Ein Lebenstraum von Nord nach Süd

L’Ile sur Doubs – Kanalradwege – Pagny

L’Ile sur Doubs – Kanalradwege – Pagny

Heute morgen sorgt nicht nur unser Holzkocher beim Kaffeekochen für Qualm auf dem Campingplatz, kurz danach bereiten sich die Mitglieder der Lanzfreunde Odenwald auf die Abfahrt vor.
Das Vorglühen des Zylinderkopfes per Heizbrenner geht noch relativ harmlos vor sich, das Anwerfen des Lanz- und Ursustraktors von Hand ist jedenfalls ein Schauspiel für sich.
Die Dieselwolke aus dem Auspuff, die jeder einzelnen Zündung folgt hat es schon in sich und wir finden hinterher den einen oder anderen Dieselrußkrümel auf unserer Zelthülle.

Weniger spektakulär ist eine Stunde später das Anrollen unseres Gespanns, zum Glück schaffen wir den Absprung heute etwas früher am Vormittag: Der Wetterbericht verspricht uns heute wieder über 30° im Schatten.

Der EV6 folgt in diesem Abschnitt abwechselnd dem Fluss Doubs und dem Canal Lateral du Doubs in weiten Schleifen.

Teilweise fahren wir auf der Nordseite (=Sonnenseite) des Flusses / Kanals, andere Strecken führen auf der angenehm schattigen Südseite.
Das sind die wirklich schönen Teile der heutigen Etappe, endlich kann man auch mal wieder ohne Sonnenbrille fahren.

 

Zum gleichen Zeitpunkt auf einem Ast einer der hohen Eichen verabschiedet sich Bruno Düsenflieger von seinen Enkeln (er hat sich nicht explizit vorgestellt, wir geben ihm einfach mal diesen Namen), seines Zeichens fliegende Ameise, zieht die Fliegerbrille auf und startet in seinen letzten Flug. Im Sturzflug donnert er auf uns ahnungslose Reiseradler zu, nimmt Udo Hintensitzer ins Visier und knallt mir mit Höchstgeschwindigkeit direkt ins linke Auge. Sonnenbrille im Schatten wäre doch gut gewesen.

Mannmannmann, tut das Ding weh! Ich kann zwar die Hälfte von Bruno Düsenflieger per Reflex-Augenwischen aus meinem Auge reiben, der Rest bleibt aber erst mal drin und brennt so höllisch, dass wir eine knappe Stunde Pause machen müssen und fast einen Liter unseres kostbaren Trinkwassers für das Ausspülen des Auges verbrauchen.
Dummes Ding, Bruno, hättest auch einfach auf unseren Scheinwerfer donnern können.

Um das Auge auf den weiteren Kilometern etwas zu schonen klebt Krankenschwester Tina Vornesitzer mir eine Augenkompresse auf das lädierte Auge und wir fahren mit etwas reduzierter Geschwindigkeit weiter.

Zum Glück guckt Tina mit und passt auf, ich wäre über den Ast am Rand der asphaltierten Strecke fast drübergefahren… Tina kreischt ein bisschen und wir halten kurz nach dem Ast an, der sich inzwischen als ganz schön große Natter -vermutlich eine große Ringelnatter- entpuppt hat.

Dummerweise sind wir halt wieder zu tüddelig, das Tier zu fotografieren bevor sie sich ins hohe Gras verkrümelt… ähhh verschlängelt.

 

Am Nachmittag führt uns der Radweg entlang dem hier schon recht breiten Doubs auf Besancon mit Blick auf die Zitadelle auf dem Berg zu. Der Doubs macht hier eine große Schleife durch Besancon, die Kanalbauer haben sich eine Abkürzung dazu einfallen lassen: Der Kanal hat einen Tunnel mitten unter der Stadt hindurch bekommen und als Radfahrer kann man wahlweise durch die Stadt radeln oder durch den etwa 500m langen Tunnel abkürzen. Wir wollen gerne noch ein Stückchen vorwärtskommen und nehmen deshalb die kürzere Variante durch den Tunnel. Es fühlt sich schon seltsam an, zu wissen dass die riesige Zitadelle während dieser Durchfahrt über unseren Köpfen steht.

Ein gutes Stück nach Besancon folgt dann bei Thoraise eine weitere Kanalabkürzung per Tunnel. Inklusive tollem Blick durch den Tunnel auf die andere Bergseite und die Schleusen auf der anderen Seite. Nur der Radweg hat in diesen Tunnel nicht mit reingepasst, wir müssen unser Lastenrad über den kurzen aber steilen Berg radeln.

 

Nicht mehr weit bis zu unserem Etappenziel heute:
Unsere Datenbank kennt einen Campingplatz in Osselle, die Karte zeigt dort ein Freibad direkt angeschlossen. Hochwillkommen bei der heutigen Hitze. Als wir dort ankommen entpuppt sich die Sache dann aber als privates Freibad am See mit angeschlossener Campingwiese.
Soweit gut, aber die Betreiberin erzählt uns am Eingang von „… douches froides …“ – es gibt nur KALTE DUSCHEN.

Es ist jetzt schon abend, vermutlich müssen wir da jetzt einfach durch. Der Platz ist auch wirklich richtig schön, der See lädt zum Baden ein und wir haben von unserem Zeltplatz einen schönen Blick über den See.
Man kümmert sich auch liebevoll um uns (die fast einzigen Camper an diesem Tag) und zeigt uns den Platz mit der schönsten Aussicht und nahe zu den Steckdosen.
Eine Französin, die in ihrer aktiven Arbeitszeit als Redakteurin gearbeitet hat fragt uns noch lange über unsere Reise aus und lobt den See und das Seewasser in den höchsten, frischen Tönen -verglichen zum „toten“ Wasser der Loire. Wir bleiben gerne einen extra Ruhetag auf diesem Platz, auch wenn die Duschen extrem erfrischend sind, baden ausgiebig und gönnen uns Abendessen mit Rotwein in der Freibadgaststätte.

Das frische Wasser im See und den Vergleich mit der Loire müssen wir wenige Tage später etwas relativieren: Die Loire sehen wir später mit tollem klarem Wasser mit vielen riesigen Fischen, deren Wasser kann so tot nicht sein. Dafür haben sich alle Vorder- und Hintensitzer dieses Blogs Zerkarienpusteln im See geholt… die sich noch ein paar Tage juckend in Erinnerung halten werden.

 

Beim Abendessen im Freibadrestaurant treffen wir auf Franzi und Josh, die gerade ihre Bachelorarbeit in Politik- und Islamwissenschaften bzw. in Politik und Pädagogik abgeliefert haben.
Daraus entwickelt sich eine sehr spannende Unterhaltung über Berufswünsche, soziales Engagement und über den Umgang mit Populismus. War sehr schön, mit euch zu reden, wir wünschen euch einen guten Berufsanfang wenn ihr wieder zurück seid!

Am Tag nach unserem Ruhetag in Osselle kommt schon recht früh Leben auf das Freibadgelände. Schwimmer mit Neoprenanzügen kommen zum trainieren, viele Sportler mit Rennrad und Sporttaschen laufen ein und fangen an, das Freibadgelände für ihren lokalen Triathlonwettbewerb vorzubereiten.
Einen Moment denken wir drüber nach, wie so ein Triathlon mit Pino auf der Radstrecke wohl aussehen würde, entscheiden uns aber dann doch, weiterzufahren.

Nach Osselle geht es wieder weitestgehend am Rhein-Rhone-Kanal entlang. Diese Strecken rollen immer sehr gut, da der Radweg immer das ebene Niveau des Kanals hält und nur alle paar Kilometer einen Höhensprung einer Schleuse aufweist… um danach wieder für Kilometer eben zu bleiben. Highlight des Morgens ist eine Ringelnatter, die quer über den Kanal schwimmt. Dummerweise WIEDER zu schnell für uns.
Versprochen: Wir liefern noch ein Schlangenfoto!

 

Auf diesem Kanal ist jetzt, Anfang September nicht sehr viel Verkehr. Pro Tag sind es fünf bis zehn Miethausboote, die mehr oder weniger Probleme beim Rangieren in den Schleusen haben.
Dazu kommen ein paar frühere Frachter, die liebevoll zu langen Hausbooten umgebaut worden sind und häufig ganz liebevoll mit Blumenkästen geschmückt sind.
Die liegen dann meist an Anlegestellen mit hübschen Restaurants und die Besitzer üben sich im französischen Savoir-Vivre. Wäre für einen Sommer bestimmt mal schön um die Beine richtig baumeln zu lassen, auf mehrere Jahre verteilt aber vielleicht doch langweilig, oder?

Auf so einen Wohnfrachter würde unser Pino eigentlich ganz gut passen und wir überlegen ernsthaft wie es wäre, uns bei so einem kanalfahrenden Pensionärspaar auf eine Tagesetappe einladen zu lassen. Würde eigentlich ganz gut zu 2RadReise passen.
Leider finden wir über die ganzen Tage kein einziges fahrendes Hausboot, das in unsere Richtung fährt und genügend Platz für ein Pino auf Deck gehabt hätte. Schade.
Das einzige Schiff, das infrage käme ist ein Holzfrachter, dessen Kapitän wir auch prompt ansprechen. Allerdings sehen wir den an einer Stelle, an der ein Aufladen des Pino wirklich nicht möglich ist. Wird leider nichts mit Schifffahrt.

 

Die Etappe endet an diesem Abend dann auf einem winzigen 0-Sterne-Campingplatz an der Saone bei Pagny. Die Betreiberin nimmt uns extrem freundlich in Empfang, bietet uns gleich eine kalte Flasche Wasser aus dem Kühlschrank plus zwei kalte Bier an und empfiehlt uns den Sonnenuntergang am Saone-Ufer.

Die zwei Flaschen Bier trinken wir dann auch dort am Ufer bevor wir müde ins Zelt kriechen. War ein langer, heißer Reisetag.

 

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Die Fotogalerie dieser Reisetage:

 

Neustart nach Westen: EV6 Mulhouse – l’Ile sur Doubs

Neustart nach Westen: EV6 Mulhouse – l’Ile sur Doubs

Kilometerstand 5533, Standort Neuenburg, direkt vor der deutsch-französischen Grenze. Udo Hintensitzers Eltern haben uns vom Bodensee bis hierher gefahren damit wir ein paar Radeltage einsparen -und gegen spätere Ruhetage in Frankreich oder Spanien eintauschen können.

Ein bisschen aufregend ist die Fahrt über die Rheinbrücke schon. Wir versuchen, mit diesem Sprung in unser fünftes Reiseland, Frankreich, auch unsere Alltagsgedanken abzuwerfen.
Die drei Tage zu Hause waren so voll mit alltäglichem, die Brötchengeber von Vorne- und Hintensitzern waren geistig so nah wie vor unserer 2RadReise, so dass es nicht ganz einfach fallen wird, wieder in den entspannten Modus einer Langzeitreise zurückzufallen.
Tina Vornesitzer macht noch Fotos von der Rheinüberquerung, danach müssen wir uns schon um die Navigation von Neuenburg zum Eurovelo 6 kümmern:

Unsere Reise durch Frankreich wird das Land zuerst von Ost nach West bis zum Atlantik durchqueren und dabei dem Eurovelo 6, später dem Loire-Radweg (Teil des EV6) bis nach Nantes folgen. Danach stehen gute 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Süden auf dem Plan, wo wir dem ensprechenden Abschnitt des Eurovelo 1 bis zur spanischen Grenze folgen werden.

 

Der Weg zum Eurovelo 6 führt uns über die Landstraße D108 und nordet uns gleich auf den französischen Umgang mit Radfahrern auf gut befahrenen Straßen ein.

Unsere Radfahrerrechte lauten hier: Mach Dich schmal und rechne nicht damit, dass Autos außer zu blinken auch noch ausscheren könnten.
Nach nervenden 7 Kilometern auf dieser D dürfen wir dann endlich zum Rhein-Rhone-Kanal abbiegen, unserem Einstieg auf den französichen Eurovelo 6 und unserem Einstieg auf viele Kilometer entlang französischer Kanäle.

Die Tagesetappe ist dann auch relativ kurz, wenig später durchqueren wir Mulhouse entlang des Kanals und laufen auf dem Camping de l’Ill ein. Ein bisschen bedrohlich wirkt es schon: Der Campingplatz -wie so viele Großstadtcampingplätze- ist durch ein mächtiges Stahltor und Umzäunung geschützt. Wollen die uns daran hindern, nachts raus zu gehen oder wollen die nachts Niemanden mit bösen Absichten reinlassen? Vermutlich Zweiteres.

Der Campingplatz bietet einen Baguette-Service für seine Gäste an, stilrichtig frühstücken wir natürlich ein Baguette mit (Donautal-)honig und Pain-au-Chocolat, getunkt in unserem Milchkaffee. Außerdem versuchen wir hier noch, unser Zelt morgens TROCKEN in seinen Packsack zu bekommen und lassen uns deshalb Zeit mit dem Frühstück.
Was uns jetzt noch nicht ganz klar ist: Das nasse Zelt im Packsack wird ab jetzt unser ständiger Begleiter. Auch wenn wir tagsüber noch echte Sommerhitze genießen schlägt sich nachts der Tau innen und außen auf der Zelthaut nieder und will und will morgens nicht trocknen.

Das Zelt ist dann halbtrocken auf dem Anhänger, das Stahltor des Campingplatzes ist offen, Udo Hintensitzer brüllt das „Aufsitzen“-Kommando und es geht los in den zweiten Frankreichtag.
Es geht am „Canal du Rhone au Rhin“ entlang und schon nach ganz kurzer Zeit überwiegen grüne Wiesen und kleine Ortschaften, wir verlassen das Ballungsgebiet Mulhouse. Nachdem der Rhein-Rhone-Kanal auf den allerersten Metern noch wie ein riesiger Industriekanal gewirkt hatte ist er jetzt zum kleinen, pittoresken Kanälchen gewandelt, der sich seine wenigen Höhenmeter mittels vieler Schleusen erkämpft.

Zwischendurch sieht man vom Radweg aus gleichzeitig den Fluss Doubs und den Kanal, natürlich auf unterschiedlichem Höhenniveau. Gibt einem ein Gefühl dafür, welchen planerischen Aufwand die Kanalbauer in den letzten Jahrhunderten treiben mussten um die vielen Kanäle Frankreichs zu bauen.

In den nächsten Tagen sehen wir dann viele Vögel entlang der Flüsse, drei Arten schaffen es leicht, das Bild zu dominieren: Fischreiher, Eisvögel und Angler.

Am meisten sieht man natürlich die Fischreiher, die hier als Graureiher, Silberreiher oder Kuhreiher alle paar Kilometer stehen und auf unvorsichtige Fische in der Nähe ihrer Füße warten.

Dazu sehen wir wirklich Mengen von Eisvögeln an den Kanälen, leider immer nur in ihrer typischen Bewegung: pfeilschnell und flach über das Wasser rasend. Man erkennt sie immer an der strahlend blauen Farbe ihrer Flügel bevor sie durch die Bäume abhauen.
Leider sehen wir sie nicht ein einziges Mal sitzend und sind viel zu langsam um beim Vorbeifliegen zu fotografieren.

Naja, und dann noch die Angler. Wir können uns nicht so richtig vorstellen, wie die Fische aus dem teilweise doch sehr milchigen Wasser wohl schmecken könnten. Hochgerüstet, wie die Angler hier sind, müssen die Kanalfische trotzdem etwas Besonderes haben.
Manche Angler sitzen hier mit 4 und mehr Angeln gleichzeitig am Wasser, haben aufwändige Halterungen für ihre Angeln aufgebaut und scheinen mitsamt Zelten oft ganze Wochenenden am Wasser zu verbringen. So lange halten wir es nicht an einer Stelle aus, wir fahren weiter bis Ile sur Doubs zum Campingplatz.

Als wir auf diesem Platz aufschlagen ist schon eine Gruppe der Lanzfreunde Odenwald mit drei Traktoren und zwei Unimogs auf dem Platz. Sie kommen von ihrer Partnerstadt zurück und haben ähnliche Längen in den Tagesetappen wie wir. Nur, dass sie -zumindest teilweise- Ohrenschützer während der Fahrt tragen müssen, was uns am Kanal erspart bleibt.

Gerade mal einen Tag vorher hatten Hinten- und Vornesitzers eine Diskussion über diese Art der Fortbewegung. Udo Hintensitzer hat ein enormes Faible für halbantike Maschinen, die richtig Krach machen, noch richtig nach Schmieröl riechen, gerne mehr Hubraum als Geschwindigkeit haben dürfen und auf jeden Fall echte Handarbeit in der Bedienung benötigen dürfen.

Klar, heute haben wir noch genügend Kraft in den Beinen um das Tandem zu bewegen.
Aber falls wir mit 65+ nochmal eine Reise Nordkap-Gibraltar machen wollen plädiert Udo Hintensitzer für die Version antiker Traktor -Lanz oder Ursus- in Kombination mit einem Bauanhänger. Jedenfalls muss der Traktor per Lötlampe und Muskelkraft zu starten sein, darf nur einen Zylinder haben und man muss den Bumms der Zündung am Hintern spüren können.
Und dazu einen Bauwagen mit einem Holzofen zum Heizen und kuscheligem Schlaf-/Wohnraum-/Küche… mal schauen, vielleicht wird das dann zum 8RadReise Blog.

Nach dem Zeltaufbauen in Ile sur Doubs geht Udo Hintensitzer noch auf die Jagd. Ein Einweggrill sollte es sein, wir haben uns im Supermarkt Leckereien zum Grillen gekauft.
Zum Glück kann man das Pino auch alleine fahren, so kann Tina Vornesitzer sich in der Zwischenzeit um Innenzelt und Luftmatratzen kümmern.

Ernüchternd. Abends um viertel nach sieben hat der Bricomarche geschlossen, die Einzelhändler sowieso. Und Aldi Nord wie auch LIDL haben keine Einweg-Grills im Angebot. Einerseits finden wir das schade, auf der anderen Seite haben wir auf die Art wieder ein besonders entspanntes Abendessen mit unserem winzigen Grillpfännchen: Zwischen dem ersten fertiggegrillten Fleisch und dem letzten Würstchen liegen runde zwei Stunden und eine ganze Flasche Wein. Vermutlich sind wir spätestens bei der letzten Grillwurst im Modus „Langzeiturlaub“.

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Die Bildergallerie des Tages:

Pause zuhause, signs

Pause zuhause, Verschwörungstheorien und signs

Seit guten 4 Monaten sind wir jetzt schon schon mit unserem Tandem unterwegs.

Beindruckende Landschaften mit harschem Wetter im Norden Norwegens liegen hinter uns, ebenso heiße Sommertage im August in Deutschland,

Gegenden, in denen wir manchmal einen ganzen Tag lang fast alleine waren genauso wie Tage im Großstadtrubel in Trondheim oder Göteborg,

Begegnungen mit offenen Menschen und deren Gastfreundschaft ebenso wie harte Tage mit Regen und starkem Gegenwind in Schweden.

Nun tut es richtig gut, nach vier Monaten im Zelt unsere Familien zuhause wieder zu sehen und etwas Zeit mit ihnen zu verbringen, auch wenn wir in Gedanken gleichzeitig fast schon wieder auf dem Sprung in die zweite große Etappe nach Südwesteuropa sind.
Entschuldigung bei unseren Nachbarn, Freunden und Arbeitskollegen, die kurze Zeit am Bodensee war einfach zu knapp um gebührend Hallo zu sagen.

 

So verbringen wir den Freitag mit unseren Jungs, die schon alles für einen Grillabend besorgt hatten, auf unserer Terrasse und erzählen die kleinen Anekdoten der letzten Reisetage. Steht ja nicht alles im Blog 🙂

Samstag mittag kommen dann Tina Vornesitzers Eltern für das Wochenende. Wieder bestes Sommerabendwetter auf der Terrasse und wir sitzen bis fast Mitternacht draußen und haben einen tollen Abend. Klar sind unsere Radkilometer das erste Gesprächsthema, danach kümmern wir uns aber auch noch ausgiebig um die wahren Probleme der Menschheit, die Rettung der Welt, um die Lösung der Weltformel genauso wie um den Schutz vor Chemtrails. Um ganz sicherzugehen basteln wir uns noch Aluhüte damit sie unsere Gedanken nicht lesen können… ein gelungener Abend, schon lange nicht mehr so viel gelacht 🙂

Überbleibsel nach einem gelungenen Abend...

Überbleibsel nach einem gelungenen Abend…

 

Während wir noch über unsere Aluhüte lachen bringt Lasse Isbjørn seinen Cousin Ole auf den aktuellen Stand, erzählt ihm von den Radkilometern seit Trondheim und erklärt ihm die wichtigsten Grundregeln (immer gut festhalten, auf die Nase acht geben und immer aufpassen dass die beiden Vorne- und Hintensitzer den Troll nirgends unterwegs vergessen).

Ole, der schon letzte Woche aus Trondheim hergeflogen war übernimmt damit das Staffelholz von Lasse und reist mit uns nach Spanien. Und Lasse kann sich endlich zum Trollnasendoktor begeben um seine gebrochene Nase richten zu lassen.

Der Dienstag ist dann schon wieder Reisetag. Unser Zeitplan ist uns etwas voraus, man könnte auch sagen wir hinken der Sache etwas hinterher. Deshalb verzichten wir auf die Erkundung des Rheintals vom Bodensee bis Basel/Mulhouse per Fahrrad und verfrachten stattdessen unser Pino mit Anhänger und Gepäck in den Autoanhänger und lassen uns von Udo Hintensitzers Eltern bis an die französische Grenze fahren…. vielen Dank dafür!!!

Drei Stunden später stehen wir abfahrfertig vor der französischen Grenze, verabschieden uns und… es geht los auf unseren nächsten Reiseteil: Nach 5533 Kilometern geht es jetzt nach Frankreich und nach Spanien!

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Die Bilder des Etappenstarts nach Frankreich:

 

Regensburg – Donauradweg – Bodensee

Regensburg – Donauradweg – Bodensee

Nach den Naabtalradwegen und dem Sprung über die Donau bei Regensburg fängt für uns das Projekt Donauradweg, flussaufwärts, an.
Diesem Radweg, dem wohl populärsten in Deutschland, wollen wir von Regensburg bis etwa Mengen folgen um von dort aus einen kurzen Sprint nach Hause -zum Bodensee- machen zu können.

Wir fahren flussaufwärts und damit antizyklisch, so dass wir jede Menge Radfahrer im Gegenverkehr… unsere Fahrtrichtung teilt fast keiner.

 

Schon früh fällt uns der technische Fortschritt auf: Was der Deutschen Bahn erst auf ungefähr 60% ihrer Strecken gelungen ist, wurde auf dem Donauradweg offensichtlich mit hohem persönlichen Einsatz der nicht mehr arbeitenden Bevölkerung selbstlos durchgesetzt. Die Elektrifizierung des Donauradwegs mittels Pedelec und eBike scheint fast komplett abgeschlossen. Da der Donauradweg auf der Strecke ab Regensburg noch recht wenig spektakulär ist, nehmen wir uns die Zeit und ermitteln die Elektrorate per privater Volkszählung.


Beeindruckend:
Weit über 50% der Radler sind elektrisch unterstützt unterwegs, hoffentlich ist die Infrastruktur der Gartenwirtschaften unterwegs bezüglich Steckdosenanzahl ausreichend um den Akkustand hoch zu halten.

So sehen wir eine Menge Elektroradler, die fast offensichtlich von ihrer neugewonnenen Geschwindigkeit auf dem Rad überfordert sind und manchmal fast Mühe haben, uns im Gegenverkehr rechtzeitig auszuweichen. Dazu ein paar Elektrische, denen eine rein  muskelmechanische und schweißtreibende Fortbewegung noch ganz gut tun würde.

Neben dem verräterischen Akku oder dem Getriebe unter dem Pedallager sind die Pedelecfahrer(innen) übrigens auch ganz einfach an der unnatürlich niedrigen Trittfrequenz, an der sehr aufrechten Radposition und am einwandfreien Zustand des Lippenstifts zu erkennen. Und am obligatorischen Nebensatz des Pedelecfahrers: „… aber man kann die Elektrounterstützung auch auf ganz klein stellen.“? Sagt jeder E-Radler 🙂

Aber ganz ohne Schmäh: Eigentlich sind wir der Elektroradwelle ganz positiv aufgeschlossen. Es gibt vielen Menschen die Möglichkeit und die Motivation, sich wieder draußen an der frischen Luft zu bewegen und es reduziert den Autoverkehr generell. Einziger Wunsch: Es sollte kein Strohfeuer bleiben, nutzt das Teil doch langfristig!

 

Zurück zum Donauradweg. Die Strecke gefällt uns an diesem ersten Tag recht gut, sie führt die meiste Zeit an der Donau entlang. Auch wenn die Donau hier schon ein recht großer Strom ist und ein bisschen Kanalcharakter hat, sind die zwei/drei Frachter, die wir hier passieren sehen doch sehr imposant.

Auch sehr schön: Die Gastfreundschaft der anliegenden Gemeinden und Anwohner. Sei es die Bäckerin in Neustadt/Donau, die uns ein Extrabrötchen in die Tüte packt damit wir fit bleiben.
Oder die Bäckerin in Gremheim/Riß, die uns einlädt auf ihrer privaten (!) schattigen Terrasse Mittagspause zu machen.
Oder das Bänkchen für die Mittagspause „Hock a bitzle na“ (übersetzt „Setz Dich doch ein bisschen hin“), was wir uns nicht zweimal sagen lassen.
Oder die Äpfel, die explizit und kostenlos für Radfahrer -nicht für eBiker- an einem Gartenzaun angeboten werden. Einfach genial 🙂

 

Bei Kelheim, sagt unser Donauradführer, solle man das Schiff nehmen um den Donaudurchbruch bei Weltenburg zu passieren und um der sehr steilen Radwegführung des Donauradwegs zu entgehen. Wir wissen das natürlich besser (und fürchten außerdem das aufwändige Auf- und Abladen unseres Pinogespannes auf ein Schiff), und probieren die Umfahrung. Kann ja nicht so schlimm sein.

Kann sie doch: Die Umfahrung geht mehrere Male über die 15%-Marke in der Steigung und bekommt von uns die Güteklasse „hätten-wirs-doch-besser-nicht-gemacht“. Fast zwei Stunden brauchen wir dann für die Umfahrung -beziehungsweise Umschiebung- des Donaudurchbruches an diesem heißen Tag. Immerhin sind wir die allermeiste Zeit im angenehmen Schatten im Wald.

 

Der Campingplatz in Neustadt an der Donau überrascht uns dann mit sanitären Anlagen, die auch einem 4-Sterne-Hotel glänzen könnten…. selbstredend duschen wir heute etwas ausgiebiger. Man weiß ja nie, was der nächste Campingplatz bringt.

Das Sommerwetter hat Deutschland immer noch im Griff, auch vom Campingplatz Neustadt haben wir einen Start in einen warmen sonnigen Tag.
Der Donauradweg führt uns zuerst auf der Deichkrone durch Auenlandschaften, schneidet so selbstsprechende Ortschaften wie Pförring oder Weichering an, die wunderbar in jeden bayrischen Heimatfilm passen würden, bevor wir in der ersten größeren Stadt -Ingolstadt- im Schatten einer Freizeitanlage Mittagspause machen.
Eigentlich sind wir von den letzten Hitzeetappen recht müde, können uns aber leider keinen wirklichen Ruhetag gönnen: Am Wochenende um den 3. September wollen wir unbedingt zu Hause sein und zusammen mit der Familie Hintensitzers Geburtstag nachfeiern.

Zwei Campingplatzstopps bei den Paddelvereinen in Donauwörth und in Ulm, kurz vor Mengen…

…wollen wir endlich mal wieder wild zelten.

Wir finden auch eine Wiese, die direkt an den Donauradweg angrenzt und gute 200 Meter bis zur Donau verläuft. Ganz hinten verwinkelt sie sich ein bisschen, so dass unser Zeltplatz nicht vom Radweg aus sichtbar sein wird. Prima, das wird ein richtig ruhiges Plätzchen für den Abschluss der Deutschlandetappen, hier ist es nachts sicherlich absolut ruhig.

Ok, bis auf den Angler, der schon eine halbe Stunde später mit seinem BMW X5 bis zu unserem Zeltplatz auf die Wiese fährt um komfortabel zu seinem Angelplatz zu kommen. Macht ja nichts: Wir haben unser Zelt ja noch nicht aufgebaut und der geht ja irgendwann wieder. Wird sicherlich ein ganz ruhiger Zeltplatz…

Ok, natürlich dauert es nur weitere 20 Minuten, bis zwei Jugendliche mit Cross-Motorrädern aus dem Wald auf uns zugebrettert kommen, freundlich winken und über die Wiese davon donnern. Hmmm, ein bisschen zweifeln wir schon am ruhigen Zeltplatz.

Klar: Wieder 20 Minuten später, das Zelt ist immer noch eingepackt aber wir haben uns immerhin schon was zu essen gekocht. Kommt ein Typ in kurzer Hose, Gummiclogs und einem Hund ohne Leine und ohne Hundemarke an uns vorbeigeschlappt. Mann, stehen wir hier in der Fußgängerzone? Das sollte doch ein ruhiger Zeltplatz werden.

10 Minuten später, es dämmert schon. Wir haben schon einen Schluck Rotwein getrunken und sind uns sicher, dass der Zeltplatz ruhig wird und dass wir das Zelt demnächst aufbauen können. Ok, bis auf das Rascheln im Schilf, keine 20 Meter von uns weg. Hört sich wie Schritte an. Wir schauen uns kurz fragend an und….

<BÄMM!!!>

…geht doch wirklich nur wenige Schritte von uns entfernt ein Schuss los.

Unsere Reaktion reicht gerade mal so aus, um zusammen zu zucken, kreidebleich zu werden, aber nicht, um uns flach auf den Boden zu werfen. Himmel, was geht hier ab?

Der Jäger… wer sonst, kommt jetzt aus dem Unterholz und versucht uns zu beruhigen: „Ich habe euch schon gesehen, keine Angst. Ich jage hier nur auf Enten, die Schonzeit ist seit heute beendet. Und mein Kollege wartet flussabwärts mit dem Hund, der die Enten dann aus dem Wasser fischt.“

Wir bemühen uns, wieder normale Farbe ins Gesicht zu bekommen, verwickeln den Jäger noch in ein bisschen Smalltalk -ob er hier auch Wildschweine jagt, wie lange er noch unterwegs ist, ob wir unser Zelt hier wohl herstellen können. Er winkt ab und meint, wir sollen das ruhig machen. Schüsse gäbe es jetzt eh höchstens noch eine halbe Stunde, danach sei es ihm zu dunkel.

Tolle ruhige Nacht… die wir jetzt wirklich hier verbringen.

Der nächste Tag von Mengen zum Bodensee ist dann eine richtig schöne Strecke. Zwar sind ein paar Höhenmeter darin versteckt, dafür erkennen wir mit jedem Kilometer mehr von „unserer“ Landschaft am Bodensee wieder und wir freuen uns richtig drauf, mittags bei unseren Jungs einzurollen. Auf ein schönes Wochenende!

ankunft

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Die Bilder dieser Reisetage:

 

 

Hof – Fichtelgebirge – Naabtalradwege

Hof – Fichtelgebirge – Naabtalradwege

An unserem zweiten Ruhetag am Auensee bei Hof kommt unser Tandem Pino abends aus der Werkstatt zurück. Die Radwerkstatt Hensel & Koller war die einzige in Hof, die uns flexibel einen passenden Termin für den Austausch des Tretlagers anbieten konnte und uns das Pino sogar per Transporter wieder an den Campingplatz bringt. Vielen Dank für diesen Service!!!

Das Zelt muss wieder mal nass eingepackt werden, zum Glück dieses Mal nur vom Morgentau statt von Regen: Die Hitzewelle hat Deutschland jetzt, Ende August, nochmal im Griff und es es liegen laut Wettervorhersage mehrere Tage mit deutlich über 30°C vor uns. Besonders vor diesem ersten Tag haben wir deshalb großen Respekt: Die Strecke wird uns über das Fichtelgebirge ins Naabtal führen und die ADFC-Radkarte zeigt hier mehrere signifikante Steigungen -deutlich größer 7%- bis auf eine Höhe von gut 800m NN an. Jammern hilft wieder nix, wir nehmen uns aber vor, den Tag so sachte wie möglich anzugehen und die Hitze ernst zu nehmen.

Vom Campingplatz Auensee fahren wir auf der Landstraße nach Hof, da -Realsatire!!!- der Saaleradwanderweg auf dieser Strecke für bepackte Reiseräder wegen einer steilen Treppe nur nach Demontage des kompletten Gepäcks fahrbar ist und außerdem auf heftigen Steigungen rechts und links der Saale hin- und herhüpft. Wir haben ja ohnehin eine anstrengende Etappe vor uns und wollen nicht alle Körner schon auf den ersten 10 Kilometern hergeben.

Ab Ortseingang Hof ist der Saaleradweg aber dann wirklich sehr schön fahrbar und wir folgen der Saale bis nach Schwarzenbach.

Die Strecke geht jetzt über Kirchenlamitz, Weißenstadt und Weißenhaid, wo wir schon bis auf eine Höhe von 630m klettern. Dort ist erst einmal Pause, Tina Vornesitzer holt uns am Supermarkt unser verdientes Eis und eiskalte Cola ab, während Udo Hintensitzer im Schatten der Supermarkthalle aufs Pino aufpasst und geduldig die Fragen von zwei interessierten Frauen beantwortet. Wo wir herkommen (Nordkapp, ehrlich?), ob wir einen e-Motor haben (natürlich nicht), wie lange wir unterwegs sind, ob das Pino gut zu fahren ist. Es ist eine tolle Sache, mit diesem Gespann unterwegs zu sein, da wir schon ein bisscher Hingucker sind ist es sehr einfach, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und wir lernen auch sehr interessante Geschichten kennen.

4 Kilometer nach dem eiskalten Cola sind wir schon wieder ziemlich aufgeheizt und stehen am Fuß unseres Angstgegners von heute. Es ist jetzt 15 Uhr, auf den nächsten 3 Kilometern liegt eine Steigung mit 7-9% vor uns und es hat inzwischen 33°C im Schatten -wenn es Schatten hätte und der Asphalt die Hitze nicht auch noch zurück reflektieren würde. Unser Ortlieb Wassersack ist noch fast voll, wir nutzen jetzt einen guten Liter Wasser davon um uns gegenseitig den Kopf und den Rücken abzuduschen, setzen den Helm auf und starten in die Bergwertung.

Bergfahren auf einer befahrenen Straße ist immer ein bisschen mehr anstrengend als auf einem ruhigen Radweg: Auf der Straße weiß man nie so genau, wieviel Überholabstand das nächste Auto lassen wird und ist gezwungen eine sehr saubere, gerade Linie zu radeln. Bedeutet auch, einen Tick schneller hochzuradeln als Mindesttempo.

Die satte Steigung über 160 Höhenmeter ist bei dieser Hitze jetzt wirklich hart und bringt uns mit unserem 250kg-Gespann an unsere echten Grenzen. Wir sehen beide schon Sternchen vor Augen, als wir -fast ganz oben- auf dem kleinen Parkplatz zur Egerquelle einbiegen und das Pino beim Aushecheln fast nicht stehend halten können. Auch Lasse Isbjørn ist schon ganz blau im Gesicht vom Luft anhalten und beim Versuch, sich selbst leichter zu machen. Hellwach wird er, als er das Schild zur Egerquelle und „200m“ sieht, das will er anschauen. Der Weg geht in den Wald, was uns kühlen Schatten verspricht, „-quelle“ klingt nach frischem, kaltem Wasser und so muss Lasse nicht lange argumentieren. Über eine Stunde sitzen wir dann an einer Bank oberhalb der Egerquelle, genießen das Abklingen der Sternchen vor den Augen, machen Vesper- und Trinkpause und warten auf Lasse, der die ganze Zeit begeistert durch diesen Wald stromert.

Nachdem wir ihn wieder eingesammelt haben machen wir die verbleibenden 30 Höhenmeter über den Berg und freuen uns riesig auf das gemütliche Hinunterrollen durch Fichtelberg bis nach Mehlmeisel, wo wir auf dem Campingplatz Holderbach unser Zelt aufbauen und echt müde auf unsere Luftmatratze kriechen. Der Tag hatte es wirklich in sich, mit 65 Kilometern und 820 Höhenmetern war er schon im Bereich der härteren Norwegen-Etappen. Nur dass es heute runde 20°C wärmer war.

Die Sonne heizt das Zelt am nächsten Tag schon recht früh auf, nach dem Frühstück bleiben wir aber noch lange bei der Campingplatzbetreiberin stehen, philosophieren mit ihr über Freizeiten, kleine Fluchten und den Sinn des Lebens bis es wirklich wieder Zeit zum Losradeln wird.

Hier oben im Fichtelgebirge entspringt die Fichtelnaab, an der wir die ersten 30 Kilometer bis Krummenaab flußabwärts entlang radeln dürfen. Eine wirklich wunderschöne Radstrecke, die vermutlich einer früheren Bahnstrecke folgt und deshalb ein sanftes, gleichmäßiges Gefälle anbietet. Fast zu schnell rollen wir deshalb diese Strecke entlang, die auf langen Abschnitten durch idyllische Wälder führt und angenehmen kühlen Schatten bringt. Die Strecke ist wirklich schön und für Familien auch mit kleinen radfahrenden Kindern gut geeignet.

Außerdem haben wir hier wieder ein rundes Jubiläum auf der Strecke: Heute machen wir die 5000 Kilometer unserer Radreise komplett!!!

In Krummenaab beginnt dann der härtere Teil, der dann in den Waldnaabradweg übergeht. Nicht mehr kindergeeignet. Anspruchsvoll. Oder besser SEHR anspruchsvoll. Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt. Der Radweg dürfte eigentlich auch gar nicht Waldnaabradweg heißen, ehrlicher wäre „Der-Radweg-der-die-Waldnaab-dreimal-überquert“ gewesen, auch wenn man dafür längere Hinweisschilder gebraucht hätte. Dieser Radweg gibt sich recht erfolgreich die Mühe, jeden möglichen Hügel rechts und links der Waldnaab bis zum höchsten Punkt ausfahren zu wollen und die Waldnaab bestenfalls per Brücke zu touchieren. Wir verbrauchen in der Hitze dann einige Heilige bis wir in der Dämmerung endlich auf dem Zeltplatz in Naabburg eintrudeln. Zum Glück stehen in den nächsten Tagen flachere Etappen in der Hitze an, solche Bergwertungen könnten wir in der Hitze nicht jeden Tag machen.

An den nächsten beiden Tagen geht es ab Weiden in der Oberpfalz wieder weitgehend an der Naab entlang und die Höhenmeter entspannen sich. Es ist wieder Radwandern zum Genießen, kleine Biergärten am Radweg, schöne Landschaften und schattigen Mittagspausen am Fluss. Die Oberschenkel dürfen sich nach den harten Tagen seit Hof wieder ein wenig entspannen und wir treffen in Regensburg bei der Naabmündung auf die Donau.

Im Vergleich zu den kleinen Flüsschen der letzten Wochen ist die Donau hier bei Regensburg schon ein imposanter Strom, den wir per Radweg auf der Eisenbahnbrücke überqueren. Ab hier schwenken wir auf den Donauradweg flussaufwärts ein und stellen uns auf mehr Radlerverkehr ein. Immerhin ist der Donauradweg der bekannteste Flussradweg Deutschlands.

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Die Bildergallerie dieser Etappe:

Jugendherberge Dahlen – Weiße Elster – Hof

Jugendherberge Dahlen – Weiße Elster – Hof

Die Hinten- und Vornesitzer haben mich ja schon ausreichend vorgestellt:
Ich bin Lasse Isbjørn, Troll aus Trøndelag und reise seit Trondheim auf dem Pino von den beiden mit.

Mein warmes, trockenes Plätzchen ist an der Rückenlehne von Tina Vornesitzer, von wo aus ich eine tolle Aussicht in fast alle Richtungen habe. Und das Beste ist: Ich habe keine Pedale und muss nicht helfen. Auch wenn ich an den fiesesten Steigungen immer feste die Luft anhalte und mich so leicht wie möglich mache.

Was ich halt nicht mehr machen sollte ist eindusseln. Einmal bin ich bei einer späten Etappe eingepennt, Udo Hintensitzer musste heftig bremsen und ZACK…. habe ich mir meine Trollnase richtig heftig gebrochen.

Nicht ganz so schlimm, sowas passiert uns Trollen manchmal und tut auch schon fast nicht mehr weh. Trotzdem sollte ich den nächstmöglichen Termin beim Trollnasendoktor nehmen um das richten zu lassen.
Mache ich beim Stopp am Bodensee, dann darf mein Cousin für mich weiterreisen: Ole Isbjørn hat seinen Flieger zum Bodensee schon gebucht und freut sich auf die Reise nach Südspanien.

Udo Hintensitzer ist zur Zeit ziemlich beschäftigt, neben dem Radeln ist er auch für das Kochen und für Zelt auf- und abbauen verantwortlich.
Tina Vornesitzer muss immer das Zelt ein- und ausräumen, Luftmatratzen aufpumpen und ist außerdem die Einzige, die unsere Anhängertasche ordentlich einpacken kann. Also übernehme ich dieses Mal das Blogtippen. Lenkt mich von meiner gebrochenen Nase ab und ich kann mich endlich auch mal richtig nützlich machen.

Beim letzten Blogeintrag von Udo Hintensitzer waren wir ja grade in der JuHe Dahlen angekommen. Die nennt sich zwar Jugend-Herberge, aber außer drei Kindern von Radwanderern waren nur Pilger weit jenseits der 50 mit uns abgestiegen, um den minimal reduzierten Preis gegenüber einer normalen Pension zu nutzen.

Dafür darf man sich die Betten selbst beziehen und man hat nur eine Etagentoillette und eine Etagendusche zur Verfügung. In letzerer fehlen die Duschköpfe (geklaut !!!) so dass das Wasser mit halber Schallgeschwindigkeit herausschießt und nur halbsanft den Rücken massiert, das Licht in der Dusche wird mit Näherungsschalter gesteuert.
Schlaue Sache, diesen Näherungsschalter energiesparend auf eine Minute einzustellen: Während des Duschvergnügens steht Udo Hintensitzer drei Mal im Stockdunkeln unter der Dusche und muss klatschnass und eingeseift zum Näherungsschalter tapsen damit er sich zum Abduschen wiederfindet und nicht versehentlich den Duschvorhang als Handtuch nimmt.

Beim soliden JuHe-Frühstück darf ich mit am Tisch sitzen bevor wir wieder losradeln. Da muss ich eh immer aufpassen: Die beiden sind ein bisschen vergesslich und man muss sie daran erinnern, den Troll anzuhängen!!!

Jedenfalls fahren wir von Dahlen aus nach der ADFC-Karte einen Zickzack-Kurs über kleinere Dörfer nach Trebsen. Wieder, wie so häufig in den letzten Tagen, geht es über intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen, wo wir immer wieder von der Größe der Felder und der Landmaschinen im Osten Deutschlands beeindruckt sind.
Vermutlich sieht effektive Landwirtschaft -im positiven wie im negativen Sinn- so aus, jedenfalls stimmt es uns sehr nachdenklich: Während wir in Schweden noch kilometerweise an Getreidefeldern entlangfahren dominieren die Mais- und Hirsefelder das Landschaftsbild ganz eindeutig seit wir in Deutschland unterwegs sind.
Als Folge der Biosprit-Förderung ist es für unsere Landwirte ertragreicher, ihre Felder mit Biogaspflanzen anstelle von Nahrungsmitteln zu bestellen. Dafür kaufen wir unser Getreide und unsere Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt und treiben den Preis dort in die Höhe, wo Menschen es sich kaum leisten können. Abgesehen davon sind solche Felder für Trolle ungefähr so spannend wie in einer dunklen Packtasche reisen zu müssen.

Zum Glück kommen wir auf unserem Weg nach Markkleeberg wieder in frühere Braunkohlereviere, wo sich heute schöne Wälder und Naherholungsgebiete abwechseln. Pünktlich zur Mittagspause finden meine Reisekumpels Vorne- und Hintensitzer einen ruhigen Badesee mit Badestelle für die Mittagspause.

Der Platz ist FKK und -ogottogottogott- die Beiden baden auch so. Hey, die Beiden sind schon über fünfzig, das ist doch kein Spaß mehr. Selbstredend gehe ich in der Zeit ein bisschen im Wald bummeln, das will ja kein Troll mit ansehen! Rechtzeitig zum Vespern bin ich dann wieder zurück.

Nach Markkleeberg fahren wir noch lange am Cospudener-See (Abendessen, Grillen, Rotwein) in Richtung Süden bis wir auf die Weiße Elster treffen und deren Flussradweg folgen.
Es ist acht Uhr abends, meine Vorne- und Hintensitzer werden allmählich nervös weil kein Campingplatz in sinnvoller Entfernung erreichbar ist und sie einen wilden Übernachtungsplatz suchen müssen.
Ich würde mir ja einfach einen verlassenen Fuchsbau suchen und schlafen wie Troll-in-Deutschland, aber die Beiden sind da ein bisschen kompliziert. Der eine Platz ist zu offen sichtbar, der Andere zu versteckt, der Dritte könnte zu uneben sein und den Vierten sehen sie gar nicht.

Ein Glück, dass sie sich dann auf eine Wiese bei einem Naturlehrpfad einigen können bevor es komplett dunkel wird.

Die Stelle ist super, es gibt einen Beobachtungsturm um die Vögel in den Baumwipfeln beobachten zu können, ein paar Büsche, hinter die man das Zelt stellen kann und so setzt sich Udo Hintensitzer auch gegen Tina Vornesitzers Bedenken durch. Folglich schläft der eine auch ganz toll und ruhig und die andere eher unruhig und halbwach.
Und der Troll… horcht die halbe Nacht in die tolle Natur da draußen: Nachtkauze, aufgeregte Tauben, die wegen dem Nachtkauz immer wieder aufgeschreckt werden, Mäuschen beim Rascheln im Unterholz und beim Knabbern an Wurzeln. Diese Reise ist toll!!!

 

Dementsprechend ist ein Teil unseres Teams am nächsten Morgen ausgeruht, ein Teil etwas müde als wir diesen Platz schon früh verlassen, wir wollen das Zelt ja im Gepäck verstaut haben bevor die ersten Tagesbesucher hier eintreffen.

Ach ja. Und Udo Hintensitzer hat heute Geburtstag und macht das halbe Jahrhundert voll! Ein klitzekleines aber hoch-edles Geschenk von Tina Vornesitzer gibt’s heute aber erst abends, von mir gibt’s die besten Trollglückwünsche gleich nach dem Aufstehen.

Außerdem Eisessen mittags, SektVesper nachmittags und abends im Restaurant am Campingplatz noch leckeres Abendessen. Warum fragt mich eigentlich keiner nach meinem Geburtstag?!?

 

Die Radtour heute an der weißen Elster beginnt mit dem Naturlehrpfad, später kommt noch ein Baumwipfelpfad dazu und es rollt flach in der Nähe der Weißen Elster.

Nicht viel später geht es aber wilde Hügel mit deutlich über 10% nach oben und die Vorne- und Hintensitzer müssen aus den Pedalen und das Pino hoch schieben. Überhaupt sind die flachen Etappen jetzt wohl passé, wir nähern uns dem Vogtland und die beiden an den Pedalen kommen jetzt wieder öfters ins Schwitzen, die schlimmste Strecke ist dann eine vielbefahrene Bundesstraße mit langer 7%-Steigung kurz vor dem Campingplatz Clodra.

Das Restaurant am Campingplatz scheint dann ein Geheimtipp zu sein, Udo Hintensitzer bekommt sein Geburtstagsabendessen und später sitzen wir noch zu dritt bei Lagerfeuer und Gitarre am Zelt. Ein toller lauer Sommerabend, das sollte man in Norwegen auch einführen!

 

Ausgeschlafen aber mit müden Beinen machen wir uns auf die nächste Etappe: Wir wollen Geschäftskolleginnen von Tina in Hof treffen und haben leider wieder einige Höhenmeter im Vogtland auf dem Plan.
Das ist immer ganz schön anstrengend für mich, bei jeder Steigung die Luft anzuhalten um mich möglichst leicht zu machen, während die beiden an den Pedalen keuchen dürfen, wie sie wollen. Die Welt ist ungerecht.
So wird es ein langer, heißer Tag mit bis zu 30°C im Schatten und vielen vielen Hügeln, den wir nur für eine Mittagspause an einem Weiher unterbrechen.

Die Dämmerung hat dann schon begonnen, als wir an einer historisch bedeutenden Stelle nochmal kurz anhalten: Udo Hintensitzer erklärt mir, dass hier in Mödlareuth früher die Zonengrenze zwischen der DDR und der BRD verlief und mit menschenverachtenden Maßnahmen gesichert wurde. Hier in Mödlareuth durchschnitt die Grenze sogar ein Dorf in der Mitte und trennte damit auch Nachbarn und Familien für Jahrzehnte.
In Mödlareuth ist ein Freilichtmuseum, das einen Mauerabschnitt und Grenzzäune konserviert hat und die -heute surreale Szene- sichtbar macht. Die Wachtürme wirken heute wie lächerlich kleine und zudem hässliche Bauwerke, müssen aber vor weniger als 30 Jahren noch eine bedrohlich wirkende Ausstrahlung auf Menschen im Westen und im Osten gezeigt haben.

Die Führung durch dieses Freilichtmuseum hatten meine Reisepartner vor wenigen Jahren schon gesehen, heute ist es leider schon zu spät dafür. Auf uns warten stattdessen die letzten Steigungen der „Ach nö, nicht noch Eine“-Klasse und Tina Vornesitzer kommt heute fast an ihre Grenzen. Superglücklich kommen wir um 21:00 auf dem Campingplatz bei Hof an, ziehen zwei Radler aus dem Automaten (warum eigentlich nur 2!!!), bauen das Zelt auf und freuen uns auf zwei Ruhetage am Auensee bei Hof.

Ganz geruhsame Ruhetage, das Pino bekommt ein neues Tretlager für den Hintensitzer, abends gehen wir mit Caro, Carmen und Christine Abendessen und verbringen einen lustigen Abend. Und noch einen Abend mit Caro und Bernd am Untreusee mit vielen Routentipps über das Fichtelgebirge von Bernd. Und es gibt einen zweiten Glücksbringer von den drei Mädels, einen Schutzengel. Die haben zwar schon mich, aber einen Schutzengel kann man IMMER brauchen!

 

Ach ja, den Saale“radweg“ haben wir uns auf dem Weg nach Hof auch noch angeschaut und können uns vor Lachen kaum halten:
Ein Flussradweg für Radwanderer mit einer Brücke, die nur über eine steile Treppe erreichbar ist? Das leere Pino können wir darüberwuchten, aber wie bitte soll ein Rentner hier sein 30kg-eBike drüberkriegen? Oder wir ein vollbepacktes Pino mit Anhänger?

Lieber Radwegplaner im Landkreis Hof:
Steig doch bitte mal ein paar Tage auf Dein Fahrrad (von uns aus eBike) und bewege Dich ein paar hundert Kilometer durchs Land. Und dann geh bitte nochmal über die Radwegführung drüber. Ach ja, und dann schau auch mal die Bordsteinkanten an den Radwegen in der Stadt Hof an. Da ist auch noch ein bisschen Potential.

 

Weiter mit „Hof – Fichtelgebirge – Naabtalradwege“

Die Fotogallerie dieser Etappe:

Schwielochsee – Dahlen, Nasenbeinbruch!

Schwielochsee – Dahlen, Nasenbeinbruch!

Donnerstag morgen, nach drei Ruhetagen am Schwielochsee / Spreewald machen wir uns wieder radelfertig.
Die Beine fühlen sich nach der Pause richtig gut an, dafür ist das Pino schlagartig um zehn Kilo schwerer geworden: In der Anfahrt zum Schwielochsee waren unsere Vorräte ganz  nahe bei Null gewesen, jetzt haben Udo Hintensitzers Eltern ganze Arbeit geleistet. Neben unserer üblichen Verpflegung liegen jetzt nämlich mindestens 8 Päckchen Gummibärchen in unserem Küchenkoffer. Das dürfte Gummibär-Junkie Udo Hintensitzer wenigstens für eine Woche reichen 🙂 .

Udo Hintensitzers Eltern verabschieden den Gummibärchen-Express

Udo Hintensitzers Eltern verabschieden den Gummibärchen-Express

In den nächsten Tagen steht für uns die Querung in Richtung Süd/Westdeutschland an, für die wir leider keine wirklich zusammenhängende Routenführung finden.
Die Flüsse in Ostdeutschland sind vornehmlich Nord/Süd-orientiert und würden uns eher nach Tschechien statt zum Bodensee führen, damit fällt die Variante, einem Flussradweg bis zur Quelle zu folgen erst einmal flach. So stückeln wir in den folgenden Reisetagen einzelne Segmente von verschiedenen Radwegen aneinander:

Die erste Etappe gehört dem Leichhardt-Trail, auf dem wir zum Spreeradweg und nach Cottbus kommen wollen.

Dieser Trail führt von Trebatsch nach Cottbus und folgt einer alten Bahntrasse, die schon vor der Blütezeit der Dampflokomotiven angelegt wurde und wo Pferde den Zug bewegen mussten. Gut nachvollziehbar, dass diese Art Zugmaschinen schon nach wenigen Jahren überholt waren und der Bahnbetrieb wieder eingestellt wurde… eine Umrüstung der Bahnlinie auf Dampflokomotiven war wirtschaftlich nicht denkbar.

Aber auch wir kommen bei dieser Bahntrassenbefahrung an unsere Grenzen, weil der Untergrund häufig nur lose befestigt ist und mehrere sandige -für unser Tandem gleichzeitig unfahrbare- Abschnitte bringt. In direkter Tradition zu den Pferdelokomotiven der Leichhardt-Bahn spannen wir Tina Vornesitzer mit dem Zugseil vor das Pino damit wir diese sandigen Steigungen überhaupt überqueren können.

Nicht viel später kapitulieren wir dann ganz, verlassen diesen nur bedingt empfehlenswerten Radweg zugunsten des Spreeradwegs nach Cottbus und weiter zum See an der Talsperre Spremberg.

 

Den Spreeradweg sind wir vor ein paar Jahren schon einmal weiter flussabwärts geradelt, dieser Radweg gehört für uns zu den schönsten in Deutschland weil er auf sehr weite Strecken mitten durch die Natur führt und auch ganz charmante Dörfchen anschneidet.
Auf unserem Weg südwärts unterbricht Cottbus diese Idylle ein wenig und erinnert daran, dass eine Großstadt und Plattenbauten nicht unser Ding sind. Der Übergang ist sehr krass, die Großstadtnähe macht die Begegnungen schlagartig kälter und anonymer. Grüßen wird an solchen Stellen nur ganz selten erwidert, Augenkontakt gemieden. Unangenehm für uns, wir sind wohl doch eher Landkinder, ignorieren die Oberflächlichkeit und grüßen umso freundlicher weiter 🙂

Folgerichtig gibt es in Cottbus nur einen kurzen Einkaufstopp für Getränke und frisches Brot und wir beeilen uns, weiterzukommen: An der Talsperre Spremberg liegt ein Campingplatz direkt am Spreeradweg, der Übernachtungsplatz unserer Wahl. Hier genießen wir den lauen Abend mit genialem Sonnenuntergang, trinken unseren Rotwein, spielen Gitarre und betreiben unsere Holzofen Solo Stove im Lagerfeuermodus. Falls noch welche übrig sind: solche Abende würden wir diesen Spätsommer gerne abbonnieren.

Die Tour Brandenburg, die wir im Uhrzeigersinn vom Spremberger See bis Bad Liebenwerda fahren hat laut Tourismuswerbung eine gesamte Länge von 1111 Kilometern, umrundet dieses neue Bundesland und ist der längste Radfernweg Deutschlands.
Nach Spremberg geht es ein paar Höhenmeter nach oben, dann tauchen wir in einen Bereich mit ganz besonderer Geschichte ein. Dieses Landschaft hat einige hässliche Jahre des Braunkohlebergbaus hinter sich, vor wenigen Jahrzehnten wurde hier ausnahmslos alles von riesigen Baggern gefressen. Seien es Seen, Bäche, Wälder, seien es Landwirtschaften, Dörfer, Kirchen. Heute erinnern nur noch vereinzelte Ortsschilder mit Fotos aus früheren Zeiten daran, dass hier einmal Dörfer waren.

Nach diesen hässlichen Zeiten hat die Landschaft allerdings einen enormen Wandel zum Naturschutzgebiet Lausitzer Seenland erlebt und der Radweg durchquert weite, junge Wälder die manchmal sogar fast unberührt wirken.
Schön auch, dass diese Radwege nicht entlang von Straßen und Verkehr angelegt sind sondern ganz alleine durch den Wald führen. Wenig später kommen wir dann an den Senftenberger Seen vorbei, die miteinander verbunden sind und riesige Naherholungsgebiete geworden sind.
An die frühere Zeit erinnern nur immer wieder Abschnitte, in denen  „Betreten verboten, Industriegelände“ warnt, vermutlich um eine Unfallhaftung der früheren Bergbauer zu vermeiden.

Es wird eine sehr lange Etappe heute, die uns bis zu einem Campingplatz an einem Waldsee, dem Zeischaer-Campingplatz führt.

Erst abends um 8 erreichen wir diesen Platz… und haben noch einen langen Abend vor uns. Udo Hintensitzer hatte die Einkaufsverantwortung für das Abendessen und stolz eine Ration gefrorene Kartoffelpuffer mit Apfelmus geschossen. Glück gehabt, dass das Brennholz für den langen Kochabend reicht, denn in unser Mini-pfännchen passt jeweils nur ein halber Kartoffelpuffer, der dann jeweils 10 Minuten gebraten werden möchte.
Wir verbringen also 20 halbe Kartoffelpuffer mal 10 Minuten = gute 3 Stunden damit, dass Udo Hintensitzer Kartoffelpuffer im Akkord brät, Tina Vornesitzer sie mundgerecht kleinschneidet und abwechselnd -eins für Papa, eins für Mama- verteilt.

Nasenbeinbruch?

Jepp, diesen blöden Unfall können wir uns eigentlich gar nicht so richtig erklären, Lasse will irgendwie auch gar nicht darüber reden. Jedenfalls muss unser erster schwerwiegender Unfall irgendwo zwischen dem Schwielochsee und den Spremberger Seen passiert sein.
Lasse Isbjørn hat schon immer seinen Reiseplatz hinter Tina Vornesitzers Rückenlehne, von wo aus einen prima Blick zur Seite hat. Vermutlich hat er dort bei einer scharfen Bremsung nicht aufgepasst, ist mit der Nase an die Verstrebung geknallt und zack… war die lange freche Trollnase gebrochen.

Lasses malheur

Es scheint ihm nicht allzviel auszumachen, aber wir bestehen darauf, dass er nach unserem Zwischenstopp am Bodensee eine Pause einlegt. Zumal uns das Tourismusbüro in Trondheim versichert hat, dass eines der Geschwisterchen von Lasse gerne an Lasses Stelle mitreisen würde. Ole Isbjørn wird ab dem Bodensee für Lasse mitreisen. Wir stellen ihn bei der Gelegenheit vor.

Am nächsten Morgen nach der Kartoffelpufferaktion leeren wir die Asche aus unserem Holzkocher, packen unsere Sachen und sitzen wieder auf. Als Etappenziel haben wir die Jugendherberge Dahlen ausgemacht, für den Sprung rüber zum Radweg „Weiße Elster“ haben wir keinen Campingplatz gefunden. Es gibt auch keinen überregionalen Radweg in diese Richtung und so versuchen wir kleine Wege nach der ADFC-Fahrradkarte zu fahren.

Unterwegs schneidet der Radweg eine Gedenkstätte in Mühlberg: Hier hatte das Regime im dritten Reich ein Gefangenenlager (STALAG IVB) für bis zu 300.000 Kriegsgefangene aus über 40 Nationen (die sowjetischen Gefangenen wurden besonders schlecht behandelt), nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Lager (Speziallager 1) nahtlos von der Sowjetunion übernommen um Systemgegner und vermeintliche Kollaborateure festzuhalten. Mehr als 6400 Menschen sind unter den Haftbedingungen hier gestorben, heute erinnern einige persönliche Grabkreuze und ein Denkmal an diese bitteren Zeiten. Das Gedenken an die Opfer ist den Angehörigen allerdings erst seit der Zeit nach dem Mauerfall möglich da in DDR-Zeiten das Lager totgeschwiegen wurde.

Wir sind alleine an dieser Gedenkstätte, schauen uns die persönlichen Nachrichten einiger Hinterbliebener mit dickem Klos im Hals an bleiben einen Moment vor dem großen Denkmal stehen und reden noch lange über diese Gedanken.
Wir sind uns einig, dass wir in einer extrem glücklichen Zeit leben und uns auch das -gerade in einer Zeit, in der Populisten die Welt wieder mit furchtbar einfachen Weltbildern erklären wollen- eine Verantwortung gibt, diese glückliche Zeit für unsere Kinder und Enkel aktiv zu bewahren. Arbeiten wir daran!

Weiter mit „Jugendherberge Dahlen – Weiße Elster – Hof“

Die Bildergalerie des Tages:

 

Usedom – Oder-Neisse-Radweg bis Frankfurt/Oder

Usedom – Oder-Neisse-Radweg bis Frankfurt/Oder

Unsere Schwedenetappe hatte uns wettertechnisch ziemlich geschlaucht, nach 11 Tagen Gegenwind und kühlem Wetter lag unsere ganze Hoffnung im Sprung nach Mittel- und später Südwesteuropa: Wir freuen uns auf Sommertage, würden gerne noch an Flüssen oder Seen unsere Badestopps machen und an lauen Sommerabenden VOR dem Zelt bei Bier und Lagerfeuer Gitarre spielen.

Die Fährenüberfahrt von Trelleborg/Schweden nach Swinemünde/Polen dauert etwa 6 Stunden und so ist es kurz vor Mitternacht als wir das Pino -hinter gut 30 LKWs- aus der Fähre schieben.

Beim 10 Kilometer entfernten Campingplatz Kamminke am Stettiner Haff hatten wir uns vorab schon als Spätankommer angemeldet und so suchen wir uns jetzt, mitten in der Nacht, den Weg von der Fähranlegestelle zur deutsch-polnischen Grenze. Kurz hinter dieser Grenze hat unsere Karte einen Waldweg eingezeichnet, mit dem wir die Strecke zum Campingplatz um ein paar Kilometer abkürzen können. Natürlich höchst willkommen, wenn wir eh erst gegen ein oder zwei Uhr unsere Zeltheringe in den Boden drücken können… aber wir können ja beim Grenzübergang noch nachfragen ob dieser Waldweg sinnvoll fahrbar ist.

Denkste: Es ist schon ein Uhr nachts, als wir den winzigen Grenzübergang erreichen und in Zeiten von Schengen sitzt hier natürlich KEIN Grenzer mehr. Nicht mal eine Straßenlaterne, die diesen schengengeografisch vollkommen unwichtig gewordenen Punkt beleuchten würde. So sind wir mit der Beurteilung der Waldwegqualität halt auf uns selbst gestellt, wir biegen hochoptimistisch links in den noch dunkleren Wald ab.
Ganz schön gruselig hier: Sobald wir auch nur kurz stehen bleiben um sandige Abschnitte des Wegs genauer anzuschauen schaltet das Pinolicht in den Modus „traurige Standlichtfunzel“ und wir stehen wirklich im schwarzen Nichts.

Wir basteln schon ein wenig an unserer Waldweg-Verschwörungstheorie, nach der jeder Waldweg zuerst gut aussieht und dann, nach einer gewissen Toleranzdistanz, in kleinen Schritten immer schlechter wird. Nach dieser Theorie wartet der Waldweg dann bis zu dem Punkt, an dem man ganz sicher NICHT mehr umdrehen möchte, um ganz kurzfristig danach in die Qualitätsstufe „überhaupt-nicht-mehr-fahrbar“ zu wechseln.

Natürlich ist der Waldweg nach Kamminke genauso hinterlistig: Er fängt zuerst ganz gut fahrbar an, bevor wir mehrere Male schieben müssen weil wir uns mit der Streckenführung nicht sicher sind und weil es steiler nach oben geht. Und es endet wie zu erwarten mit einem finalen Hindernis. In diesem Fall mit einem umgestürzten Baum, vor dem wir uns plötzlich wiederfinden.
Ein Rätsel, warum die Forstarbeiter zwar den Hauptstamm gesägt und auf die Seite geräumt haben aber die Krone mit armdicken Ästen weiterhin auf dem Weg liegen lassen haben. Für ein Umkehren ist es schon viel zu spät, wir haben weder Lust auf dem Waldweg zurückzufahren noch auf den weiten Umweg auf den normalen Straßen und müssen folgerichtig das Tandem inklusive Gepäck und Anhänger über diese Straßensperre wuchten.

Die Aktion dauert ungefähr 10 Minuten im stockdunklen Wald, der Waldweg nimmt wieder den hinterlistigen Zustand guter Qualität an und wir rollen weiter.

Da!!! Mitten auf dem Weg steht plötzlich eine Familie Wildschweine vor uns, die -zum Glück- anscheinend mehr vor uns erschrecken als wir vor ihnen. Jedenfalls stieben Muttersau Bache und die meisten Frischlinge seitlich in den dunklen Wald weg, nur zwei der Kleinen verirren sich kurzzeitig nochmal vor uns auf den Weg.
Mit Puls 180 ist die erste Reaktion von Udo Hintensitzer, Stärke und Selbstbewusstsein zu demonstrieren (beziehungsweise vorzulügen) und ein forsches „OOOOaaaaahhh, jetzt aber WEGWEGWEG!!!“ zu brüllen. Funktioniert, wir haben Glück und die Wildschweinsichtung bleibt die letzte in dieser Nacht… und wir lachen noch Tage später über diese Begegnung.

Eine knappe Stunde später steht unser Zelt dann fix und fertig auf dem Campingplatz und wir widmen uns dem Horchen am Kopfkissen.

Die Etappenplanung für die nächsten Tage sieht den Oder-Neisse-Radweg von Ueckermünde bis etwa Frankfurt/Oder vor, wo wir Udo Hintensitzers Eltern auf zwei/drei Ruhetage treffen wollen. Dafür starten wir in Kamminke mit dem Schiff Privall V über das kleine Stettiner Haff nach Ueckermünde am späten Nachmittag.

Das Schiff fährt täglich 3 Mal auf dem Stettiner Haff und transportiert Ausflügler wie Radfahrer, die das Haff auf Usedom umrunden oder ein Streckenstück des Berlin-Usedom-Radwegs abkürzen.

Zum Glück hat das Schiff kein Problem mit dem ewig langen Pino, allerdings müssen wir das komplette Gepäck und den Anhänger abbauen um das Rad an seinen Platz an der Reling zu hieven. Gemeinsam mit gut 10 anderen Rädern fahren wir an diesem Tag nach Ueckermünde und bauen unser Zelt auf dem Campingplatz auf. Morgen geht’s auf den

Oder-Neisse-Radweg.

Der Oder Neisse Radweg führt auf 630 Kilometern von Nová Ves in Tschechien bis zum Stettiner Haff und begleitet nach etwa 50 Kilometern in Tschechien  die Neisse und später die Oder entlang der deutsch/polnischen Grenze. Er durchquert auf der Strecke sehr interessante, grüne Landschaften wie die Lausitz und weiter im Norden das Naturschutzgebiet Unterer Oderbruch.

Wir wollen dem Radweg nur bis etwa Frankfurt/Oder folgen und starten am nördlichen Ende des Radweges in Ueckermark. Schon recht bald zweigt der Radweg von den Kleinstraßen ab auf eine frühere Eisenbahntrasse „Randower Kleinbahn“ zwischen Rieth und Hintersee. Auf diesen früheren Bahnstrecken fühlen wir uns immer sehr schnell wohl: Fast immer entführen einen diese Strecken aus den Ortschaften heraus in ruhige Landstriche, die oft sogar fast einen unberührten Eindruck machen und zum ganz gemütlichen, langsamen Vorwärtsrollen und Schauen einladen.

So auch hier, diese etwa 8 Kilometer führen durch den Wald und die Linie schneidet eine wirklich schöne Gegend an.
Kurzen Halt machen wir noch an einem Dorfmuseum, in dem Gegenstände aus dem Leben vor knapp 100 Jahren liebevoll zusammengesammelt ausgestellt sind.

Es geht weiter über kleine Straßen und Radwege bis man bei Mescherin zu ersten Mal die Oder und den Oderdeich erreicht. Auch hier fahren wir die meiste Zeit durch hohe Wälder und der Übergang zum Naturschutzgebiet ist fast fließend, nur die Dichte an Verbotsschildern nimmt mit dem Naturschutzgebiet schlagartig zu.

Es wird uns ein Rätsel bleiben, warum wir so viele Verbote brauchen: Im Naturschutzgebiet ist Müll weg werfen verboten, Blumen pflücken verboten, Reiten verboten, Feuer machen verboten, Zelten verboten, undsoweiter. Welch ein Quatsch: Ist Müll wegwerfen neben dem Naturschutzgebiet erlaubt und erwünscht? Darf man einen Löwenzahn im Naturschutzgebiet nicht pflücken, aber eine geschützte Planze außerhalb schon? Wild zu zelten ist ohnehin per Gesetzbuch nicht erlaubt, warum jetzt noch einmal explizit verbieten?

Uns würde es jedenfalls viel besser gefallen, wenn man sich Mühe geben würde, junge Menschen gezielt in Naturschutzgebiete zu führen und ihnen dort auch verantwortungsvolle Freiheiten zu geben damit sie die Natur auch genau in dieser Form zu nutzen und zu schätzen lernen. Stattdessen füllen wir Schilder mit Verbotszeichen.

Egal: Wir entscheiden uns, die Verbote zähneknirschend zu akzeptieren, nicht zu reiten, nicht zu zelten und unseren Müll nicht wegzuwerfen und wählen die Umwege, die direkt durch das Naturschutzgebiet führen.
Zum Glück ist ein Vesper hier nicht verboten… so überbrücken wir die Zeit bis zum frühen Abend: Wenn man Tiere sehen möchte ist die Mittagszeit denkbar unpassend, die besten Chancen bietet die Dämmerung, auch wenn man sein Zelt dann später im Dunkeln aufbauen muss.

Es lohnt sich, zuerst gibt uns ein Fuchs die Ehre, der durch die hohe Wiese streunt und sein Abendessen sucht. Dann ein Eisvogel auf dem Weg zu seinem Fischplatz und später noch ein Rehbock, der sich nur 5 Meter hinter uns unvorsichtig aus dem Gebüsch wagt, höllisch an uns erschrickt und mit lautem ‚Bellen‘ in Gegenrichtung abhaut. Den Fuchs können wir ablichten, für Reh und Eisvogel langt unsere Fotoreaktionszeit bei Weitem nicht aus. Vielleicht klappt das ja noch später mal auf unserer 2RadReise.

So verbringen wir den Tag bis zur Dämmerung im Naturschutzgebiet , sehen und hören noch einen riesigen Schwarm Kraniche beim Anflug auf ihren Schlafplatz, radeln erst nach Sonnenuntergang in Richtung Schwedt… und werden von lautem Rascheln in einem straßennahen Baum nochmal aufgehalten: Da klettert glatt ein junger Waschbär den Stamm hoch und weiß nicht so richtig, was er mit uns anfangen soll.
Er bekommt sein Selfie und wir radeln endlich auf den Campingplatz.

Und es häuft sich: Wieder ist es stockdunkel, als wir die Heringe in den Boden drücken und unsere Luftmatratzen aufpumpen.

 

Das Naturschutzgebiet unterer Oderbruch, Teil des „Natura 2000“ hat uns jedenfalls sehr gut gefallen, wir würden das uneingeschränkt weiterempfehlen. Schöne Spaziergänge, sehr abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, hohen Weiden, Schilfgebieten mit Bibergewässern, Ufergebiete, da kann man in einem Nachmittag alles haben.

Der Schwedter Campingplatz hält uns am nächsten Morgen noch etwas länger: Wir haben zum ersten Mal seit langem einen warmen, sonnigen Vormittag und gönnen uns die zweite Kanne Kaffee.
Udo Hintensitzer macht den zweiten größeren Kundendienst am Pino Hase, wechselt die Mäntel und die hintere Kette (siehe Wartungslog 2RadReise), Tina Vornesitzer muss dringend ihre emails in ihrem Shop für Kinderartikel abarbeiten.
So wird es wirklich halb vier nachmittags, bis das 2RadReise-Pino wieder auf die Straße geht… nein, richtig muss es heißen, bis das Pino wieder auf die Betonplattenwege des Schwedter Polders ausläuft.

Den Tieren scheint es heute zu heiß zu sein, sie halten sich unsichtbar im Unterholz und so gilt unsere Konzentration schon bald auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz.

Daran müssen wir noch arbeiten: Das eine Plätzchen ist zu offen sichtbar, das nächste zu tief im Wald, das Dritte zu uneben, das Vierte ist vom Untergrund zu feucht. Und das Fünfte ist wieder zu offen sichtbar. Warum sind wir da bloß so kompliziert und wählerisch?
Fischer und Angler übernachten regelmäßig irgendwo am Bach oder See, Parties am Grillplatz kommen ohne ausnüchternde Übernachter auch nicht aus… nur wir haben ein schlechtes Gewissen, das Zeltz ordnungswidrig in eine Wiese zum Biwaken zu stellen.

 

Ein Platz neben einer stillgelegten Eisenbahnbrücke wird dann der Platz der Wahl. Tina Vornesitzer hört es zum Glück nicht so richtig: Udo Hintensitzer hört noch lange einem recht wuchtigen Grummeln und Quiken im nahen Unterholz zu. Dem zugehörigen Wildschwein will ich beim nächtlichen Spaziergang nicht wirklich begegnen.
Gegen später wird es doch zu einer ruhigen Nacht, abgesehen vom Wecker um 6:30: Tina Vornesitzer will das Zelt früh abbrechen, bevor die ersten Spaziergänger und Radler vorbeikommen.

Es geht für uns jetzt in die letzte Tagesetappe auf dem Oderradweg. Udo Hintensitzers Eltern machen am Schwielochsee Urlaub, das könnte in ein- oder zwei Tagesetappen machbar sein. Der Wind sieht das auch so, er weht zum ersten Mal seit Wochen von hinten und schiebt das LastenPino zügig vorwärts. Die Tage am unteren Oderbruch waren recht spektakulär für uns, deshalb macht es uns heute gar nichts aus, recht flott an der Landschaft vorbeizurauschen.

Wer steht denn da?

Der Tageskilometerzähler des Tacho zeigt schon 60 Kilometer an, der Wind hat sich die Richtung nochmals überlegt und hat die Rückenwindsache eingestellt, es könnte doch knapp werden mit der Eintagesetappe bis zum Schwielochsee.

In der Wiese neben dem Deich steht ein weißer Kombi geparkt, auf dem Deich stehen zwei Personen und feuern uns winkend an. Erinnert an Situationen beim Triathlon in Roth. RICHTIG: Udo Hintensitzers Eltern überraschen uns hier mit einem Picknick und Sekt… eine irre Freude, sich nach einigen Wochen Radtour so wiederzusehen. Überraschung gelungen!!!

Wir schwärmen noch bis nach 21:00 Uhr von dieser Überraschung, so lange sitzen wir nämlich noch auf dem Pino bis wir nach knapp 140 Tageskilometern auf dem Campingplatz Laichhardt am Schwielochsee einrollen.

Hier legen wir auch die erste wirklich längere Ruhepause auf der 2RadReise ein, verbringen zwei Tage auf der Spree beim Paddeln und einen Tag komplett faul beim Zelt.

Weiter mit Schwielochsee – Dahlen, Nasenbeinbruch…

Die Fotogallerie von dieser Reiseetappe:

Göteborg – Kattegattleden – Trelleborg

Göteborg – Kattegattleden – Trelleborg

Mittwoch morgen, wir frühstücken noch mit Christian bevor wir unser Pino beladen und uns voneinander verabschieden. Es war ein toller Abend gestern, das Picknick über den Dächern von Göteborg wird ganz sicher eines unserer Reisehighlights bleiben.

Christian geht arbeiten, wir haben selbiges bis Dezember noch nicht vor und können uns deshalb noch einen leckeren Cappuchino und einen Chocolate Cookie in der Morgensonne gönnen. Und noch einen. So dauert es eine ganze Weile bis wir allmählich in Gang kommen: Zuerst im Bummeltempo durch die Innenstadt von Göteborg, dann in die Tourist-Info einen Führer für den Kattegattleden kaufen, dann ganz gemütlich losgerollt.

Der Kattegattleden ist ein Radweg, der Helsingborg mit Göteborg verbindet. Dieser Radweg hat seinen Namen von der Nordseeregion zwischen Dänemark und Südwestschweden (Kattegatt = Niederländisch Katzenloch, was von der Enge und den Untiefen dieses Meeresteils berichtet) und folgt an dessen Küste  auf weiten Strecken auch einer alten Eisenbahntrasse. Er ist wirklich weitgehend autoverkehrfrei, die wenigen Mischstrecken (Auto und Fahrrad) sind in dem Radführer Kattegattleden explizit ausgewiesen. Ok, autofrei kann also auch heißen, dass der Radweg die Straße nutzt, aber der Radstreifen durch einen Randstein getrennt ist… perfekt in Ordnung für uns.

Auf den ersten Radkilometern geht es zuerst am alten Hafen von Göteborg und schicken Restaurants entlang, dann durch ruhige Vorstadtsiedlungen, an mondänen Vorstadtvillen vorbei bevor man Stück-für-Stück aus der Großstadt entlassen wird und in grüne Abschnitte fährt. Es geht auch hier schon häufig auf früheren Bahntrassenabschnitten voran, was sich an der sehr flachen Streckenführung oder Felseinschnitten sehr gut erkennen lässt. So macht es uns Spaß zu radeln!!!

Obwohl: Ein Nörgelpunkt fällt uns schon ein: Der Wind ist nicht unser Freund, wir kämpfen uns wie auch schon in den ganzen vergangenen Schwedenabschnitten gegen den Südwind zäh vorwärts. Ganz allmählich beginnt diese Windrichtung schon an unseren Nerven zu zehren, aber auch die Wettervorhersage bringt auch kaum Änderung. Außer halt, dass der Gegenwind in den nächsten Tagen noch deutlich zunehmen wird.

 

Kleiner Einschub für Nichtreiseradler, Begriffsklärung Gegenwind:

Als Gegenwind bezeichnet man die bewegte Luftmasse, die im aktuellen Augenblick exakt dahin will, wo man selbst herkommt.
Gegenwind existiert in verschiedenen Güteklassen, beginnend bei lauem Lüftchen bei heißem Wetter (sehr willkommen) bis hin zur Sturmklasse und wird von Petrus mal mit, mal ohne Wasserbeigabe geliefert. Jedenfalls ist radeln bei Gegenwind in Sturmklasse extrem nervig und jeder erfahrene Radfahrer wird die härtesten Bergfahrten und Passüberquerungen diesem Wind gerne vorziehen. Berg hoch radeln bedeutet nämlich immer, dass man sich etwas verdient: Das RUNTERFAHREN, was höchstens in der Bremshand anstrengend wird.
Beim Gegenwind verdient man sich dagegen einfach gar nix. Man kämpft, kämpft, kämpft. Gibt vielleicht mal noch etwas mehr Gummi, weil der Wind nervt.
Bringt aber nichts, der Wind hat meist den längeren Atem. Der ist immer noch da, wenn man selbst schon vollkommen platt und alle ist, macht pffff und einem eine lange Nase.

Gegenwind in Helsingborg, Güteklasse Starkwind, Nass

Jedenfalls haben wir heute etwa 20km/h trockenen Gegenwind bis etwa Kilometer 40, der sich danach in Gegenwind mit Nieselregen, Gegenwind mit Regen und ganz zu Schluss in Gegenwind mit Gewitter und Wolkenbruch wandelt. Nach 77 Kilometern ist am Campingplatz Åsa wirklich Schluss für uns und wir halten an.
Was jetzt passiert ist wieder mal ein genialer Moment unseres Trips: Die Betreiberin des Campingplatzes zieht uns klatschnasse Hühner zwei anderen Campinggästen an der Rezeption vor, erklärt uns kurz, wohin wir unser Zelt stellen können. Außerdem macht Sie für uns ihren Heizraum des Sanitärgebäudes auf, damit wir unsere nassen Sachen dort ausziehen und aufhängen dürfen… und wir sollen zum Anmelden wiederkommen, wenn wir trocken, warm geduscht und aufgewärmt sind. Superstark!!!

Wir bauen im immer noch strömenden Regen zitternd unser Zelt auf, nehmen unsere Duschsachen und unsere trockenen Klamotten und verschwinden in der Dusche und dem Heizraum, kochen uns in der Gemeinschaftsküche unser Abenddinner und gehen danach wieder zur Rezeption um uns zu bedanken und anzumelden.

Die Nacht war windig, der nächste Morgen ist windig, immerhin hat der Wetterbericht für heute überwiegend trockenen Gegenwind im Programm. Wir haben heute unser 30-jähriges Jubiläum, vor genau 30 Jahren haben wir uns in Frankreich kennengelernt, feiern das kurz mit einem Kaffee im Freien vor dem Zelt bevor wir uns wieder aufs Pino schwingen.

Der Kattegattleden zeigt sich in den nächsten Tagen als wirklich lohnenswerter Radweg in Schweden.
Er ist sehr abwechslungsreich, beginnt mit Großstadtflair, führt durch grüne Landschaften und auch häufig am Meer entlang. Dabei passiert er Touristenhochburgen und sehr mondäne Siedlungen an Golfplätzen genauso wie ewig lange Sandstrände und Felsküsten. Streckenteile führen durch Getreidefelder und Wiesen, an Landwirtschaften und kleinen Ortschaften vorbei, es geht durch Kiefernwälder und über sanfte Hügel mit Meerblick.
Dabei ist die Beschilderung absolut vorbildlich, an wirklich jeder Kreuzung steht ein Wegweiser mit dem zugehörigen Abbiegehinweis, sodass ein Verfahren fast nicht möglich ist.

Wichtig für potentielle Reiseradler mit Zeltambitionen: Es macht Sinn, die Zielcampingplätze frühzeitig VORHER bezüglich des Preises abzuklären, auf der Strecke gibt es Campingplätze für ~200 Kronen (20€), die wir als sehr sauber und empfehlenswert empfunden haben (s.o.), ein Campingplatz in Golfplatznähe wollte von uns gerne 405 Kronen abrufen. Ob die Sanitären dort hübsch und sauber sind wollten wir danach nicht mehr in Erfahrung bringen, wir sind mit offenem Mund weitergeradelt.

Einziger Kritikpunkt am Kattegattleden für uns ist das fast vollständige Fehlen von Rastplätzen auf der Strecke. Es gibt sehr viele schöne Stellen, aber praktisch nie mit der Picknick-Minimalausrüstung von Bank, Tisch oder Toilettenangebot versehen.

Als Folge vom immer stärker werdendem Südwind und der fehlenden Rastmöglichkeiten mit Windschutz radeln wir den Kattegattleden dann auch eher im Jetzt-aber-Durch-Modus ab und nehmen uns wieder viel zu wenig Zeit für das Anschauen der stürmischen Landschaft.

Wir geben es zu: Dieser Blogbericht hätte fast den Titel „Flucht aus Schweden“ bekommen. Der sehr ausgeklügelte Fluchtversuch bestand aus dem Abkürzen der Schwedenetappe um 130 Kilometer und einen Reisetag per Zugetappe Helsingborg-Trelleborg, wir hatten dem Wind auf dem Weg zum Bahnhof Helsingborg schon den Effenberg gezeigt.
Eine sehr kurze Freude, die Zugauskunft im Bahnhof Trelleborg erklärt Udo Hintensitzer ganz kurz und trocken, dass der Zug zwar Fahrräder mitnehmen kann, dass wir eine Zugfahrt nach Trelleborg mit einem Tandem aber vergessen können.

In der Zwischenzeit hat Tina Vornesitzer den Wetterbericht für die verbleibenden zwei Tage bis Trelleborg bemüht und wenig ermutigende 45km/h, in Böen auf 69km/h Südwind in Erfahrung gebracht… und dagegen anzuradeln bleibt mangels Tandemtransport im Zug alternativlos.

Wir geben es offen zu: Schweden und 2RadReise werden diesen Sommer keine ganz großen Freunde mehr. Das Land hatsicher seine ganz großen Momente, von denen wir ja nur einen winzigen Ausschnitt gesehen haben. Auch die Schweden haben wir (bis auf ganz wenige Überholmanöver) als ganz freundliche Gastgeber und als sehr hilfsbereite und offene Menschen kennengelernt.

Leider hat uns das Wetter förmlich verjagt, nach 11 Tagen Radfahren im Gegenwind hat es einfach gereicht. Dazu waren die Temperaturen und der beigemischte Regen einfach nicht der Sommer, den wir uns im Süden Schweden Anfang August erhofft hatten.
Wir sehnen uns nach Sommertemperaturen und lassen Skandinavien heute nach 4083 Radkilometern und 42.902 Höhenmetern per Fähre Trelleborg – Swinemünde hinter uns.

Deutschland, wir kommen!

Weiter mit „Usedom – Oder-Neisse Radweg bis Frankfurt/Oder“

Die Fotogallerie dieser Reisetage:

Halden – Göteborg: Nordseeküstenradweg in Schweden

Halden – Göteborg: Nordseeküstenradweg in Schweden

Jetzt also Schweden: Norwegen hat in uns wirklich wehmütige Gedanken hinterlassen, als wir die Grenze nach Schweden überquerten. Ein Abschied ist immer auch ein Neubeginn, neben der Wehmut wächst auch ein ganzes Stück Neugier auf dieses Land, auf die Bewohner, auf die etwa 800 Kilometer in diesem Land.

Die Reiseroute durch Schweden hatten wir beide sehr lange in Diskussion: Es hätte die Möglichkeit gegeben, schon auf der Höhe von Røros oder nach dem Femundsee nach Schweden zu queren. Alternativ eine Route am Meer entlang, die ab Halden an der Westküste entlang führt. Den Ausschlag gab dann, dass wir seit guten zwei Wochen in Norwegen übers Land und durch Wälder geradelt waren und beide wieder Lust auf Meerblick hatten.

Entlang der schwedischen Westküste führen jetzt zwei Radrouten: Von Norden kommend zuerst der schwedische Anteil des Nordseeküstenradwegs zwischen Halden und Göteborg, danach der Kattegattleden von Göteborg bis Helsingborg, wo die meisten Radreisenden die Schnittstelle nach Dänemark nutzen. Von hier aus müssen wir nur noch etwa 100 Kilometer auf kleinen Straßen suchen um unseren Sprung nach Deutschland -per Fähre ab Trelleborg- zu machen.

Die ersten Kilometer in Schweden beginnen auf einer Hauptstraße, die über den Svinesund führt. Noch nicht wirklich eine Nebenstraße, das hohe Verkehrsaufkommen erinnert uns daran, dass die E6-Schnellstraße kostenpfichtig ist und vermutlich sehr viele Norweger zum Einkaufen ins (billigere) Nachbarland Schweden fahren. Zum Glück führt unsere Strecke aber recht fix für die nächsten 15 Kilometer auf eine kleine Nebenstraße. Bevor ich’s vergesse: Der Wind kommt aus Süden und bläst Tina Vornesitzer ins Gesicht, die ersten Regentropfen mischen sich auch schon dazu, anscheinend ist der Zeitpunkt für uns gekommen, den ersten Campingplatz in Schweden zu testen.

Der Platz für unser Zelt ist ganz ok, aber die sanitären Einrichtungen können nicht verbergen dass die Renovierungen schon seit 10 Jahren überfällig sind. Dafür ist der Übernachtungspreis der höchste seit unserem Start am Nordkapp: Für ein Zelt mit 2 Personen und Rad werden uns hier knapp 30 Euro abgezogen. Die Dusche für 2€ pro 5 Minuten lehnen wir in Anbetracht der unappetitlichen dunklen Flecken in den Duschkabinen dann ab. Immerhin liegt der Platz sehr verkehrsgünstig, die Schnellstraße E6 ist die ganze Nacht gut zu hören.

Morgens lassen wir uns deshalb nicht ganz so viel Zeit, satteln unser Pino, klipsen Lasse Isbjørn an seinen Platz am Lenker und radeln los. Der Südwind von gestern ist nicht eingeschlafen und bremst unseren Elan deutlich aus. Immerhin ist der Verkehr für die ersten Kilometer noch erträglich, bis wir in die Nähe des ersten Touristen-Hotspot, Strömstad, kommen. Interessant, wie der Verkehr hier deutlich zunimmt und den Stresspegel der Meschen analog mit nach oben zieht. Ab hier haben wir für einige Kilometer keinen Spaß auf der Straße, werden häufig unnötig eng überholt und werden selbst auch mehr und mehr genervt. Wo bleibt der NordseeküstenRADweg?

Radroute: Nordseeküstenradweg in Schnellstraßenform

Nehmen wir es vorweg: Der Nordseeküstenradweg ist eine knapp 6000 Kilometer lange Radroute, die die Nordsee umrundet und dabei in den sieben Ländern Dänemark, Schweden, Norwegen, Schottland, England, Niederlande und Deutschland immer in Nordseenähe führt. Wir kennen jetzt die 396 schwedischen Kilometer dieser Route und denken, dass dieser Nordseeküstenradweg auch mit sechs Ländern auskommen würde ohne an Reiz zu verlieren. Unser Rat für Radler dieser Nordseerunde wäre die Fähre von Dänemark direkt nach Norwegen, spart euch Schweden. Mag ein hartes Urteil sein, aber dieser Radweg glänzt mindestens zwischen Halden und Göteborg durch die ganzheitliche Abwesenheit von Markierungen und Richtungsschildern. Dazu führt er über weite Strecken entlang von Hauptstraßen ohne jeden Radweg, die mindestens jetzt -zur Haupturlaubszeit- voll von genervten Autofahrern sind, die alles andere besser brauchen können als 15 km/h langsame Straßenblockaden.

Einzelne Straßenanteile mit Radweg führen an der Schnellstraße entlang, was sie zwar sicherer macht, aber für uns jeglichen Reiz, dort radfahren zu wollen, im Keim ersticken. Realsatire ist, dass wir wirklich mehrfach von dieser „Radroute“ auf kleinere Straßen ausweichen um dem schlimmsten Verkehr auszuweichen… und dass wir das Meer nur ganz selten in Sichtweite haben.

Liebe Schweden: Lasst euch das mit dem Nordseeküstenradweg doch nochmal durch den Kopf gehen. Bestimmt lässt sich da an der einen oder anderen Straße eine Umgehung finden, oder -noch besser- ein ansprechender Radweg, abseits der Straße für die schlimmsten Ecken anlegen?

 

Für die zweite Nacht finden wir ein ruhiges Übernachtungsplätzchen am Waldrand.

Ein Windrad ist gerade so in Hörweite (und erinnert uns die ganze Nacht daran, dass der Wind noch aus Süden bläst), die Straße ist gerade so in Sichtweite aber praktisch nicht zu hören. So verbringen wir eine wunderbar entspannte Nacht in der Natur, kochen uns unseren Frühstückskaffee mit Blick auf eine Lichtung bevor wir uns in die nächste Schlacht werfen… sprich den zweiten Tag Nordseeküstenradweg.

Wir ersparen uns die Aufzählung der Straßen, die wir hier gefahren sind, es macht wenig Sinn, Nachahmer hierfür zu animieren. Immerhin kämpfen wir uns an diesem Tag 112 Kilometer im Gegenwind bis zu einer Campingplatzempfehlung, Camping Skärhamn. Der zugewiesene Platz für Zelte liegt hier zwar genau im Wind, dafür sind die sanitären Anlagen, die Gemeinschaftsküche und der Aufenthaltsraum supersauber und gepflegt… genau richtig für einen Ruhetag mit Blogupdate.

Sonnenuntergang am Zeltplatz Skärhamn

Sonnenuntergang am Zeltplatz Skärhamn

Die Landschaft, die wir in diesen Tagen gesehen haben ist sehr ansprechend. Sie ist zwar bei weitem nicht so spektakulär, wie wir die ersten Etappen in Nordnorwegen erlebt haben, aber die Mischung aus Wäldern, Getreidefeldern, Wiesen und -ab und an- Sandstränden ist sehr ansprechend. Immer wieder unterbrochen von Felsen mit ganz weichen Konturen, wie sie von der letzten Eiszeit zurückgelassen wurden und wie sie heute aus Feldern und Vorgärten ragen. Leider sind wir auf diesen Etappen etwas vorgespannt: Bei dem vielen Verkehr und bei dem zermürbenden, konstanten Gegenwind haben wir den Fotoapparat eher selten ausgepackt. Wir geloben Besserung.

In Göteborg erwartet uns ein Gastgeber, den wir über warmshowers.org gefunden haben. Christian lebt seit 8 Jahren mitten in Göteborg und nimmt uns für eine Nacht und eine warme Dusche bei sich auf. Klasse: Wir finden gleich einige Gemeinsamkeiten, wir arbeiten beide in der Raumfahrtbranche, spielen beide Gitarre, haben beide ein Faible für ferne Ziele. Genaugenommen hätten wir uns schon in Immenstaad, in Tokyo, in Shanghai, in Peking, in Seoul oder in Taejon über den Weg laufen können.

Für den Abend hat Christian ein Picknick mit uns geplant: Wir radeln auf einen Hügel im Stadtgebiet von Göteborg, sitzen vollkommen alleine auf den vielbeschriebenen runden Felsen praktisch über den Dächern von Göteborg, trinken ein Bier, singen und spielen Gitarre in den malerischen schwedischen Sonnenuntergang.

Christian: Vielen Dank nochmal für Deine Gastfreundschaft und für die gute Idee mit dem Picknick. Wir würden uns sehr freuen, Dich wieder zu treffen. Vielleicht auf einer Deiner Dienstreisen nach Deutschland? Wir hätten auch einen Berg inklusive Turm zum Gitarre spielen… vielleicht habe ich bis dahin ein bisschen von meinem Gitarrenrückstand aufgeholt 🙂

Weiter mit „Göteborg – Kattegattleden – Trelleborg

Die Bildergallerie dieser Etappe: