Ein Lebenstraum von Nord nach Süd

Einträge mit dem Schlagwort HASE Pino

Sprint zur Fähre und Berg mit Loch

Sprint zur Fähre und Berg mit Loch

Unser Zeltplatz liegt am Rand eines kleinen Wäldchens und an einer Bucht, die sehr flach ins Meer geht. Das heißt, dass man bei Flut direkt am Wasser wohnt, bei Ebbe ist das Meer fast außer Sichtweite.

Es ist Ebbe, als wir gegen 8 Uhr morgens aufwachen, unseren Solo Stove Holzkocher anwerfen und unseren Kaffee am Picknick-Tisch kochen. Überhaupt gibt es in Norwegen an vielen Stellen Picknickbänke und Grillstellen, gerne auch mal ein paar hundert Meter von der Straße weg. Finden wir prima, so können wir bequem sitzen und unser Frühstück am Tisch essen.

Es ist Montag morgen, unser Ersatzgestänge für das Zelt könnte mit etwas Glück heute in Brønnøysund ankommen, spätestens aber morgen. Der Plan ist also, heute bis zu diesem Sportladen zu kommen… denn der Wetterbericht sagt kühler, Regen und viel Wind -in Böen bis zu 60km/h- voraus. Je schneller unser Zelt neue Stangen bekommt desto besser. Zwischen uns und dem Sportgeschäft liegen heute zwei Fähren, einmal Tjøtta-Forvik, danach Andelsvag-Horn. Die erste fährt eine Stunde, die zweite gute 20 Minuten…. halt mal: Wenn wir zu Ladenöffnungszeiten noch beim Sportgeschäft ankommen wollen sollten wir die Fähre um 10:40 noch erreichen. Kurz gerechnet: eine Stunde um unsere Siebensachen zusammenzupacken, ungefähr 10 Kilometer radeln -nochmal 40 Minuten- und wir kommen das erste Mal auf unserer Tour in echten Stress. Es gibt also keine weiteren Fotos von der Bucht, das Zelt wird hektisch und nass eingepackt, das Gepäck tragen wir fast im Sprint zum Pino, das seit gestern abend auf dem Parkplatz auf uns wartet. Die deutschen Urlauber, die hier ganz entspannt ihr Frühstück genießen müssen uns für verrückt halten, weil wir 7 Monate Zeit für ein Abenteuer haben und dann für eine Fähre früher echten Stress machen.
So wird die Strecke zur Fähre zur echten Tempo-Trainingseinheit (und bringt Udo Hintensitzer nebenbei auf den Gedanken, ob eine Triathlon Langdistanz in diesem Jahr vielleicht doch Spaß machen könnte) und unser Pino rast in Rekordschnitt in Richtung Fähre. 40 Minuten, 10 Kilometer sollte lässig passen. Ok: nach 30 Minuten sehen wir keine Ortschaft, keine Fähre, keine Entfernungsschilder. 35 Minuten…. nichts. Nach 40 Minuten und guten 14 Kilometern endet die Tempoeinheit zwecks Zwecklosigkeit und Plan B -langsam ausradeln, wieder zu Atem kommen und nächste Fähre nehmen- tritt automatisch in Kraft. Wenigstens gibt es an dem Fähranleger Tjøtta einen Supermarkt mit Bänken, die Sonne scheint noch und wir belohnen uns mit einem Eis.


Die Fähre trägt uns mit dem Pino in einer Stunde nach Forvik, wo uns prompt ein Tandem mit ähnlichem Problem entgegenkommt: Die beiden sind mit einem Rennradtandem im Trainingsmodus unterwegs und verpassen ihre Fähre in der Gegenrichtung auch. Dafür haben wir Zeit, uns eine viertel Stunde zu unterhalten… wir sprechen immerhin dieselbe Sprache: schwäbisch. Beeindruckend: Die beiden sind in ihrer letzten Vorbereitungsphase für ein Radrennen und wollen in einer Woche noch nach Bodø und zurück nach Trondheim radeln. Tagesetappen zwischen 100km und 200km (!!!), die zum Teil bis morgens um 4:00 gehen. Passt aber zum Radrennen Trondheim-Oslo mit 542km Non-Stop, bei dem sie mit dem Tandem nächsten Freitag starten wollen. Viel Erfolg, wir drücken euch die Daumen!

17 Kilometer später geht es über die nächste Fähre nach Horn und die Straße führt ziemlich gerade in Richtung Süden nach Brønnøysund. Durch die Wälder ist der Wind noch recht lau und der Geruch des Waldes und der Felder rechts und links macht die Etappe zu einer sehr schönen Strecke. Als kleine Anmerkung an die norwegische Elchgemeinde: Am Waldrand sehen wir ein Reh mit kleinem Kitz, das uns zwei/drei Fotos machen lässt bevor sie vor uns in den Wald flüchtet. Elche werden eh überbewertet.

Die Wetteränderung kündigt sich dann kurz von Brønnøysund an: Der Wind frischt auf und bringt schon die ersten leichten Schauer mit sich. Die Beine sind wegen der morgendlichen Sprintetappe auch nicht mehr besonders leistungswillig und die Öffnungszeit des Sportladens ist nicht mehr zu schaffen, so radeln wir mit wenig Motivation zur Statoil-Tankstelle, trinken einen Kaffee und beraten: Ein recht liebevoller Campingplatz, Mosheim, lag ein paar Kilometer vorher an der Strecke, mit Rückenwind ganz flach anzufahren, ein zweiter Campingplatz liegt beim Torghatten, einer Sehenswürdigkeit in Form eines Berges mit Loch. Wir wissen genau: Wenn wir heute nicht dorthin fahren werden wir es morgen im schlechteren Wetter sicher auch nicht machen. Das Problem ist nur, dass zwischen uns und diesem Campingplatz noch eine echte Hurtigruten-Fjordbrücke plus sehr wellige 14 Kilometer mit Gegenwind liegen. Wir entscheiden uns pro Bergbesichtigung und contra müde Beine und kämpfen uns wirklich mit letzter Energie zum Campingplatz Torghatten, klatschen das Zelt auf die Wiese und können vor dem nächsten Regenschauer immerhin noch im Freien essen bevor wir eine etwas regnerische Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen wandern -nö, spazieren wir- die wenigen hundert Meter zum Torghatten. Dieser Berg, südlichwestlich von Brønnøysund ist ein Felshügel mit 260m Höhe auf einer Landzunge. Was ihn speziell macht, ist eine Höhle, die auf etwa halber Höhe durch den kompletten Berg geht, siehe link.

Udo Hintensitzers Knie zwickt ein bisschen und so reicht uns die Wanderung zur Höhle, wir schießen ein paar Fotos und machen uns auf den Weg zum Sportgeschäft in Brønnøysund um unsere Zeltstangen abzuholen. Gut gemacht und gerade rechtzeitig: Die nächste eckige Stelle am Zelt zeigt den nächsten Gestängebruch so dass wir uns noch im strömenden Regen daran abkämpfen müssen, die Stange am aufgebauten Zelt auszutauschen. Vielleicht hätten wir besser alle drei ausgetauscht denn die Nacht wird stürmisch, Tina verbringt die halbe Nacht damit ihre (dem Wind zugewandte) Seite des Zelts mit der Hand zu unterstützen während Udo Hintensitzer entspannt durchschläft 🙂

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Die Bildergalerie dieser Tage:

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Die Nacht war dort sehr ruhig gewesen, es hatte kaum Wind. Trotzdem haben wir morgens wieder so einen verdächtigen Knick im Zelt, wo die Stangen sonst eine hübsche Rundung abgeben. Sch…, die nächste Zeltstange ist an einer Verbindungsstelle gebrochen. Wir haben ein Fjellheimen Camp 3 von Helsport und sind eigentlich sehr glücklich mit diesem 3-Mann Zelt.
Es hat bietet uns prima Platz für zwei Luftmatratzen und gibt uns dazu jede Menge Platz um die trockenen -oder zumindest trocken gewünschten- Sachen im Innenzelt aufzubewahren plus eine Apsis, in die alles andere, inklusive Gitarre passt.
Eine schwache Stelle scheint aber doch irgendwie die Stärke der Stangen zu sein, da die zweite jetzt gebrochen ist. Bei der genauen Inspektion mit Seniorenlesebrille sehen wir, dass einige weitere Stangenelemente an derselben Stelle schon Haarrisse zeigen. Ärgerlich: Bis Gibraltar werden wir so nicht kommen, zudem werden die ersten kräftigeren Fjordwinde unser Zelt lässig zerlegen. Und dann sitzen wir in unserem nassen Lappen, idealerweise in strömendem Regen und mitten in der Nacht.
Nö, das passt nicht zu unseren Vorstellungen von Nachtruhe und wir suchen auf der Helsportseite -norwegischer Hersteller- nach Sportgeschäften, die uns vielleicht weiterhelfen können. Brønnøysund liegt auf der Strecke und hat einen freundlichen Sporthändler, der für uns bei Helsport ein neues Gestänge bis Anfang nächster Woche beschafft. Also: Ich säge unter Protesten der Küchenleitung mit dem Küchenmesser das gebrochene Stück der Stange ab um die Zeltstange -etwas verkürzt- wieder verwenden zu können. Zwischenstand Hausmeisterabteilung gegen Küche: 1:0.

Brigitte und Jörg... danke für den Fisch :)

Brigitte und Jörg… danke für den Fisch 🙂

Mit der Reparatur und einem gemütlichen Frühstück zieht sich das Packen wieder ziemlich lange, bis wir den Seelachs von Brigitte und Jörg in unser Gepäck einpacken und den hügeligen Kiesweg zurück zur FV17 radeln… nö, zumindest teilweise schieben weil unsere Beine sich wegen den Höhenmetern am Vortag an den 8%-tern noch heftig beschweren. Der Campingplatzbetreiber kennt diese Straße nach Brønnøysund gut und hat uns eine zumindest etwas weniger hügelige Strecke verprochen: wenn wir die ersten 10 Kilometer geschafft haben.

An dieser Steigung halten wir uns eine Stunde lang schwitzend auf 🙂 und es fühlt sich wärmer an als der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Der hatte uns nämlich nur 9°C, bewölkt und vereinzelt Regen versprochen. Tina Hintensitzer schimpft ein bisschen über die Steigung und die schweren Beine, aber dagegen hat Udo Hintensitzer einen Trumpf im Ärmel: In Sandnessjøen gibt es laut unserer Statoil-POI-Datei eine Statoil-Tankstelle. Kaffee/Schoki bis zum Abwinken und wenn man will auch noch ein leckeres süßes Stückchen oder einen deftigen Hotdog.

Nach der ersten Steigung bleibt die Straße bis Sandnessjøen wirklich gemäßigt wellig, der Wind weht von hinten und wir kommen in eine grüne Landschaft, die wir glatt mit dem Allgäu und dem Voralpenland verwechseln könnten.

Am Straßenrand gehören Löwenzahn und viele wilde Blumen zum Bild, im Hintergrund sind die Gipfel noch weiß vom Schnee, die Landwirtschaft ist im ersten Mähzyklus und hier haben die Kühe die Glocken um… statt der Schafe wie wir es jetzt von den Lofoten und Vesteralen gewöhnt sind. Einzig die Hügel sind hier felsig und zeigen fast alle das charakteristische Bild von tausende Jahre langer Gletscherbehandlung: Die sind meist ganz rund und wellig geschliffen und zeigen die einstige Fließrichtung der Gletscher ins Meer.

Kurz vor Sandnessjøen kommt die Helgelandbrücke eindrucksvoll ins Bild, wir setzen uns vor der Überfahrt auf einen Felsen, genießen den schönen Ausblick und vespern gemütlich.

Nach dieser Brücke sind es nur noch knappe 10 Kilometer bis zur Statoil-Tankstelle, für die wir die FV17 ein Stück weit in den Ort hinein verlassen müssen. Ok: verlassen müssen klingt zugegebenermaßen zu einfach. Wir müssen über einen Hügelrücken radeln, dreimal auf der Karte nachschauen bevor wir die Tankstelle erreichen.

Supertoll, Udo Hintensitzers Trumpf erweist sich jetzt als Karo Lusche. Die Statoil-Tankstelle, die uns den Kaffee spendieren sollte ist eine Automatentankstelle ohne Verkaufsraum, ohne Schoki, ohne süßes Stückchen. Und ohne Hotdog. Schwierig, Tina Vornesitzer -nö, eher uns beide- wieder zu motivieren.  Unser Frischwasser ist leer, die Tanke hat nicht mal einen Wasserhahn und so fehlt uns eine wichtige Kleinigkeit um wenigstens selbst Kaffee kochen zu können. Außerdem müssen wir über den Hügelrücken zurück radeln, was uns eine knüppelharte 12%-Steigung und damit die nächste Radschiebe-Etappe beschert. Klingt das jetzt nörgelig? Ist es.

Den Wasserengpass können wir 10 Kilometer später an einer schönen Kirche mit Friedhof und öffentlicher Toilette lösen (wo wir uns fast verschämt in die Toilette schleichen um unseren Ortlieb Wasserbeutel zu füllen), zum Weiterradeln haben wir trotzdem nicht mehr viel Lust und wir fangen an, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Im Allgäu gibt es überwiegend Kuh- und Mähwiesen und hier ist es ganz ähnlich. Kaum Stellen, an denen man ein Zelt hinstellen möchte ohne das Gefühl zu haben, man steht in Sichtweise des Bauern oder man könnte sich Ärger einhandeln weil man eine Mähwiese mit dem Zelt plättet.
So machen wir noch ein bisschen Berg- und Talfahrt bis zu einem kleinen Rastplatz an der Straße. Wir treffen hier John und Joe aus Schottland wieder, sie übernachten an diesem Rastplatz. Das gibt uns den Mut, zum ersten Mal das Pino an einem Parkplatz abzuschließen und unsere Siebensachen 200 Meter weit ans Meer zu schleppen wo wir unser Zelt an einer Grillstelle aufbauen und unser Mitbringsel -Seelachs von Jörg- braten.

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Die Diashow zum Reisetag:

Küstenstraße ab Bodø, Svartisengletscher und Elche

Küstenstraße ab Bodø, Svartisengletscher und Elche

Kommt man von den einsamen Lofoteninseln Vaerøy oder Røst nach Bodo erfährt man ein Kontrastprogramm: Man verlässt eine beschauliche Insel mit wenigen Touristen und viel Ruhe und Beschaulichkeit und betritt eine -für norwegische Verhältnisse- Großstadt. Bodø ist offensichtlich für viele Hurtigrutenpassagiere ein Start- oder Endpunkt ihrer Reise, was man unschwer an den vielen Menschen mit Ziehkoffer an der Hand im Hafen erkennen kann.
Hier umrunden wir auch den nördlichsten Bahnhof Norwegens, vermutlich ist Bodø auch deshalb ein beliebter Anschlussknoten zu den Hurtigruten oder zu den Lofoten.
Ab Bodø verläuft die Hauptroute für Radfahrer entlang der Küstenstraße FV17 in Richtung Salstraumen und später Brønnøysund nach Süden.

Abhängig vom Zeitbudget lässt sich diese Route über einzelne Inseln verlängern und die Anzahl der Fährstrecken etwas nach oben oder unten justieren. Da diese FV17 auch die Standardroute für Touristen ist und auch in weiten Strecken als Ausweichstrecke zur Hauptverkehrsader E6 herhält ist es mit der gewohnten Beschaulichkeit der Straßen für uns erstmal vorbei: Im Stadtgebiet von Bodø können wir noch auf Radwegen parallel zur vielbefahrenen Straße fahren, die aber schon wenige Kilometer nach der Ortsgrenze von Bodø enden. Viel Verkehr heißt für uns automatisch weniger Spaß am Radfahren -man ist sich ja nie sicher, wieviel Respekt und „Luft“ zum Leben die Autofahrer einem beim Überholen lassen- und wir haben weniger Blick für Landschaft und… weniger Nerven um für Fotos anzuhalten. Die Korrelation lautet daher leider: Viel Verkehr oder viel Regen -> weniger Blick für Landschaft und weniger Fotos.

Zurück zu unserer Route: Nach Bodø folgen wir der FV17 zuerst an den Salstraumen. Laut Wikipedia ist das der mächtigste Gezeitenstrom der Welt, der durch diesen Engpass unter der FV17-Brücke eine riesige Fjordfläche bei Flut füllt und bei Ebbe leert. Ok, wir wollten es gesehen haben, investieren die Höhenmeter von Brückenniveau hinunter auf Meereshöhe und gönnen uns ein leckeres Vesper.
Zugegeben: Mehr ist an der Stelle für den Salstraumen nach unserem Gefühl nicht nennenswert. Da fließt eine Menge Wasser unter der Brücke durch, hat auch eine echte Fließgeschwindigkeit aber ist das nicht bei jeder Rheinbrücke auch so? Ok, der Salstraumen fließt im 6-Stundentakt mal rechts- und mal linksrum, das macht der Rhein nach unserer Erfahrung wirklich nicht. Aber dafür hätten wir 6 Stunden lang vespern müssen und das war uns doch zu lange. Direkt am Salstraumen gibt es dann noch zwei Campingplätze für die Leute, die rechts- und linksrum sehen wollen, aber wir fahren weiter.
Stattdessen stellen wir unser Zelt 20 Kilometer später an einem Bergsee, dem Valnesvatnet auf. Hier stehen auf dem Waldparkplatz zwar ein paar Autos -vermutlich von Anglern- aber im letzten Winkel des Parkplatzes ist unser Zelt und unser Kocher für das Abendessen kaum zu sehen.
Nebenan rauscht ein mächtiger Wasserfall, der aus diesem Bergsee gespeist wird: Den schauen wir uns morgen mal genauer an.

Die Nacht ist ruhig und entspannt, wie immer brauchen wir für den ausgiebigen Frühstückskaffee ziemlich lange bevor wir das Zelt zusammengepackt bekommen und wieder auf die Straße kommen.

Ein Wanderweg zum Wasserfall ist nicht beschildert und wir laufen zuerst erfolglos kreuz und quer durch den Wald. Ein Bauer an einem einsamen Hof erklärt uns dann den Weg: Zuerst muss man einen guten Kilometer ins Tal weg vom Wasserfall laufen, bevor man den Fluß queren kann und wieder 3 Kilometer gegen den Strom wandern muss.

Wir nehmen viele Fotos mit, der Fluß bietet tolle Motive und der Wasserfall Valnesforsen, mit 60 Metern freier Fallhöhe der höchste im Landkreis Bodø, ist auch wirklich beeindruckend. Als wir alles gesehen haben sind wir natürlich klüger als der Rest und suchen die Abkürzung: Der Weg zurück zum Fahrrad muss doch auch kürzer gehen. Am Ende sind wir jedenfalls gute 3 Kilometer und 100 Höhenmeter extra gelaufen, kommen ein zweites Mal am Wasserfall vorbei… und nehmen doch den Weg, wie wir gekommen waren. Was man nicht im Kopf hat, hat  man… lassen wir das, immerhin haben wir uns nicht auch noch verlaufen.


Erst am späten Nachmittag sind wir wieder auf dem Rad, der Wetterbericht hat wieder mal bewiesen dass angekündigte Sonne in Norwegen sich durchaus auch mal in Kälte und Regen manifestieren kann und wir radeln nur eine kurze 40km-Etappe bis zu einem -naja- einfachen Campingplatz.
Der nächste Tag ist zweigeteilt: Wir packen ein klatschnasses Zelt ein (eklig!!!), radeln in Regenklamotten bei Gegenwind los und haben eine immer noch vielbefahrene FV17 zu radeln. Der zweite Teil des Tages beginnt nach dem zweiten längeren Tunnel, in den wir bei Nieselregen einfahren und auf der anderen Seite von warmen Sonnenstrahlen empfangen werden. Bis Ørnes wird es dann sogar so warm, dass wir uns am Supermarkt ein Eis gönnen.

Kurzer Einschub: Auf dieser Strecke machen wir die Bekanntschaft mit dem anerkannten automobilen Depp Norwegens. Vorweg: Wir haben in Nord-Norwegen hervorragende Erfahrungen mit Auto-, LKW- und Bus-Fahrern gemacht. Der Respekt, der einem als Radfahrer im Allgemeinen entgegengebracht wird ist absolut bemerkenswert und es scheint ganz normal zu sein, dass man hier viel eher auf Radgeschwindigkeit abbremst und mit respektvollen 2 Metern Seitenabstand überholt als knapp an uns vorbeizufahren. Ich würde mir dieses Miteinander in Deutschland auch wünschen 🙂
Dieser Depp Norwegens schafft es, uns aus diesem Traum aufzuwecken und überholt uns mit 20cm Abstand. An einer Stelle, an der wir perfekt rechts fahren, die Straße 7m breit ist und kein Auto weit und breit entgegenkommt. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben und der anerkannte Depp Norwegens hält 5 Kilometer später an einem Cafe an, ich stelle ihn in aller Freundlichkeit zur Rede und frage ihn warum er das macht. Er flüchtet in sein Auto und ich frage -jetzt für alle Umstehenden gut hörbar- nochmals, warum er mit seiner Fahrweise bewusst unser Leben aufs Spiel setzt. War ihm wohl ziemlich peinlich…. zumal wir ihn in Ørnes an der Tankstelle nochmals treffen und nochmals freundlich und lautstark frage. Ich hoffe, das ist ihm peinlich genug um künftig MIT Hirn zu fahren.

Svartisen-Gletscher:

In der Serie von Tunnels auf der FV17 -mal mehr, mal weniger gut beleuchtet- ist der 7,6km lange Svartisen-Tunnel einer der wenigen, die für Radfahrer gesperrt sind. Vermutlich, weil er besonders eng und deshalb gefährlich ist, jedenfalls beschert er uns eine zusätzliche Fähre von Ørnes nach Vassdalsvik und -was viel angenehmer ist- eine praktisch autofreie und sehenswerte Straße für die nächsten 30 Kilometer. Der Wetterbericht für morgen ist gigantisch mit 15°C und wolkenfrei und so beschließen wir, auf dem Campingplatz Furøy einen Ruhetag einzulegen und die Gletscherzunge Engabren des Svartisengletschers  (übersetzt „Schwarzeis-Gletscher) zu besuchen. Um diese Gletscherzunge zu besuchen muss man mit dem Passagierboot über den Holandsfjord fahren und von dort aus etwa drei Kilometer einem flachen Kiesweg folgen.

Hier gibt es einen gigantischen Blick über den türkisblauen Gletschersee und über die Gletscherzunge, die jetzt in 2016 etwa 80m über dem Gletschersee endet. Die Felsen, die der Gletscher jetzt wieder freigegeben hat sind von der jahrtausendelangen Bearbeitung durch das Gletschereis komplett glatt- und rundgeschliffen. Wir setzen die Wanderung zum Gletscher fort, gehen weite Teile an Klettersteigen mit Ketten gesichert weiter nach oben und gönnen uns zur Belohnung ein Vesper auf den warmen Felsen, 200 Höhenmeter über dem See. Blick über das blaue Eis des Gletschers, die schwarzen und roten Felsen, über den Gletschersee und den Holandsfjord.
Früher oder später kommt es eh raus: Udo Hintensitzer hat ein kindisches Vergnügen daran, in jeden Bach zu hüpfen, der mindestens einen passenden Gumpen anbietet und frisches, fließendes Wasser verspricht. Kann man nicht verheimlichen und wird auf unserem Radtrip bestimmt noch öfters passieren. Hier ist es der Gletscherbach, der aus vermutlich hunderte Jahre altem Gletschereis gespeist wird und die glattgeschliffenen Felsen als natürliche Rutschbahn nutzt. Es sind keine Touristen mehr um uns und ich genieße das eiskalte sprudelnde Wasser für fünf Minuten. Die Felsen fühlen sich unter den nackten Füßen klasse an, die Wasserbecken des Eiswassers sind tief genug um in der Hocke einzutauchen und die Rinne des Bachs so rutschig, dass ich mich nur einmal wirklich zu rutschen traue. Klasse.

Abends lernen wir auf dem Campingplatz noch einige Wohnmobilfahrer kennen und bekommen von Brigitte und Jörg -NOCHMALS VIELEN DANK- ein Filet vom frisch gefangenen Dorsch. Eingefroren und fertig eingepackt dass es den nächsten Radtag bis zum Abendessen überstehen wird.
Über den nächsten beiden Tage lässt sich leider wieder recht wenig erzählen: Gegenwind, öftere Regenschauer, etwas mehr Verkehr, mehrere Fähren vor Nesna noch einige giftige Höhenmeter bis auf 350müM.
Auf dem Campingplatz Sjøbakken in Levang erwartet uns dann eine tolle Überraschung: Brigitte und Jörg, die uns vor rund 50km überholt haben, sehen uns schon mit dem Fernglas das Tandem von der Fähre schieben. Ausdrückliche Belohnung für die harten Höhenmeter ist feines Gulasch -endlich mal wieder Fleisch- und ein deutsches Bier für jeden!!!! Wir verbringen einen unterhaltsamen Abend und bekommen zum Abschied am nächsten Morgen sogar nochmal ein Filet des Fanges der Nacht: ein Seelachs, komplett ausgenommen und entgrätet.

Brigitte, Jörg, DAS WAR KLASSE!

Zweiter Einschub: Elche, naturwissenschaftliche Studie und eine Einschätzung der Realsituation:

Wir haben jetzt doch schon gute 1500 Kilometer und über 100 Stunden radfahrend in Norwegens Landschaft hinter uns und können damit statistisch stichhaltig belegen, dass dort exakt Null Elche pro 100 Straßenkilometern zu sehen sind.
Wenn man diese Quote mit den hunderttausenden Straßenkilometern in Norwegen multipliziert kommt man zum stolzen Ergebnis von 0 Elchen in Norwegen und wir sind -gelinde gesagt- etwas enttäuscht von dieser Tatsache. Wir sind jetzt der festen Überzeugung, dass freilebende Elche sogar eine Erfindung der norwegischen Tourismusindustrie sind, die Anzahl von Elch-Aufklebern auf Wohnmobilen scheint auch auf einen wohlflorierenden Markt hinzudeuten.
Zusätzlich wird das Ganze angekurbelt von den Elch-Straßenwarnschildern, die uns regelmäßig vor Elch-Wildwechseln warnen… wohlgemerkt ohne irgendeine Elchsichtung auf diesen Streckenteilen. Nach unserer Studie ist die Schneehasendichte auf Strecken mit angekündigten Elch-Wildwechseln sogar nachgewiesenermaßen höher als die Elchdichte. Jedenfalls haben wir auf nach gut 5 Wochen konzentriertem Blick ins Unterholz rechts und links der Straße, nach vielen riskanten Fahrsituationen nahe der rechten Böschung genug davon und wir rechnen ab jetzt nicht mehr mit Elchen. Punkt!

Auch kein Elch: Pferde in Norwegen.

Auch kein Elch: Pferde in Norwegen.

Sollen uns doch gestohlen bleiben! Heute haben wir eine Hirschkuh mit Kitz gesehen. Das ist doch was. Für den Fall, dass wir irgendwann Lust auf einen Elch haben sollten kaufen wir uns einen Aufkleber. Jedenfalls schauen wir ab jetzt wieder auf Vögel, Rehe, Hirsche und Natur. Wenn uns jetzt ein Elch im Weg stehen wird werden wir ihn kalt ignorieren.
Wir haben euch jedenfalls ausreichend gewarnt: Falls irgendjemand nach Norwegen fahren will um Elche zu sehen möge er das gerne auf eigene Gefahr machen.

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Die Diashow dieser Reiseetappen:

Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Das Wetter fängt in Stokmarknes an, wie es am Vorabend aufgehört hat: Die Wolken hängen tief in den Bergen, die den Fjord umgeben und es fällt immer wieder etwas Regen auf unser Zelt. Zum Glück haben wir heute nicht viel vor: Zur Fähre nach Melbu, die uns auf nach Fiskebøl auf den Lofoten tragen soll sind es nur 20 Kilometer und da wir unseren Zeltplatz für die nächste Nacht bereits kennen haben wir keine Eile.

Gemütlich kochen wir uns eine zweite Kanne Kaffee in der Gemeinschaftsküche und warten darauf, dass sich die Wettervorhersage von gestern -trocken und sonnig bei 12°C- gegen die Wolken durchsetzt… aber es wird nachmittag bis wir das noch klamme Zelt zusammenpacken und uns unter den noch immer tiefen Wolken auf den Weg machen. Die Fähreüberfahrt von Melbu nach Fiskebøl dauert nur 25 Minuten, während der die schroffen Berge der Nordküste dieser Lofoteninsel Austvagøy eindrucksvoll näherkommen.
Die Lofoten sind ein beliebtes Urlaubsziel für Norwegenurlauber, hier beeindruckt die Landschaft mit krassen Gegensätzen aus schroffer Bergwelt und rauher Küstenlinie zum Nordmeer hin zu kilometerlangen weißen Stränden, türkisfarbenem Meer und sanften moorigen Heideflächen die wiederum direkt an grüne, bewirtschaftete Wiesen mit Schafen und Lämmern angrenzen. Dazu kommen die ganz speziellen Sehenswürdigkeiten dieser Inseln mit der eigenen Landwirtschaft, mit den Feldern von Stockfischen an Holzgerüsten und mit Dörfern, die halb auf dem Meer, halb auf den Felsen gebaut sind. Das Tempo einer Radreise gibt einem außerdem ausreichend Zeit, auch die Tierwelt der Lofoten zu sehen und diese ganz besonderen Inseln wahrzunehmen: Ist man im Auto eher in Gefahr, an den schönen Stellen zu schnell vorbeizufahren ist man mit dem Fahrrad langsam genug um auch wirklich anzuhalten. Ganz nebenbei kann man die oben beschriebenen Gegensätze auch fühlen: Da ist die nordgewandte Seite der Lofoten, die uns mit scharfem, kühlem Wind empfängt, die viel mildere Südostseite, die auch jetzt, Ende Mai, an windschattigen Stellen schon richtig warm ist. Zwischen diesen beiden Seiten wechselt man automatisch hin und her, wenn man der Hauptachse folgt und mehrmals an langen Fjorden entlangfahrend von Küste zum Landesinneren wechselt. Durch die Lofoten führt die E10 als Hauptstraße, die schon jetzt hauptsächlich Mietwagen von Urlaubern und Wohnmobile transportiert, man sollte sich aber unbedingt die Zeit nehmen, die kleinen Umwege auf den schmalen Sträßlein zu nehmen wo immer das möglich ist. Für uns heißt das zwar einige Kilometer Umwege und einige extra Höhenmeter, wir erkaufen uns damit aber den wenigen Verkehr und die Naturnähe, die wir sehen wollen.
Zurück nach Fiskebøl: Wir verlassen die Fähre, biegen direkt nach dem Fähranleger rechts ab und schon heißt uns eine knackige 10%-Steigung willkommen bevor wir einen Kilometer später „unseren“ Strand für die Übernachtung erreichen. Es gibt hier einen schönen Blick zurück auf die Vesteralen und der Himmel beginnt schon aufzuklaren. Morgen wird bestimmt ein schöner Tag!!!

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Richtig: Zwar tröpfelt es morgens noch ein paar Mal aus blauem Himmel heraus aber die sonnigen Abschnitte dominieren mehr und mehr. Unsere Radetappe wird uns heute eine große Schleife an der Nordostküste entlang führen und so die Strecke nach Svolvaer von 30km auf gut 60 verlängern. Aber es lohnt sich: Die Landschaft ist zuerst von steilen Felsen von Meereshöhe bis auf 300-400m Höhe, später von weiten Moor/Heideflächen bestimmt, die sich mit landwirtschaftlich genutzten Flächen -richtig, Schafe und Lämmer- abwechseln. Die Straße ist sehr  schmal und wir begegnen nur ganz selten Autos. Dafür sehen wir auf den ersten Kilometern zwei Seeadler, die sich mit Krähen um das Revier streiten. Später, auf den Heideflächen stehen viele Wasserflächen, auf denen Schwäne, Graugänse, Taucher wahrscheinlich gerade am Brüten sind.
Damit sind wir in unserem Element, verbrauchen wieder einige „Ohhh guck mal da“ und „Wow, ist das cool hier“, erreichen nach gut 30 Kilometern wieder die Hauptachse E10. Zurück im Verkehr mit Womos und Mietwagen sammeln wir auf dieser E10 auch noch ein paar Höhenmeter auf dem Weg nach Svolvaer wo wir „das Nötigste“ einkaufen.
Die Lektion mit der Streckenplanung passend zu den Einkaufsmöglichkeiten und Öffnungszeiten der Läden hatten wir ja schon in Svensby (siehe unseren Blogeintrag zu Svensby) gelernt. Was man als Radtourist noch dazulernen muss ist, dass man sich bei den raren Einkaufsmöglichkeiten keinen Kofferraum voller leckerer Sachen in den Einkaufswagen werfen darf. Auch wenn unser Hase Pino ein Reisegewicht von 250kg hat haben wir doch etwas eingeschränkte Packmöglichkeiten und stehen immer noch regelmäßig vor dem Supermarkt und müssen die „überschüssigen“ Lebensmittel per Einkauftüte zusätzlich seitlich ans Rad klemmen.
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz steht die Route nach Leknes auf dem Etappenplan. Mietwagen- oder Wohnmobiltouristen auf den Lofoten werden wahrscheinlich die E10 wählen, die Europaradroute E1 entscheidet sich für Extraschlaufen über Hov und über Semesvik/Ramsvik. Das Projekt „Lebenstraum von Nord nach Süd“ gibt uns 7 Monate Zeit und rechnet mit etwa 10.000 Kilometern, also sind solche Extraschlaufen eine Selbstverständlichkeit, unsere Beine können inzwischen auch schon viel besser mit den Steigungen umgehen. Nach Svolvaer folgt die Etappe dann wieder der E10, der Blick auf das blitzeblaue Meer zeigt unzählige kleine Inselchen und die typischen weißen und roten Häuser der norwegischen Fjorde.

Nach 15 Kilometern fahren wir über eine große Brücke des Gimsøystraumen -man notiere: Viele der Brücken über große Fjorde und auf Inseln sind sehr weitspännig und haben eine Scheitelhöhe von gut 40 Metern über dem Meer damit auch Hurtigruten-Kreuzfahrtschiffe und große Segelschiffe darunter passieren können. Hoch geht es da mit gut 7% und es gibt selten Radwege: Um den Autoverkehr an solchen Stellen nur möglichst wenig zu blockieren fahren wir solche Strecken tendenziell immer zu schnell nach oben.
Nach der Brücke biegen wir außer Atem auf die kleine Straße in Richtung Hov ab, versuchen wieder gemütlich zu rollen und sehen…. wieder was schwarzes im Wasser. Vollstopp, Fernglas und Fotoapparat startklar und… Bingo: Aus dem Wasser schaut eine Robbe zu uns herüber, beobachtet uns einige Zeit um dann in aller Ruhe wegzutauchen. Noch ganz beeindruckt radeln wir weiter um ein nächstes Highlight zu sehen. Ein riesiger Seeadler der seinen frischem Fang, einen mächtigen Fisch mantelt. Abgesehen davon, dass er uns auch in 100m Entfernung nicht über den Weg traut, muss er diesen Fang auch noch gegen zwei sehr freche Raben verteidigen. Er schaut sich die Sache nicht sehr lange an und nimmt den großen Fisch recht bald mit in Richtung Felswand, vermutlich zu seinem dort oben gelegenen Horst.

Bis Leknes führt die kleine Straße 815/837 dann permanent an Fjorden und an der sanften Ostküste entlang und es gibt fast keinen Autoverkehr. Das Wetter ist wieder genial und wir Glückskinder radeln fast den ganzen Tag in kurzen Radklamotten.
Ab Leknes nach Moskenes gibt es dann keine Alternative zu der E10, die hier einmal die Nordwestküste schneidet, durch einen Fjord wieder zur Südostseite wechselt. Die Sache fängt allerdings mit einem Angstgegner an: Der Nappstraumen wird per Tunnel mit 1780m Länge unterfahren und wir haben lange überlegt, ob wir diesen Abschnitt per Fahrradfähre zwischen Balstad/Nusfjord umfahren sollten. Allerdings fährt diese Fähre nur bei Bedarf von mindestens vier Fahrrädern und lässt sich zeitlich schwer einplanen. Also nehmen wir den Tunnel, der immerhin einen schmalen Gehweg mit knapp einem Meter Breite auf unserer Fahrbahnseite anbietet. Abgegrenzt von der Fahrbahn von einem scharfen 15cm Bordstein… den man nicht versehentlich herunterfallen möchte. Unsicher ist dieser Tunnel nicht, trotzdem ist es ein kleiner Albtraum: Zuerst geht es 1000m mit 6-7% Gefälle nach unten… Udo Hintensitzer darf es nicht mal rollen lassen weil der Gehweg zu schmal ist und Schlaglöcher hat. Danach muss unser vierbeiniger Antrieb wirklich alles hergeben um dieselbe Strecke wieder nach oben zu kämpfen. Jede Dampflok dürfte neidisch auf unser Keuchen gewesen sein, als wir auf der anderen Seite oben ankommen: Dank dem engen Radweg kann man sich kaum Schlenkerer auf dem Rad leisten und muss die harte Steigung mit etwas flotterem Tempo nehmen. Garniert wird das Ganze vom ohrenbetäubenden Lärm, mit dem sich jeder durchfahrende PKW schon hunderte Meter vorher ankündigt.
Nach diesem Angstgegner überrascht uns die E10 in positivem Sinne, der Verkehr ist deutlich weniger als wir befürchtet hatten und die Strecke wartet mit echten Highlights auf. Eine vollständige Beschreibung würde jeden Blog sprengen, deshalb nur die Highlights, die uns am meisten beeindruckt haben:
– Der Fjord zwischen Kilan und Flagstad hat einen kilometerlangen weißen Sandstrand und auf der seeabgewandten Seite Wasserfälle, die über viele Meter nach unten stürzen. Im Kontrast ist der Fjord windarm und sanft, die Nordmeerseite lässt einen den scharfen, kalten Wind spüren.

– Ab der langen Querung von der Nord- zur Südseite begleiten riesige, gefüllte Stockfischgerüste die Strecke. Diese Stockfischgerüste sind übrigens auch per Nase leicht zu finden 🙂

– Die Dörfer Hamnøya bis Reine sind zu einem großen Teil auf Pfählen aufgebaut und liegen malerisch in den großen Buchten am Eingang des Kjerkfjord. Wir haben jetzt schon über 1000 Kilometer durch Nordnorwegen hinter uns und sehen hier -für uns- die mit Abstand schönsten Dörfer der bisherigen Strecke.
Damit endet unsere bislang längste Etappe in Moskenes auf dem Campingplatz. Eigentlich ist das Dorf A ein Muss für Lofotenbesucher aber wir beschließen dass die Beine für heute genug geradelt sind und sparen diesen Besuch für die nächste Reise auf.

Vaerøy:

Diese Lofoteninsel liegt in Sichtweite in direkter südwestlicher Verlängerung der Lofoten-Hauptinseln. Die Fährverbindung zwischen Moskenes, Vaerøy und der nächsten Insel Røst geht zwei bis drei Mal täglich und bringt uns um 12 Uhr nach Vaerøy. Die Insel hat insgesamt nicht mehr als 10 Kilometer Straße und ist radtechnisch ziemlich schnell erschlossen, bietet dafür aber noch einige Wanderstrecken zu den abgelegenen Winkeln der Insel an. Leider ist unser Pinogepäck nicht darauf ausgerichtet unser Übernachtungsgepäck weiter als 500 Meter zu tragen, deshalb nehmen wir den Strand Nordlandshagen als unseren Zeltplatz: Das ist der nördlichste Punkt der Insel, der per Feldweg noch per Fahrrad zu erreichen ist.

Wir hängen unsere Füße (sehr kurz !!!) ins kalte Meerwasser, genießen einen langen Nachmittag die warme Sonne in T-Shirt und Badehose bevor wir abends noch eine kurze Wanderung an der Steilküste entlang machen. Papageientaucher bekommen wir leider keine zu Gesicht, dafür wieder zig Möven, Austernfischer, Kormorane und Graugänse. Und zwei Seerobben, die immer wieder aus dem Meer schauen… wenige 10 Meter vom Ufer.

Die Nacht wird ziemlich lange, man hat von diesem Strand freien Blick nach Norden auf Lofoten und Mitternachtssonne und so verkriechen wir uns erst nach 12 ins Zelt.

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Zur Diashow dieser Reisetage:

Wale in Andenes, Regen auf den Vesteralen

Wale in Andenes, Regen auf den Vesterålen

Die Fähre hatte uns in einer knapp zweistündigen Überfahrt von Gryllefjord auf Senja nach Andenes auf Andøya gebracht. Obwohl das Wetter schon auf der Überfahrt anfängt aufzuklaren haben wir doch noch guten Seegang -zumindest was wir in Süddeutschland für Seegang halten-. Wir fühlen uns beide gut damit und haken die „Seekrankheits“-Angst für die Whale-Watching-Tour damit als unbegründet ab. So kommen wir um kurz vor 21:00 in Andenes an und haben noch genügend Zeit für einen Einkauf bevor wir unsere kleine Pension direkt am Hafen beziehen. Wir brauchen noch Kirsebaer-Yoghurt (Kirsche 🙂 ), Milch für Frühstück, etwas Wurst und Bier. Diesen Sixpack von Letzterem bringen wir allerdings nur bis zur Kasse. Der freundliche Kassierer klärt uns auf, das man in Norwegen Samstags nur bis 18:00 Bier einkaufen kann… er versteht die Logik der Gesetze auch nicht und kann uns (und sich selber) auch nicht erklären, wie das den Alkoholmissbrauch reduzieren könnte. Wir vermuten, dass alkoholanfällige Menschen in Norwegen deshalb immerhin ein besseres Zeitmanagement pflegen und legen den Sixpack seufzend zurück ins Kühlregal.

Wir schlafen also wieder mal in einem richtigen Bett (das eine viel zu weiche Matraze hat) und reihen uns am späten Sonntag vormittag bei Whale-Safari Andenes ein um zuerst eine Führung durch deren Walmuseum zu bekommen und danach auf dem Schiff REINE mit einer kleinen Gruppe Touristen aufs Meer zu fahren. Wider aller Wetterprognosen dürfen wir das wieder einmal bei strahlend blauem Himmel und sehr wenig Wind machen. Unsere nächste Lektion in Nordnorwegen: Den Wetterbericht darf man für die nächsten paar Stunden ernst nehmen. Danach macht das Wetter eh, was es will und ignoriert die Wettervorhersage von gestern.

Auf den Walsafaris in Nordnorwegen kann man um diese Jahreszeit vor allem Pottwale sehen. Das hat zum Einen damit zu tun, dass die hier jetzt gerne jagen, zum Anderen liegt das daran, dass diese Tiere zum Jagen in der lichtlosen Tiefsee eine Sonartechnik einsetzen um Beute zu orten. Eben diese Geräusche fangen die Walbeobachter auch auf, um die Tiere sicher verfolgen zu können um sie den Besuchern beim Auftauchen und -wichtiger- beim Abtauchen mit der imposanten Flosse zeigen zu können. Wir dürfen auf dieser 3-stündigen Ausfahrt insgesamt 5 Wale sehen und sind begeistert, wie groß sie sind, wie sie minutenlang ruhig an der Wasseroberfläche treiben um sich für den nächsten Tauchgang zu erholen, wie sie im 8-10 Sekundenrythmus eine Atemfontaine ausstoßen und wie sie danach wieder -ganz geräuschlos- beim Abtauchen ihre bis zu vier Meter breite Schwanzflosse aus dem Wasser heben. Wir sind wirklich sehr beeindruckt und haken ein „must-do“ auf unserer Liste der „must-have-seen“ ab.

Noch eine Nacht in der Pension, der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage hartnäckig starken Südwind und wechselnd viel und wenig Regen an, aber wir haben eigentlich keine Wahl: Es wäre auf Dauer zu teuer, wenn wir versuchen würden, schlechtes Wetter immer in gemütlichen Pensionen auszusitzen. Zweitens würde uns die Zeit nach Gibraltar knapp werden und Drittens, noch wichtiger, wollen wir ja ein Abenteuer von Nord nach Süd erleben. Dass wir dafür auch mal aus unserer Komfort-Zone heraus müssen war uns immer klar… und das wollten wir ja auch durchstehen.

Damit sind die nächsten beiden Tage auch schon weitgehend erzählt: Gegen den Wind radeln ist vor allem eine Disziplinsache. Auch wenn es nahe liegt, kann man den Wind nicht klein radeln oder niederkämpfen. Nach spätestens einer halben Stunde ist man sonst platt… und der Wind immer noch da. So nehmen wir uns vor, unabhängig von Regen und Windstärke einfach mit wenig Kraft in den Beinen durchzuradeln und schaffen zwei Tagesetappen mit jeweils ~70 Kilometern durch Andøya, einen Teil von Hinnøya und Langøya bis nach Stokmarknes zu radeln. Auf der Strecke bleiben dabei halt leider tiefere Einblicke und Fotos von der Strecke. Von Andoya sind uns die unendlichen Moor- und Heidelandschaften entlang der Meeresküste in Erinnerung, zusammen mit den vielen Vogelstimmen. Außerdem die Landwirtschaft mit vielen Schafen und Lämmlein und dem Highlight des Tages: den Seeadlern, von denen wir mehrere auf Felsen am Meer und beim Fliegen beobachten konnten.

Zwischendrin verbringen wir eine schöne Nacht direkt am Fjord auf einem wilden Zeltplatz bevor wir -bei noch mehr Regen- über Hinnøya und Langøya radeln und dementsprechend noch weniger sehen und fotografieren.

Weiter mit Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Die Diashow der Tage:

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Den Ruhetag in Svensby haben wir ausgiebig genutzt, um im Blog zu schreiben, Wäsche zu waschen und die Beine hochzulegen. Genaugenommen können wir hier auch nicht viel mehr machen: Svensby hat keine Einkaufsmöglichkeit, keine Tankstelle wo wir unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen können…. nur wenn die Bar am Campinplatz abends eine viertel Stunde für uns öffnet (um unsere Platzmiete zu kassieren) können wir ein/zwei Dosen Bier für den Abend kaufen -zum stolzen Preis von 70 Kronen (7,50€ !!!) pro Dose. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Wetterbericht für unseren nächsten Reisetag sieht nicht wirklich gut für uns aus, der angesagte Wind mit 30km/h und Böen bis über 50km/h wird uns für die ersten 30 Kilometer genau ins Gesicht blasen, dazu sollen ein paar Liter Wasser aus den Wolken fallen. So sind wir fast überrascht, als wir gegen 6 Uhr im Zelt aufwachen, Sonnenlicht sehen und keinerlei Wind am Zelt rascheln hören. Allerdings bleibt das ein kurzes Vergnügen, denn der nächste Regenschauer kündigt sich mit tiefem Rauschen an und das Zelt wird klatschnass und durchgeschüttelt, lange bevor wir es aus dem Schlafsack schaffen. Heute ist Nationalfeiertag in Norwegen und die Fähre Svensby – Breivikeidet fährt nur drei Mal, so dass wir keine Wahl haben und gar nicht auf gutes Wetter warten können. Wir nutzen die nächste Regenpause um zum ersten Mal in unserem Abenteuer unser Zelt nass einzupacken und stehen um 11:00 pünktlich an der Fähre.

Fähre fahren ist etwas tolles in Norwegen: Nachdem das Pino auf dem Autodeck mit Rokstraps festgezurrt ist kann man zwei Stockwerke höher in ein Cafe sitzen und drei gefühlte norwegische Nationalgerichte haben: Hotdogs, Waffeln mit Käse und Kaffee gibt es anscheinend in JEDEM Kiosk und in jeder Tankstelle.

So gönnen wir uns die kleine Henkersmahlzeit auf dem Schiff bevor wir in Breivikeidet das Pino gegen den Wind vom Schiff schieben und uns in den Kampf mit dem Wind und dem angesagten Niederschlag werfen. Eigentlich gibt es für uns ja keinen Grund, deswegen zu jammern, wir hatten -genau genommen- bis heute geniales Glück mit dem Wetter und konnten sogar am Nordkapp bei 13°C und schönstem Sonnenschein schwitzen. Ist eben heute kleiner Zahltag und wir dürfen auch mal an anderem Wetter schnuppern. Unsere Reise wäre ja kein Abenteuer wenn man nur im T-Shirt bei lauem Rückenwind den Berg runter rollen dürfte!

Inzwischen haben wir gelernt, dass es in Nordnorwegen eigentlich keine ebenen oder flachen Straßenabschnitte gibt. Die vermeintlich flachen Abschnitte an den Fjorden entlang sind in Wirklichkeit lange wellige Abschnitte, in denen sich Hügel mit 20-50 Höhenmetern und 4-7% Steigung aneinander reihen. So wechseln wir die Gänge im Kilometerrythmus zwischen dem höchsten Gang bergab in den kleinsten Gang bergauf. Obwohl: Heute zwingt uns der Wind bergab trotz kleinem Gang in die Pedale, damit wir bergauf wieder im Kleinsten kämpfen können. Dass die hintere Bremse zu schleifen beginnt und -zumindest vermeintlich- zusätzliche Kraft einfordert zehrt zusätzlich an den Nerven: eine schlecht eingestellte Schaltung oder ein Quitschen oder Schleifen am Rad gehört zu den Dingen, die Udo Hintensitzer in Minutenfrist jede Laune komplett versauen können und drohen sich im Extremfall zur Ehekrise auszuweiten. Also machen wir auf halber Strecke eine Werkstattpause, laden unser Gepäck ab um die Bremse zu prüfen und -zum Glück- wieder besser eingestellt zu bekommen.

So erreichen wir nach knapp 3 Stunden Gegenwind, etwas Graupelschauer und deutlich weniger Regen als vorhergesagt den Knickpunkt unserer Tagesetappe und dürfen ab jetzt mit Rückenwind nach Tromsø rollen. Super: Wir verbringen die heutige Nacht wieder bei Bjørn und Hilde, wo wir schon unsere erste Nacht auf dem Hinweg zum Nordkapp übernachten durften. Many thanks again to you and your family: We did quite enjoy your kind hospitality and our stay in your house!!!

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… leider fällt die Bildergalerie für diesen Reisetag kurz aus, sorry: An den Radetappen, bei denen dicke Handschuhe zum Basisequipment gehören ist die Lust, anzuhalten und Fotos zu machen eben deutlich reduziert. Außerdem will ja Keiner Fotos von Wäldern oder Fahrrädern im Regendunst sehen 🙂

 

Vier Tage, drei Pässe, 3200HM

Vier Tage, drei Pässe, 3200HM…

Heute ist Ruhetag, richtig echter Ruhetag! Draußen hängen die Wolken niedrig, es ist windig bei ungefähr 8°C und es regnet immer wieder ein bisschen. Bereits gestern hatte das Wetter und die leeren Beine schon dringend für diesen Faulenztag plädiert und so sitzen wir die meiste Zeit des Tages in einer 2*3m Gemeinschaftsküche auf dem -komplett leeren- Campingplatz Svensby und faulenzen. Vermutlich ist es spannender, wenn wir vier Tage zurückspringen:

Der letzte Blogeintrag stammt noch aus Alta mit tropfender Nase, das wir am Donnerstag, 12.05. mit vollbepacktem Pino verlassen haben. Die Campingplatzbetreiber wollten unbedingt noch ein Foto mit uns und vollem Kampfgepäck machen und so radeln wir noch eine Platzrunde fürs Archiv und gewöhnen unsere Beine wieder an die Pedalbewegung.

Die Strecke in Richtung Süden -die E6- führt uns nochmal am Alta-Museum vorbei und wird uns jetzt über einige zehn Kilometer am Altafjord entlangführen. Mit Ausnahme der Tunnel: Die norwegischen Tunnelbauer scheinen Radfahrer während des Tunnelbaus vergessen zu haben und dafür -als sie ihnen wieder eingefallen sind- ein Schild mit „Fußgänger/Radfahrer verboten“ aufgestellt zu haben.

Den ersten Tunnel dieser Art dürfen wir wir kurz vor dem Kåfjord umfahren, was hier wirklich ein Gewinn ist. Die Runde um 600m Tunnel und Hauptstraßenbrücke ist gute 10 Kilometer lang und führt uns durch schöne Wälder, an einem aufgestauten Fluß entlang, der sich gerade bemüht, sein restliches Deckeis talwärts treiben zu lassen und an einem herrlichen Wasserfall vorbei. Die norwegischen Tunnelbauer wissen anscheinend ganz genau, was sie machen.

Neben den Tunnels haben wir es auch an mehreren Baustellen mit den norwegischen Straßenbauern zu tun: Insgesamt drei Mal stehen wir vor einer Baustellenampel und kämpfen uns über die unvermeidlichen, geschotterten Extrasteigungen wenn eine Ersatztrasse an der Baustelle vorbei am Hang entlangführt. Dafür sind auf dieser Strecke einige Ahhhs. und Ohhhs versteckt, da sich der Fjord bei tollem Wetter in einem fantastischen Blau präsentiert, siehe Diashow.

Die erste Etappe nach Rücken/Hals/Nase wollen wir nicht zu lange machen, nach 53km haben wir schon wieder 740HM gesammelt und nehmen deshalb das erstbeste Birkenwäldchen ohne Häuser drumrum für unseren Zeltplatz. Es fühlt sich immer noch ein bisschen ungewohnt an, das Zelt einfach „irgendwo“ aufzustellen, uns unser Abendessen zu kochen und die Nacht zu verbringen. Dafür hören wir den ganzen hellen Abend den heimischen Vögeln zu: Wasseramseln, Raben, Bachstelzen, Möven, irgendeine Entenart sind gerade paarungswillig und suchen sich lautstark den passenden Partner dafür. Jedenfalls verbringen wir eine ansonsten ruhige Nacht, kaum 50m von der wenig befahrenen Straße weg. Um uns herum nur vereinzelte Schneefelder, Dachshöhlen (oder Vielfraß-Höhle?) und ganz wenige Stechmücken, denen es für den echten aggressiven Angriff anscheinend noch zu kalt ist.

Am Freitagmorgen hat die Sonne schon morgens um 7:00 Kraft und wir kochen uns unseren Frühstückskaffee in „unserem“ Wäldchen. Den Tag gehen wir ganz langsam an und brauchen wieder unsere typischen 2 Stunden, bis wir alles für die Weiterfahrt gepackt haben. Vielleicht gehen wir es auch langsam an, weil auf der heutigen Etappe unser erster „Pass“ mit 260 Höhenmetern ansteht. In Naviki sehen wir für diese Strecke eine durchgehende Steigung mit 5-7%, ein Stück weit sogar 8% angekündigt, was in uns schon ein bisschen Respekt weckt. Zu nahe ist noch die Erfahrung, wie sich untrainierte Beine auf einem 250kg-Gespann an den Steigungen zum Nordkapp angefühlt haben. Direkt vor dem Berg finden wir in Langfjordbotn noch einen Coop, decken uns mit Müsliriegeln ein und kaufen noch eine Flasche Cola und zwei Dosen Bier für den Abend… nicht dass wir zu wenig Balast in der Steigung haben.

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Eine Stunde später stehen wir dann glücklich und platt auf der Passhöhe und schauen auf den Kvænangenfjord im nächsten Tal: Wer mit dem Rad schon (echte) Pässe gefahren ist, kennt dieses Gefühl der inneren Zufriedenheit und des Stolzes bestimmt. Den Berg hinunter schieben uns die 250kg superschnell in Richtung Tal, nur wegen einer Herde Rentiere auf der Straße müssen wir einmal kräftig herunterbremsen. Die Doppelscheibenbremse möchte Udo Hintensitzer jedenfalls schon jetzt nicht mehr missen.

Unten im Tal sehen wir einen netten Schmelzwasserfall und füllen unsere Thermoskannen nochmals mit Wasser voll. Hey, da!!! An dem Schneefeld schrecken wir ein Hermelin auf, das sich noch zwei Mal zu uns umschaut bevor es im Gebüsch verschwindet. Es hat jetzt im Mai den weißen Winterpelz schon fast verloren und zeigt einen graubraunen Rücken. Leider sind wir viel zu langsam, um in der kurzen Zeit eine der beiden Kameras startklar zu bekommen.

Also rollen wir noch einige Kilometer weiter, bis wir den winzigen Campingplatz Sekkemo oberhalb des Fjords anrollen, unser Zelt aufstellen und eine heiße Dusche genießen. Zu dumm, dass wir für das warme Wasser hier 10 Kronen einwerfen müssen und recht wenige Münzen haben: Die verdiente AUSGIEBIGE heiße Dusche verkürzt sich dadurch erheblich. Das Bier, das wir immerhin über unseren ersten Pass getragen haben, schmeckt dafür extra lecker und nebenbei schauen wir uns das Höhenprofil der nächsten Tage, von hier bis Olderdalen, an… die Campingplatznachbarn in ihrem Wohnwagen haben uns vor den nächsten beiden „Bergetappen“ gewarnt.

Für Samstag planen wir also die erste der beiden Spitzen, 400HM (wieder ~5-7% durchgängige Steigung), könnten danach noch einige Kilometer am Fjord entlangrollen um direkt vor der wirklich heftigen Steigung (gut 8% und 240HM) auf dem Campingplatz Storslett noch eine Nacht auszuruhen.

Die Planung funktioniert zuerst einmal recht gut, unsere bereits müden Beine können sich mit den ersten 400HM ganz gut arrangieren und so stehen wir 2 Stunden später endorphingeschwängert auf der Passhöhe. Hier oben liegt der Schnee an einigen Stellen noch meterhoch und gleichzeitig sieht der Fjord unten mit blauem und teilweise türkisfarbenem Wasser fast schon mediterran aus.

Trotzdem sind wir wirklich platt, als wir in Storslett einrollen -man muss wissen, dass auch die „ebenen“ Strecken in Norwegen eigentlich rollende Hügel sind, die uns öfters in Kriechtempo im niedrigsten Gang zwingen-. Supermarkt? Fehlanzeige! Heute ist Samstag vor Pfingsten und alle Geschäfte haben seit zwei Stunden geschlossen. Die kurzfristige Rettung ist die Tankstelle, wo wir uns mit Hotdog, Gummibärchen, Cola und Kaffee dürftig verpflegen. Nächste Fehlanzeige: Der eingeplante Campingplatz Storslett ist seit Jahren geschlossen und wir finden absolut keine Wiese, in die wir unser Zelt stellen könnten. Deshalb haben wir keine andere Wahl als uns die nächste Spitze (240HM, 8%) mit unseren ohnehin schon zittrigen Beinen hochzukämpfen. Um die nächste Pleite jetzt aber ganz sicher zu verhindern rufen wir beim nächsten Campingplatz schon von hier oben aus an und lassen uns bestätigen dass er offen hat…. Er hat.

Für die Campingplatzbetreiberin sind wir die ersten Gäste in 2016 und sie hängt für uns sogar noch eine deutsche Fahne an den Masten neben der Norwegischen, welch ein Willkommen. Wir futtern unseren halben Küchenkoffer leer, bauen das Zelt auf und schlafen wirklich extrem platt bis zum nächsten Morgen durch.

Sonntagsetappe… eigentlich zum Vergessen. Die Beine hätten den Ruhetag jetzt schon hoch verdient und wir sind auch mental schon ziemlich leer… allein der schlechter werdende Wetterbericht treibt uns dazu, noch eine Etappe dranzuhängen. Heute ist der erste Tag, an dem wir in Norwegen ein paar Tropfen Regen abbekommen, bisher waren wir ja von blauem Himmel mehr als verwöhnt. Außerdem wird der Wind garstiger und wir beschließen im Konsens, das Schild „Campingplatz 5km“ anzunehmen und die Etappe mit 56Kilometern zu beenden. Jetzt ist ein Ruhetag, Wäsche waschen, ausgiebig Duschen (ohne Münzen) und eine kleine Gemeinschaftküche angesagt, siehe oben.

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Die Bilder des Tages (Klick für Diashow):

Fähre Olderdalen Schneehase in Sekkemo Austernfischer Campingplatz Sekkemo

Nach Rücken kommt Hals, dann Nase

Nach Rücken kommt Hals, dann Nase

Nach zwei Tagen Rückenschonung in Olderfjord können wir uns die leichte Etappe von Olderfjord nach Skaidi (25km, 300HM) schon wieder zumuten. Das Skaidi-Hotel hat gute Bewertungen auf tripadvisor und liegt preislich nicht weit von der Hütte auf dem Campingplatz entfernt. Außerdem kommen nach Skaidi gut 85km Strecke über Land ohne rückenfreundliche Camping- oder Hotelgelegenheit…. also müssen wir diesen Zwischenstopp in unserem aktuellen Zustand ohnehin einplanen.

Diese Etappe beginnt mit einem kurzen steilen Stück und hebt sich zügig vom Meeresniveau aus Olderfjord ab. Danach folgt die Straße durch lichte Birkenwäldchen -finnmarktypisch mit großem Abstand zwischen den Bäumchen-, vorbei an noch gefrorenen Seen und steigt auf gut 250m Höhe an ohne dass wirklich steile Stücke dabei sind. Es macht uns richtig Spaß, wieder auf dem Rad zu sitzen, die ersten Vögel des nordischen Frühlings zu hören und zwischen den Bäumen nach schönen Ausblicken und heimischen Tieren zu spähen. Ein ELCH… wäre jetzt mal schön zu sehen 😉

Knapp zwei Stunden dauert diese Etappe und wir genießen die eine Nacht im Hotel. Naja, Genießen bleibt heute Nacht zwiespältig. Das Hotelzimmer ist super, aber nach halbkuriertem Rücken folgt bei Udo Hintensitzer jetzt Hals (kratzig) und Nase (verschnupft) und weil sich die Sympthome in der Nacht zu einer handfesten fiebrigen Erkältung auswachsen ist an ein Weiterradeln -speziell einer 85km-Etappe ohne Hotelgelegenheit unterwegs- nicht zu denken.

Spontane Planänderung:

Wir packen kurzerhand Pino, Anhänger und Gepäck in den Überlandbus nach Alta und nehmen dort auf einem Campingplatz eine Hütte bis wir Hals-und-Nase auskuriert haben.

Lieber jetzt einen zusätzlichen Tag Erholung einbauen und sicher über den Berg sein anstatt zwei/drei Tage später vielleicht für Wochen außer Gefecht zu sein. Bus war sicherlich die richtige Entscheidung, unterwegs sehen wir aber, dass wir eine ganz besondere Etappe verpassen: Der Fluß Repparfjordelva begleitet hier für einige Kilometer die Straße nach Alta und er trägt zu unserer Jahreszeit Unmengen von Eisschollen mit sich in Richtung Meer.
Unterwegs passieren wir einen Rastplatz mit mächtigem Wasserfall… wären wir hier mit dem Pino vorbeigekommen hätten wir mit Sicherheit eine tolle Mittagspause verbracht. Dazu noch eine Hochebene mit gerade antauenden Seen, Schneeflächen wechseln sich mit bereits schneefreien Flächen ab.

In Alta beziehen wir unsere Hütte auf dem Campingplatz, machen noch einen Spaziergang am Fluss Altaelva – einem der lachsreichsten Flüsse Norwegens- und… verlassen die Hütte danach für zwei Tage fast nicht mehr. DSCN4879-bearbeitet

Erst am dritten Tag fühlen wir uns wieder fit genug für den ersten Ausgang und schauen uns das Alta-Museum in Hjemmeluft an.

Dort wurden in den 70er Jahren bedeutende Felszeichnungen gefunden, die zum Teil 2000 Jahre alt, zum Teil sogar 7000 Jahre alt sind. Diese Ritzarbeiten im Fels wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und beeindrucken den Besucher wirklich. Auf einem Rundgang durch das Freilicht-Museum über etwa 3km erfährt man viel über die verschiedenen Motive und die Beweggründe der Zeichner, wie sie von Historikern heute vermutet werden. Ganz nebenbei hat man auf dieser Wanderung traumhafte Ausblicke auf den Altafjord, den wir auf der nächsten Radetappe noch lange in Richtung Westen/Süden begleiten werden.

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Die Bilder aus diesen Tagen (anklicken für Diashow):

Nordkapp – Olderfjord… und Zwangspausen

Nordkapp – Olderfjord… und Zwangspausen

Seit unserer Zeltübernachtung am Nordkapp sind inzwischen ein paar Tage vergangen. Zeit, das zusammenzufassen und ein paar neue Fotos zu posten. Aber von Anfang an:

Zelt am Nordkapp

Der Morgen am Nordkapp beginnt, wie der Abend aufgehört hat…. genaugenommen war es dazwischen ja auch gar nicht dunkel. Es ist strahlendes Wetter, wir haben kaum Wind und kochen unseren Frühstückskaffee vor dem Zelt. Dank Webcam am Nordkapp können uns unsere Familien mit einem 15-minütig aktualisierten Standbild beim Frühstücken zuschauen. Später tauschen wir noch Videoszenen von zu Hause und vom Nordkapp per Skype aus. Tolle Technik, und gibt uns beiden das gute Gefühl, dass daheim alles ok ist und wir dort nicht gebraucht werden.

Toll an diesem Trip ist, dass wir Zeit haben, und so genießen wir den Kaffee in aller Ruhe, bauen das Zelt ganz gemütlich ab und schreiben noch unsere Postkarten im Nordkapp-Besucherzentrum bevor wir kurz vor 12:00 endlich wieder auf dem Weg sind. Die Höhenmeter nach Honningsvag kennen wir ja inzwischen und wir bemühen uns, unsere Kräfte für die Schiebeetappen einzuteilen.

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Die Nacht verbringen wir dann in der Jugendherberge Honningsvag und genießen…. die warme Dusche und das saubere Bett.

Per Hurtigruten geht es eine Etappe zurück nach Havoysund, es ist wieder die Kong Harald, die uns im Morgennebel um 6:15 abholt und uns zwei Stunden später wiederum im Morgennebel in Havoysund ausspuckt.

Kong Harald im Nebel

Im Nebel wirkt Havoysund heute wie ein verschlafenes Fischerdörfchen an einem kleinen Fjord. Vermutlich wacht es an Wintertagen zwei bis drei Mal täglich auf, wenn sich ein Hurtigrutenschiff per Signalhorn anmeldet. Im Sommer dürften sich allerdings sehr viel mehr Touristen einfinden, denn Hayoysund liegt am Ende einer ausgezeichneten Landschaftsroute und beherbert auf dem nördlichsten Teil der Landzunge das Arctic View Cafe, das einen phantastischen Blick auf das Nordmeer bieten soll. Eigentlich hatten wir uns die 5 Kilometer zu diesem Cafe fest vorgenommen, aber nachdem wir auf der Nordkappinsel gesehen haben, wie matschig frisch freigetaute Feldwege aussehen und das Cafe ohnehin noch im Winterschlaf ist, ändern wir unseren Plan und fahren direkt in Richtung Süden los.

Nur 5 Kilometer nach Havoysund verlässt uns der Nebel und zeigt uns, warum diese Straße eine der schönsten in Nordnorwegen, gerade auch in dieser Jahreszeit, sein muss: Die Landschaft gibt hier von Schneefeldern, gerade freitauenden Seen, Bergbächen, Wiesen bis hin zu schroffen Felsen wirklich alles her. Ziemlich regelmäßig müssen wir anhalten um zu schauen, Fotos zu machen… und das Wasser direkt aus den Schmelzwasserbächen zu trinken. Es ist bestimmt eine Einbildung, dass dieses Wasser wirklich genial frisch schmeckt. Vielleicht ist es aber einfach die beeindruckende Umgebung, die den Geschmack mit steuert.

Der Rastplatz Selvika an der Havoysund Landschaftsroute

Unser Rastplatz für die Mittagspause ist Selvika, wo sich der norwegische Sinn für Architektur zeigt. Es gibt in Norwegen einige schöne Bauten an Rastplätzen, die sich besonders in die Landschaft einfügen sollen. Hier in Selvika ist das auf jeden Fall gelungen. Eine kleine Rentierherde leistet uns beim Mittagessen in wenigen Metern Entfernung Gesellschaft. Am liebsten würden wir hier übernachten, aber dafür ist es nach grade mal 20 Kilometern doch noch zu früh. Also rollen wir weiter und suchen uns erst gegen Abend einen Platz für unser Zelt abseits der Straße.

Auch weil es windig wird, verbringen wir den Abend nach dem Essen im Zelt, packen die Gitarre aus und singen ein bisschen. Gut dass das so weit in der Wildnis war, das erste Mal seit Jahren eine Gitarre auszupacken hätte andere Ohren ziemlich leicht beleidigen können. So haben wir schlimmstenfalls Rentiere und Elche verjagt.

Der nächste Morgen dasselbe Spiel wie immer: wir bummeln ziemlich lange beim Aufstehen und Frühstücken, so dass es gegen 11:00 geht als wir das Pino gepackt haben und zurück zur Straße schieben. Ready to go!

Tina Vornesitzer will vor dem Losfahren noch mit ihren Mitarbeitern telefonieren, die Zeit nutze ich, um die Schaltung des Pino nachzustellen. Zumindest, es zu versuchen. Ich verstelle am Schaltzug der Schaltung, hebe das Hinterrad des vollbepackten Pino mit der rechten Hand an um -gebückt- mit der linken Hand gleichzeitig das Pedal eine Umdrehung zu drehen. Ziemlich kurzsichtige Aktion, findet mein Rücken: Ich bekomme das Pedal zwar gedreht, allerdings klemme ich mir zeitgleich einen Nerv in Wirbelnähe ein. Von außen betrachtet vielleicht lustig, wie ich in den nächsten Sekunden versuche, wieder aufrecht zu stehen… beim Gedanken, dass wir 150 Kilometer vom nächsten Krankenhaus weg sind und dass mein Rücken so wohl weder Zelt aufbauen noch darin schlafen möchte hält unsere Freude trotzdem in Grenzen.

Was bleibt uns übrig? Zum Glück ist der Straßenabschnitt abschüssig, so dass wir es schaffen, vorsichtig loszurollen. Trotzdem bereiten wir uns schonmal drauf vor: Wenn wir so anhalten müssen haben wir gute Chancen umzufallen wie ein Sack Reis, wenn ein Berg zu steil zum Hochradeln wird haben wir keine Chance, das Pino hochzuschieben. Mit viel Glück kann ich so vielleicht eine Straße hochgehen, schieben müsste Tina Hintensitzer aber ganz alleine. So radeln wir für die nächsten 20km mit halber Kraft weiter bevor wir -an einem abschüssigen Stück- das erste Mal vorsichtig anhalten. So lange ich sanft trete und die Rückenneigung nicht verändere geht’s eigentlich ganz ok. Leider können wir auf der nach wie vor schönen Strecke jetzt keine Fotostopps mehr einlegen und radeln durch bis Olderfjord, wo wir auf dem Campingplatz eine Hütte für die nächsten drei Übernachtungen buchen um dem Rücken Zeit zur Regeneration zu geben. Aber immerhin haben wir hier gutes WLAN und können die zweitägige Zwangspause nutzen um emails, facebook und diesen Blog auf aktuellen Stand zu bringen.

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Die Bilder aus diesen Tagen (anklicken für Diashow):

Auf zum Nordkapp

Auf zum Nordkapp

Mageroya - Nordkappinsel

Der Hype um das Nordkapp als nördlichster Punkt Europas ist eigentlich ein künstlicher. Weder ist das Nordkapp der nördlichste Teil Europas (der ist nämlich auf Spitzbergen zu suchen), noch ist das Nordkapp der nördlichste Teil von Festlandeuropa. Der liegt wiederum einige Kilometer östlich auf der Halbinsel Nordkinn, während das Nordkapp ja auf der Mageroya-Insel liegt. Und nicht mal dort ist das Nordkapp Spitzenreiter, da eine westliche Landzunge der Insel, Knivskjelodden, sich noch ein bisschen weiter nach Norden reckt.

Genug schlecht gemacht. Wenn wir von Nord nach Süd fahren wollen haben wir uns nicht die Nordkinn und Cordoba rausgesucht, sondern Nordkapp-Gibraltar. Sonst hätten wir die Hälfte der 7 Monate vermutlich damit verschwendet, den Reisebekanntschaften von den geographischen Feinheiten oben zu erzählen. Ganz abgesehen davon, dass Nordkapp-Gibraltar besser klingt und man uns andernfalls als Erbsenzähler eher uninteressant finden würde.

Zurück zum Nordkapp. Das Nordkapp ist ein wirklich schöner Aussichtspunkt auf das Nordmeer, liegt auf einem Felsplateau gute 300m über dem Meer und ist schon alleine deshalb ein toller Wegpunkt um eine Reise zu beginnen oder dort enden zu lassen.

Für uns heißt die erste Fahrradetappe Honningsvag zum Nordkapp, wo wir zuerst über sanfte Wellen aus der Stadt nordwärts rollen. Da!!! Im Fjord, kaum 50m vom Ufer weg, schwimmt irgendwas Schwarzes, einen Moment lang halten wir das für Müll oder Treibgut. Bis das Treibgut seine Rückenflosse zeigt und in eleganter Delphinmanier in einem Schwung abtaucht. Wir können es nicht sicher erkennen, sind aber der Meinung, dass die Tiere hier im Fjord zwei kleine Schweinswale sein müssen und schauen ihnen 10 Minuten lang begeistert zu.
Zwei Schweinswale begrüßen uns im Fjord.

Kurz später geht es die ersten 200 Höhenmeter nach oben und wir stellen fest, dass Radtraining im Winter eine gute Investition gewesen wäre. Steigungen bis 5% schaffen wir mit unserem Lastentransport schon, alles was darüber geht lässt uns über kurz oder lang verzweifeln. Und hier sind 7-9% ziemlich oft der Fall, so dass wir an unserer Tandemschiebetechnik feilen: Schon zuhause hatten wir das Seil mit zwei Griffen aus Gartenschlauch genau für diesen Zweck eingeplant und nehmen diese Steigungen jetzt mit Tina als Zugpferd vorneweg und mit mir als Schiebung am Pinolenker. Foto folgt bei Gelegenheit 🙂

Laaaaange Steigung, Mittagspause!

Laaaaange Steigung, Mittagspause!

Da vorne sehen wir das Nordkapp zum ersten Mal.

Da vorne sehen wir das Nordkapp zum ersten Mal.

Jedenfalls sind wir gesegnet platt, als wir nach 35 Kilometern und 850 Höhenmetern das Nordkapp erreichen und zufrieden mit Wetter und Aussicht unser Zelt aufstellen.

Zeltplatz am Nordkapp

Die ersten besonderen Menschen treffen wir gleich hier: Wie gesagt fangen manche Geschichten hier am Nordkapp an, manche hören hier auf. Wir treffen hier Dave Chamberlain, der hier einen mehrjährigen Lauf (65.000km!) um die Welt startet. Von hier nach Göteborg, dann Island, dann Neufundland, USA, Mexiko, Südamerika. Zu Fuß, #hugrun, Instagram @run_our_world. Begleitet wird er die ersten drei Wochen von Morgan Rhys, der uns über unseren Plan Video-interviewt und das auf seine Seite stellen will Instagram @Rhysmorgan_images.

Außerdem noch einen Wanderer aus Australien, der von hier aus auf dem Fernwanderweg E1 nach Sizilien wandern will, www.dotze1adventure.com

So verfliegt die Zeit, bis die Sonne dann wirklich spektakulär untergeht. Der Himmel bekommt ein ganz sanftes Rot mit Lilatönen und auf dem Meer -300m unterhalb von uns- kriechen helle Nebelschwaden von Norden auf uns zu.

Sonnenuntergang am Nordkapp

Ziemlich müde und zufrieden entern wir gegen 23:00 das Zelt, obwohl es immer noch hell ist und schlafen auch recht bald tief ein.

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Die Diashow des Reisetages (klick zum Starten):

Dave startet hier seinen 65.000km Lauf um die Welt! #hugrun

Dave startet hier seinen 65.000km Lauf um die Welt! #hugrun

Pino am KappNordkappSonnenuntergang NordkappStartfoto

Fjordblick auf Mageroya

Fjordblick auf Mageroya