt das zwar einige Kilometer Umwege und einige extra Höhenmeter, wir erkaufen uns damit aber den wenigen Verkehr und die Naturnähe, die wir sehen wollen.
Zurück nach Fiskebøl: Wir verlassen die Fähre, biegen direkt nach dem Fähranleger rechts ab und schon heißt uns eine knackige 10%-Steigung willkommen bevor wir einen Kilometer später „unseren“ Strand für die Übernachtung erreichen. Es gibt hier einen schönen Blick zurück auf die Vesteralen und der Himmel beginnt schon aufzuklaren. Morgen wird bestimmt ein schöner Tag!!!

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Richtig: Zwar tröpfelt es morgens noch ein paar Mal aus blauem Himmel heraus aber die sonnigen Abschnitte dominieren mehr und mehr. Unsere Radetappe wird uns heute eine große Schleife an der Nordostküste entlang führen und so die Strecke nach Svolvaer von 30km auf gut 60 verlängern. Aber es lohnt sich: Die Landschaft ist zuerst von steilen Felsen von Meereshöhe bis auf 300-400m Höhe, später von weiten Moor/Heideflächen bestimmt, die sich mit landwirtschaftlich genutzten Flächen -richtig, Schafe und Lämmer- abwechseln. Die Straße ist sehr  schmal und wir begegnen nur ganz selten Autos. Dafür sehen wir auf den ersten Kilometern zwei Seeadler, die sich mit Krähen um das Revier streiten. Später, auf den Heideflächen stehen viele Wasserflächen, auf denen Schwäne, Graugänse, Taucher wahrscheinlich gerade am Brüten sind.
Damit sind wir in unserem Element, verbrauchen wieder einige „Ohhh guck mal da“ und „Wow, ist das cool hier“, erreichen nach gut 30 Kilometern wieder die Hauptachse E10. Zurück im Verkehr mit Womos und Mietwagen sammeln wir auf dieser E10 auch noch ein paar Höhenmeter auf dem Weg nach Svolvaer wo wir „das Nötigste“ einkaufen.
Die Lektion mit der Streckenplanung passend zu den Einkaufsmöglichkeiten und Öffnungszeiten der Läden hatten wir ja schon in Svensby (siehe unseren Blogeintrag zu Svensby) gelernt. Was man als Radtourist noch dazulernen muss ist, dass man sich bei den raren Einkaufsmöglichkeiten keinen Kofferraum voller leckerer Sachen in den Einkaufswagen werfen darf. Auch wenn unser Hase Pino ein Reisegewicht von 250kg hat haben wir doch etwas eingeschränkte Packmöglichkeiten und stehen immer noch regelmäßig vor dem Supermarkt und müssen die „überschüssigen“ Lebensmittel per Einkauftüte zusätzlich seitlich ans Rad klemmen.
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz steht die Route nach Leknes auf dem Etappenplan. Mietwagen- oder Wohnmobiltouristen auf den Lofoten werden wahrscheinlich die E10 wählen, die Europaradroute E1 entscheidet sich für Extraschlaufen über Hov und über Semesvik/Ramsvik. Das Projekt „Lebenstraum von Nord nach Süd“ gibt uns 7 Monate Zeit und rechnet mit etwa 10.000 Kilometern, also sind solche Extraschlaufen eine Selbstverständlichkeit, unsere Beine können inzwischen auch schon viel besser mit den Steigungen umgehen. Nach Svolvaer folgt die Etappe dann wieder der E10, der Blick auf das blitzeblaue Meer zeigt unzählige kleine Inselchen und die typischen weißen und roten Häuser der norwegischen Fjorde.

Nach 15 Kilometern fahren wir über eine große Brücke des Gimsøystraumen -man notiere: Viele der Brücken über große Fjorde und auf Inseln sind sehr weitspännig und haben eine Scheitelhöhe von gut 40 Metern über dem Meer damit auch Hurtigruten-Kreuzfahrtschiffe und große Segelschiffe darunter passieren können. Hoch geht es da mit gut 7% und es gibt selten Radwege: Um den Autoverkehr an solchen Stellen nur möglichst wenig zu blockieren fahren wir solche Strecken tendenziell immer zu schnell nach oben.
Nach der Brücke biegen wir außer Atem auf die kleine Straße in Richtung Hov ab, versuchen wieder gemütlich zu rollen und sehen…. wieder was schwarzes im Wasser. Vollstopp, Fernglas und Fotoapparat startklar und… Bingo: Aus dem Wasser schaut eine Robbe zu uns herüber, beobachtet uns einige Zeit um dann in aller Ruhe wegzutauchen. Noch ganz beeindruckt radeln wir weiter um ein nächstes Highlight zu sehen. Ein riesiger Seeadler der seinen frischem Fang, einen mächtigen Fisch mantelt. Abgesehen davon, dass er uns auch in 100m Entfernung nicht über den Weg traut, muss er diesen Fang auch noch gegen zwei sehr freche Raben verteidigen. Er schaut sich die Sache nicht sehr lange an und nimmt den großen Fisch recht bald mit in Richtung Felswand, vermutlich zu seinem dort oben gelegenen Horst.

Bis Leknes führt die kleine Straße 815/837 dann permanent an Fjorden und an der sanften Ostküste entlang und es gibt fast keinen Autoverkehr. Das Wetter ist wieder genial und wir Glückskinder radeln fast den ganzen Tag in kurzen Radklamotten.
Ab Leknes nach Moskenes gibt es dann keine Alternative zu der E10, die hier einmal die Nordwestküste schneidet, durch einen Fjord wieder zur Südostseite wechselt. Die Sache fängt allerdings mit einem Angstgegner an: Der Nappstraumen wird per Tunnel mit 1780m Länge unterfahren und wir haben lange überlegt, ob wir diesen Abschnitt per Fahrradfähre zwischen Balstad/Nusfjord umfahren sollten. Allerdings fährt diese Fähre nur bei Bedarf von mindestens vier Fahrrädern und lässt sich zeitlich schwer einplanen. Also nehmen wir den Tunnel, der immerhin einen schmalen Gehweg mit knapp einem Meter Breite auf unserer Fahrbahnseite anbietet. Abgegrenzt von der Fahrbahn von einem scharfen 15cm Bordstein… den man nicht versehentlich herunterfallen möchte. Unsicher ist dieser Tunnel nicht, trotzdem ist es ein kleiner Albtraum: Zuerst geht es 1000m mit 6-7% Gefälle nach unten… Udo Hintensitzer darf es nicht mal rollen lassen weil der Gehweg zu schmal ist und Schlaglöcher hat. Danach muss unser vierbeiniger Antrieb wirklich alles hergeben um dieselbe Strecke wieder nach oben zu kämpfen. Jede Dampflok dürfte neidisch auf unser Keuchen gewesen sein, als wir auf der anderen Seite oben ankommen: Dank dem engen Radweg kann man sich kaum Schlenkerer auf dem Rad leisten und muss die harte Steigung mit etwas flotterem Tempo nehmen. Garniert wird das Ganze vom ohrenbetäubenden Lärm, mit dem sich jeder durchfahrende PKW schon hunderte Meter vorher ankündigt.
Nach diesem Angstgegner überrascht uns die E10 in positivem Sinne, der Verkehr ist deutlich weniger als wir befürchtet hatten und die Strecke wartet mit echten Highlights auf. Eine vollständige Beschreibung würde jeden Blog sprengen, deshalb nur die Highlights, die uns am meisten beeindruckt haben:
– Der Fjord zwischen Kilan und Flagstad hat einen kilometerlangen weißen Sandstrand und auf der seeabgewandten Seite Wasserfälle, die über viele Meter nach unten stürzen. Im Kontrast ist der Fjord windarm und sanft, die Nordmeerseite lässt einen den scharfen, kalten Wind spüren.

– Ab der langen Querung von der Nord- zur Südseite begleiten riesige, gefüllte Stockfischgerüste die Strecke. Diese Stockfischgerüste sind übrigens auch per Nase leicht zu finden 🙂

– Die Dörfer Hamnøya bis Reine sind zu einem großen Teil auf Pfählen aufgebaut und liegen malerisch in den großen Buchten am Eingang des Kjerkfjord. Wir haben jetzt schon über 1000 Kilometer durch Nordnorwegen hinter uns und sehen hier -für uns- die mit Abstand schönsten Dörfer der bisherigen Strecke.
Damit endet unsere bislang längste Etappe in Moskenes auf dem Campingplatz. Eigentlich ist das Dorf A ein Muss für Lofotenbesucher aber wir beschließen dass die Beine für heute genug geradelt sind und sparen diesen Besuch für die nächste Reise auf.

Vaerøy:

Diese Lofoteninsel liegt in Sichtweite in direkter südwestlicher Verlängerung der Lofoten-Hauptinseln. Die Fährverbindung zwischen Moskenes, Vaerøy und der nächsten Insel Røst geht zwei bis drei Mal täglich und bringt uns um 12 Uhr nach Vaerøy. Die Insel hat insgesamt nicht mehr als 10 Kilometer Straße und ist radtechnisch ziemlich schnell erschlossen, bietet dafür aber noch einige Wanderstrecken zu den abgelegenen Winkeln der Insel an. Leider ist unser Pinogepäck nicht darauf ausgerichtet unser Übernachtungsgepäck weiter als 500 Meter zu tragen, deshalb nehmen wir den Strand Nordlandshagen als unseren Zeltplatz: Das ist der nördlichste Punkt der Insel, der per Feldweg noch per Fahrrad zu erreichen ist.

Wir hängen unsere Füße (sehr kurz !!!) ins kalte Meerwasser, genießen einen langen Nachmittag die warme Sonne in T-Shirt und Badehose bevor wir abends noch eine kurze Wanderung an der Steilküste entlang machen. Papageientaucher bekommen wir leider keine zu Gesicht, dafür wieder zig Möven, Austernfischer, Kormorane und Graugänse. Und zwei Seerobben, die immer wieder aus dem Meer schauen… wenige 10 Meter vom Ufer.

Die Nacht wird ziemlich lange, man hat von diesem Strand freien Blick nach Norden auf Lofoten und Mitternachtssonne und so verkriechen wir uns erst nach 12 ins Zelt.

Weiter mit „Küstenstraße ab Bodø, Svartisengletscher und Elche“

Zur Diashow dieser Reisetage:

Unser Kocher (Solo Stove)

In der Anfangsplanung für unseren Europatrip hatte der Primus Gaskocher aus unseren früheren Rad-touren und -reisen noch seinen festen Platz. Gas ist einfach herrlich unkompliziert: Flasche dran, anzünden, dosieren und loskochen. Klar, eine Gasflasche muss man immer wieder mal besorgen, die Normung für die Schraubanschlüsse funktioniert innerhalb Europas auch gut genug, dass der regelmäßige  Nachschubkauf auch machbar sein müsste.

Trotzdem haben wir uns durch die Alternativen geklickt: Vom Benzinbrenner, der wegen dem Gestank ausschied, über Multifuelbrenner (die von Diesel bis Benzin alles verfeuern aber dafür gerne Düsenprobleme haben) bis hin zum Holzbrenner. Halt mal: Holzbrenner? Holz findet sich ja eigentlich überall, die Youtube Videos mit Produkt-Tests sehen auch ganz vielversprechend aus. Und dann gibt es die auch noch in allen vorstellbaren Formen: Als Minikocher, der einfach aus winzigen Stahlplättchen zusammengesteckt werden und nur noch wenige zehn Gramm wiegen bis hin zu großen Holzvergaserbrennern. Und für sowas haben wir uns zuerst entschieden, danach überzeugen- und ganz am Schluss begeistern lassen. Klassisch eingefädelt von Udo Hintensitzer: Tina bekam zum Geburtstag großmundig einen neuen Herd geschenkt… wenn auch nur den Einflammigen für die Radreise, den Solo Stove in der mittleren Größe.

Das Prinzip eines solchen Holzvergasers liegt darin, dass das Brennmaterial im unteren Brennraum des Kochers liegt, wo keine direkten Öffnungen für Frischluftzufuhr sind. Das führt dazu, dass das Holz hier unten nur unvollständig verbrennt und mit den Flammen auch Holzgas nach oben steigt. Im oberen Bereich des Kochers wird nun -vorgewärmte- Frischluft zugeführt, die hier mit dem Holzgas in einer zweiten Stufe verbrennt. Das gibt an der Stelle ganz hübsche, züngelnde Flammen und eine gute Flammtemperatur für den Topf.

Dazu kommt noch eine hervorragende Ausbeute: Man braucht nur sehr wenig Holz um den Holzbrenner zu betreiben, es ist immer wieder beeindruckend, wie wenige Ästchen man braucht um Tee/Kaffee/Suppe zu kochen. Ideal sind dabei Äste, die kleiner als Fingerdicke haben und die man dann in Stückchen von ~5cm Länge kontinuierlich nachfüttern muss.

Ganz toller Nebeneffekt: Das Feuer im Holzkocher ist kein offenes Feuer im eigentlichen Sinn, bedingt durch das Brennprinzip fliegen auch praktisch keine Funken. Deshalb kann man auch in sehr trockenen Gegenden ein Feuerchen für die Abendstimmung machen… ohne Gas oder Spiritus zu verbrauchen.

Die Highlights für den Holzbrenner sind:

  • Holz kann man fast überall sammeln. Da der Brenner auch sehr genügsam ist kann man sich auch einen kleinen Vorrat für ein/zwei (Regen-)tage mitnehmen
  • Er zündet sich sehr gut an, einen Liter Wasser kochen wir in deutlich unter 10 Minuten -inklusive Anzünden-
  • Die Holzstückchen müssen in kurze Stückchen gebrochen werden und sehr regelmäßig nachgeworfen werden. Schöne Beschäftigung für erwachsene Spielkinder 🙂
  • Durch seine effektive Verbrennung kühlt er auch sehr schnell wieder ab wenn man kein Holz nachwirft. Im Brennraum bleibt vom Holz wirklich nur ein bisschen weiße Asche übrig.
  • Er lässt sich ideal mit einem Spiritusbrenner kombinieren: Wenn man kein trockenes Holz hat kann man einen Trangia Spiritusbrenner in den Brennraum stellen und damit kochen. Wir haben uns dafür einen Aluminiumring gebogen um die ideale Höhe zwischen Spiritusbrenner und Topf herzustellen

Nachteile gibt’s natürlich auch ein paar (wenige): Der Topf verrußt natürlich schon ordentlich, wir transportieren ihn deshalb in einer separaten Plastiktüte. Und weil sich die Flamme in der Höhe selbst reguliert und mal höher, mal niedriger brennt ist ein Kochen in der Zelt-Apsis ein absolutes No-Go. Wäre uns zu gefährlich. Könnte allerdings mit Spiritus gehen, das müssen wir in der Wintertestphase noch genauer anschauen.

Die Effektivität des Kochers zeigt sich in den Bildern unten (klicken!): Das gesammelte Holz war ausreichend um einen Liter Wasser zu kochen und einen halben Topf Esskastanien eine halbe Stunde zu rösten… Das würde man mit einem Gaskocher bestimmt nicht machen, weil man sich den Luxus „Esskastanien essen“ mit tagelangem „kalten Kaffee“ kombinieren würde. Das Gas wäre dann nämlich alle.

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Packliste

Packliste mit Gewicht und Verpackungsort

Wieviel können wir auf unserer Radtour mitnehmen, wohin sollen wir packen? Wie schwer wird welche Tasche? Passt das, was ich in meiner persönlichen Tasche haben will auch wirklich rein? Und… welche Tasche wollen wir für Wertsachen nehmen, wie groß muss die sein? Immerhin wollen wir diese Wertsachentasche auf der Reise IMMER am Mann haben, auch wenn wir einkaufen oder etwas besichtigen wollen.

Fragen über Fragen. Die Excel-Tabelle unten liefert uns den ersten Anhaltspunkt und wurde in der Planungsphase kontinuierlich aktualisiert. Klar: Rechtzeitig vor der Abreise nach Norwegen werden wir das alles in einem Zimmer ausbreiten und Probepacken. Aber die Tabelle, sortierbar nach vorgesehener Packtasche liefert schon mal Antworten auf viele Fragen.

Excel-Foto

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Packliste, Stand 31.Mai 2015:

GewichtwohinBemerkungen
Bekleidung Tina
kurze Hose150Ortlieb Tina„Abendkleidung“
lange Hose300Ortlieb Tina„Abendkleidung“
eventuell abzippbare lange Trekkinghose, ersetzt die kurze Hose 400Ortlieb TinaDritte Hose nötig?
Radlerhose (bei längeren Touren auch 2)400an Frau
Normale Socken50Ortlieb TinaWieviel Paar Socken?
Warme Strümpfe150Ortlieb Tina2 Paar
Unterwäsche250Ortlieb TinaWieviele?
T-Shirts350Ortlieb TinaWieviele?
Regenhose350Fronttasche Tina
Pullover350an Frau
Softshell Jacke470an Frau
Windjacke (regendicht)400Fronttasche Tina
SchirmmützeNötig?
Badezeug200Ortlieb Tina
Fahrradschuhe820an Frau
Regenüberzug für Schuhe200Fronttasche Tina
weiteres Paar Schuhe/Sandalen620Ortlieb Tina„Abendkleidung“
Radler-Handschuhe80an Frau
Winterhandschuhe120an Frau
Tolino250Ortlieb Tina
Fahrradhelm400an Frau
Mütze100an Frau
Bekleidung Udo
kurze Hose150Ortlieb Udo„Abendkleidung“
lange Hose300Ortlieb Udo„Abendkleidung“
eventuell abzippbare lange Trekkinghose, ersetzt die kurze Hose 400Ortlieb UdoDritte Hose nötig?
Radlerhose (bei längeren Touren auch 2)400am Mann
Normale Socken50Ortlieb UdoWieviel Paar Socken?
Warme Strümpfe150Ortlieb Udo2 Paar
Unterwäsche250Ortlieb UdoWieviele?
T-Shirts350Ortlieb UdoWieviele?
Regenhose350Fronttasche Udo
Pullover350am Mann
Softshell Jacke500am Mann
Windjacke (regendicht)200Fronttasche Udo
SchirmmützeNötig?
Badezeug100Ortlieb Udo
Fahrradschuhe850am Mann
Regenüberzug für Schuhe200Fronttasche Udo
weiteres Paar Schuhe/Sandalen800Ortlieb Udo„Abendkleidung“
Radler-Handschuhe80am Mann
Winterhandschuhe120am Mann
Kindle / Tolino250Ortlieb Udo
Fahrradhelm330am Mann
Warnweste120am Mann
Mütze mit Gesichtsschutz100am Mann
Orientierung, Papiere und WertsachenTitelzeileTitelzeileTitelzeile
Geldgürtel150am MannKreditkarten, Ausweise, Bargeld, JuHe-Ausweis, Camping-Card, Führerschein
Radwander-/ Radtourenkarten250Wertsachentasche Tina
Kompass oder GPS-Gerät250am Rad
Radreiseführer250Fronttasche Tina
ggf. Sprachführer200Fronttasche Udo
Kopien der Papiere20Geheimfach Pino
Schreibzeug, Notizbuch150Wertsachentasche Tina
Mobiltelefon Udo300am MannMit Gürteltasche
Mobiltelefon Tina300an Frau
Tablet / Notebook1800Wertsachentasche
Geldbeutel300Wertsachentasche
Drohne4500Drohnenrucksack
Akkus und Ladegeräte300Anhängertasche
Lesebrille50Wertsachentasche Tina
Waschen und Pflegen
Duschgel/Shampoo260WaschbeutelEin Shampoo für beide?
Badeschlappen Udo30noch offen
Badeschlappen Tina30noch offen
Kamm/Bürste50Waschbeutel
Zahnbürste/Zahnpasta150Waschbeutel
Sonnenschutzmittel300Lenkertasche Udo
Rasiermittel200Waschbeutel
Monatshygiene50Fronttasche Tina
Waschmittel/Waschpaste200Anhängertasche
Spülmittel150Küchenkoffer
Klopapier/Taschentücher200Anhängertascheleicht aber Platzbedarf
Schuhputzzeug/Nähzeug20Anhängertasche
Sitzcreme100Waschbeutelbrauchen wir das?
Nagelscherenset44Waschbeutel
Reiseapotheke400Fronttasche Udo
Mukofalk Quick-Access100Fronttasche Tina
Mukofalk Küchenkoffer200Küchenkoffer
Mukofalk300Anhängertasche
frisches Handtuch200Ortlieb Tina1 * normal,
frische Handtücher200Ortlieb Udo1 * normal
Handtücher in Gebrauch Tina270Netztasche Tina1 * normal, 1 * klein
Handtücher in Gebrauch Udo270Netztasche Udo1 * normal, 1 * klein
FahrradausstattungTitelzeileTitelzeileTitelzeile
Fahrradschloss2500am Rad
Trinkflaschen3500am Radwieviele mitnehmen? (85g pro leere Flasche)
Werkzeug und Ersatzteile1200Satteltascheoder anderer Platz?
Sonstiges
Fotoapparat280Wertsachentasche Tinazweiter Foto? Wertsachentasche?
Dreibein-Stativ250Fronttasche Udo
Fahrtenmesser500Küchenkoffer
Fernglas, Fernrohr400Fronttasche Udo
Taschenlampe100Fronttasche Udo
Zeltlicht100Seesack
Klappspaten630Aussen am Hänger
Kerze/Kerzenlaterne oder Stirnlampe50noch offenbrauchen wir das?
Radbrille / Sonnenbrille /50am Mann
Pfefferspray63Wertsachentasche Tina
CampingTitelzeileTitelzeileTitelzeile
2 Schlafsäcke4000Seesack
2 Seidenschlafsäcke250Seesack
2 Luftmatratzen1460Seesack
Zelt3300noch offenZusätzliche Netztasche / Wasserdichte Tasche?
Zelt-Footprint600noch offen
Spezialhärige800Anhängertasche
Gewebeklebeband100Anhängertasche
Campingkocher Gaskocher mit Topf850Anhängertaschemit knapp voller Gasflasche
Geschirr
Töpfe
Trinkbecher(Ausziehbecher?)
Tassen140KüchenkofferTupperbecher
Teller (Tupper)190Küchenkoffer
Teller (Plastik, schwarz)115Küchenkofferalternativ zu Tuppertellern
Pfanne mit Deckel und Griff283Küchenkoffer
Kaffee / Esschalen220Küchenkoffer(gelbe Melamin)
Plastikbesteck53Küchenkoffer
Koch- / Gemüsemesser60Küchenkofferzwei Messer, 30g pro Stück
Holzkocher910Anhängertaschemit Topf und Spiritusbrenner
Anzündmaterial300AnhängertascheZündstab, Feuerzeug, BioAnzünder (halbe Packung)
Watte100Anhängertascheleicht aber Platzbedarf
Wäscheleine60AnhängertascheRollleine
Emergency Shelter170Fronttasche Udo
Lautsprecher232Anhängertaschemitnehmen?
Thermoskanne Edelstahl550Anhängertasche
2 Stühle1120aussen am Hänger
Lufthansamatte850aussen am Hänger
Geschirrtücher und Schwamm200Küchenkoffer
Kopfkissen Udo290noch offensperrig
Kopfkissen Udo290noch offensperrig
LebensmittelTitelzeil
Wasser3000aussen am HängerTrinkflaschenhalter für 1.5 Literflaschen? Zusätzliche Kanisterhalterung
2 Seidenschlafsäcke250Seesack
Salz, Zucker und Gewürze
leere Lebensmitteldose230Küchenkoffer2 Stück, 115g pro Stück
Taschen
Ortlieb Back Roller1000Ortlieb Tina
Ortlieb Back Roller1000Ortlieb Udo
Ortlieb Fronttasche Tina800Fronttasche Tina
Ortlieb Fronttasche Udo800Fronttasche Udo
Küchenkoffer1850Küchenkoffer
Ibex-Tasche mit Expander1400Anhängertasche
Seesack1000Seesack
Lenkertasche Udo700Lenkertasche Udonoch klären
Wertsachentasche Tina700Wertsachentasche Tinanoch klären
Netztasche Tina80Netztasche Tina
Netztasche Udo80Netztasche Udo
Leichte wasserfeste Taschen100Netztasche UdoKommt jeweils eine in die Netztasche
Ausrüstung
Pino30000Pino
Bob Ibex8000Anhänger
Tina60000Pino
Udo70000Pino