Ein Lebenstraum von Nord nach Süd

Einträge mit dem Schlagwort Gibraltar

Küstenstraße ab Bodø, Svartisengletscher und Elche

Küstenstraße ab Bodø, Svartisengletscher und Elche

Kommt man von den einsamen Lofoteninseln Vaerøy oder Røst nach Bodo erfährt man ein Kontrastprogramm: Man verlässt eine beschauliche Insel mit wenigen Touristen und viel Ruhe und Beschaulichkeit und betritt eine -für norwegische Verhältnisse- Großstadt. Bodø ist offensichtlich für viele Hurtigrutenpassagiere ein Start- oder Endpunkt ihrer Reise, was man unschwer an den vielen Menschen mit Ziehkoffer an der Hand im Hafen erkennen kann.
Hier umrunden wir auch den nördlichsten Bahnhof Norwegens, vermutlich ist Bodø auch deshalb ein beliebter Anschlussknoten zu den Hurtigruten oder zu den Lofoten.
Ab Bodø verläuft die Hauptroute für Radfahrer entlang der Küstenstraße FV17 in Richtung Salstraumen und später Brønnøysund nach Süden.

Abhängig vom Zeitbudget lässt sich diese Route über einzelne Inseln verlängern und die Anzahl der Fährstrecken etwas nach oben oder unten justieren. Da diese FV17 auch die Standardroute für Touristen ist und auch in weiten Strecken als Ausweichstrecke zur Hauptverkehrsader E6 herhält ist es mit der gewohnten Beschaulichkeit der Straßen für uns erstmal vorbei: Im Stadtgebiet von Bodø können wir noch auf Radwegen parallel zur vielbefahrenen Straße fahren, die aber schon wenige Kilometer nach der Ortsgrenze von Bodø enden. Viel Verkehr heißt für uns automatisch weniger Spaß am Radfahren -man ist sich ja nie sicher, wieviel Respekt und „Luft“ zum Leben die Autofahrer einem beim Überholen lassen- und wir haben weniger Blick für Landschaft und… weniger Nerven um für Fotos anzuhalten. Die Korrelation lautet daher leider: Viel Verkehr oder viel Regen -> weniger Blick für Landschaft und weniger Fotos.

Zurück zu unserer Route: Nach Bodø folgen wir der FV17 zuerst an den Salstraumen. Laut Wikipedia ist das der mächtigste Gezeitenstrom der Welt, der durch diesen Engpass unter der FV17-Brücke eine riesige Fjordfläche bei Flut füllt und bei Ebbe leert. Ok, wir wollten es gesehen haben, investieren die Höhenmeter von Brückenniveau hinunter auf Meereshöhe und gönnen uns ein leckeres Vesper.
Zugegeben: Mehr ist an der Stelle für den Salstraumen nach unserem Gefühl nicht nennenswert. Da fließt eine Menge Wasser unter der Brücke durch, hat auch eine echte Fließgeschwindigkeit aber ist das nicht bei jeder Rheinbrücke auch so? Ok, der Salstraumen fließt im 6-Stundentakt mal rechts- und mal linksrum, das macht der Rhein nach unserer Erfahrung wirklich nicht. Aber dafür hätten wir 6 Stunden lang vespern müssen und das war uns doch zu lange. Direkt am Salstraumen gibt es dann noch zwei Campingplätze für die Leute, die rechts- und linksrum sehen wollen, aber wir fahren weiter.
Stattdessen stellen wir unser Zelt 20 Kilometer später an einem Bergsee, dem Valnesvatnet auf. Hier stehen auf dem Waldparkplatz zwar ein paar Autos -vermutlich von Anglern- aber im letzten Winkel des Parkplatzes ist unser Zelt und unser Kocher für das Abendessen kaum zu sehen.
Nebenan rauscht ein mächtiger Wasserfall, der aus diesem Bergsee gespeist wird: Den schauen wir uns morgen mal genauer an.

Die Nacht ist ruhig und entspannt, wie immer brauchen wir für den ausgiebigen Frühstückskaffee ziemlich lange bevor wir das Zelt zusammengepackt bekommen und wieder auf die Straße kommen.

Ein Wanderweg zum Wasserfall ist nicht beschildert und wir laufen zuerst erfolglos kreuz und quer durch den Wald. Ein Bauer an einem einsamen Hof erklärt uns dann den Weg: Zuerst muss man einen guten Kilometer ins Tal weg vom Wasserfall laufen, bevor man den Fluß queren kann und wieder 3 Kilometer gegen den Strom wandern muss.

Wir nehmen viele Fotos mit, der Fluß bietet tolle Motive und der Wasserfall Valnesforsen, mit 60 Metern freier Fallhöhe der höchste im Landkreis Bodø, ist auch wirklich beeindruckend. Als wir alles gesehen haben sind wir natürlich klüger als der Rest und suchen die Abkürzung: Der Weg zurück zum Fahrrad muss doch auch kürzer gehen. Am Ende sind wir jedenfalls gute 3 Kilometer und 100 Höhenmeter extra gelaufen, kommen ein zweites Mal am Wasserfall vorbei… und nehmen doch den Weg, wie wir gekommen waren. Was man nicht im Kopf hat, hat  man… lassen wir das, immerhin haben wir uns nicht auch noch verlaufen.


Erst am späten Nachmittag sind wir wieder auf dem Rad, der Wetterbericht hat wieder mal bewiesen dass angekündigte Sonne in Norwegen sich durchaus auch mal in Kälte und Regen manifestieren kann und wir radeln nur eine kurze 40km-Etappe bis zu einem -naja- einfachen Campingplatz.
Der nächste Tag ist zweigeteilt: Wir packen ein klatschnasses Zelt ein (eklig!!!), radeln in Regenklamotten bei Gegenwind los und haben eine immer noch vielbefahrene FV17 zu radeln. Der zweite Teil des Tages beginnt nach dem zweiten längeren Tunnel, in den wir bei Nieselregen einfahren und auf der anderen Seite von warmen Sonnenstrahlen empfangen werden. Bis Ørnes wird es dann sogar so warm, dass wir uns am Supermarkt ein Eis gönnen.

Kurzer Einschub: Auf dieser Strecke machen wir die Bekanntschaft mit dem anerkannten automobilen Depp Norwegens. Vorweg: Wir haben in Nord-Norwegen hervorragende Erfahrungen mit Auto-, LKW- und Bus-Fahrern gemacht. Der Respekt, der einem als Radfahrer im Allgemeinen entgegengebracht wird ist absolut bemerkenswert und es scheint ganz normal zu sein, dass man hier viel eher auf Radgeschwindigkeit abbremst und mit respektvollen 2 Metern Seitenabstand überholt als knapp an uns vorbeizufahren. Ich würde mir dieses Miteinander in Deutschland auch wünschen 🙂
Dieser Depp Norwegens schafft es, uns aus diesem Traum aufzuwecken und überholt uns mit 20cm Abstand. An einer Stelle, an der wir perfekt rechts fahren, die Straße 7m breit ist und kein Auto weit und breit entgegenkommt. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben und der anerkannte Depp Norwegens hält 5 Kilometer später an einem Cafe an, ich stelle ihn in aller Freundlichkeit zur Rede und frage ihn warum er das macht. Er flüchtet in sein Auto und ich frage -jetzt für alle Umstehenden gut hörbar- nochmals, warum er mit seiner Fahrweise bewusst unser Leben aufs Spiel setzt. War ihm wohl ziemlich peinlich…. zumal wir ihn in Ørnes an der Tankstelle nochmals treffen und nochmals freundlich und lautstark frage. Ich hoffe, das ist ihm peinlich genug um künftig MIT Hirn zu fahren.

Svartisen-Gletscher:

In der Serie von Tunnels auf der FV17 -mal mehr, mal weniger gut beleuchtet- ist der 7,6km lange Svartisen-Tunnel einer der wenigen, die für Radfahrer gesperrt sind. Vermutlich, weil er besonders eng und deshalb gefährlich ist, jedenfalls beschert er uns eine zusätzliche Fähre von Ørnes nach Vassdalsvik und -was viel angenehmer ist- eine praktisch autofreie und sehenswerte Straße für die nächsten 30 Kilometer. Der Wetterbericht für morgen ist gigantisch mit 15°C und wolkenfrei und so beschließen wir, auf dem Campingplatz Furøy einen Ruhetag einzulegen und die Gletscherzunge Engabren des Svartisengletschers  (übersetzt „Schwarzeis-Gletscher) zu besuchen. Um diese Gletscherzunge zu besuchen muss man mit dem Passagierboot über den Holandsfjord fahren und von dort aus etwa drei Kilometer einem flachen Kiesweg folgen.

Hier gibt es einen gigantischen Blick über den türkisblauen Gletschersee und über die Gletscherzunge, die jetzt in 2016 etwa 80m über dem Gletschersee endet. Die Felsen, die der Gletscher jetzt wieder freigegeben hat sind von der jahrtausendelangen Bearbeitung durch das Gletschereis komplett glatt- und rundgeschliffen. Wir setzen die Wanderung zum Gletscher fort, gehen weite Teile an Klettersteigen mit Ketten gesichert weiter nach oben und gönnen uns zur Belohnung ein Vesper auf den warmen Felsen, 200 Höhenmeter über dem See. Blick über das blaue Eis des Gletschers, die schwarzen und roten Felsen, über den Gletschersee und den Holandsfjord.
Früher oder später kommt es eh raus: Udo Hintensitzer hat ein kindisches Vergnügen daran, in jeden Bach zu hüpfen, der mindestens einen passenden Gumpen anbietet und frisches, fließendes Wasser verspricht. Kann man nicht verheimlichen und wird auf unserem Radtrip bestimmt noch öfters passieren. Hier ist es der Gletscherbach, der aus vermutlich hunderte Jahre altem Gletschereis gespeist wird und die glattgeschliffenen Felsen als natürliche Rutschbahn nutzt. Es sind keine Touristen mehr um uns und ich genieße das eiskalte sprudelnde Wasser für fünf Minuten. Die Felsen fühlen sich unter den nackten Füßen klasse an, die Wasserbecken des Eiswassers sind tief genug um in der Hocke einzutauchen und die Rinne des Bachs so rutschig, dass ich mich nur einmal wirklich zu rutschen traue. Klasse.

Abends lernen wir auf dem Campingplatz noch einige Wohnmobilfahrer kennen und bekommen von Brigitte und Jörg -NOCHMALS VIELEN DANK- ein Filet vom frisch gefangenen Dorsch. Eingefroren und fertig eingepackt dass es den nächsten Radtag bis zum Abendessen überstehen wird.
Über den nächsten beiden Tage lässt sich leider wieder recht wenig erzählen: Gegenwind, öftere Regenschauer, etwas mehr Verkehr, mehrere Fähren vor Nesna noch einige giftige Höhenmeter bis auf 350müM.
Auf dem Campingplatz Sjøbakken in Levang erwartet uns dann eine tolle Überraschung: Brigitte und Jörg, die uns vor rund 50km überholt haben, sehen uns schon mit dem Fernglas das Tandem von der Fähre schieben. Ausdrückliche Belohnung für die harten Höhenmeter ist feines Gulasch -endlich mal wieder Fleisch- und ein deutsches Bier für jeden!!!! Wir verbringen einen unterhaltsamen Abend und bekommen zum Abschied am nächsten Morgen sogar nochmal ein Filet des Fanges der Nacht: ein Seelachs, komplett ausgenommen und entgrätet.

Brigitte, Jörg, DAS WAR KLASSE!

Zweiter Einschub: Elche, naturwissenschaftliche Studie und eine Einschätzung der Realsituation:

Wir haben jetzt doch schon gute 1500 Kilometer und über 100 Stunden radfahrend in Norwegens Landschaft hinter uns und können damit statistisch stichhaltig belegen, dass dort exakt Null Elche pro 100 Straßenkilometern zu sehen sind.
Wenn man diese Quote mit den hunderttausenden Straßenkilometern in Norwegen multipliziert kommt man zum stolzen Ergebnis von 0 Elchen in Norwegen und wir sind -gelinde gesagt- etwas enttäuscht von dieser Tatsache. Wir sind jetzt der festen Überzeugung, dass freilebende Elche sogar eine Erfindung der norwegischen Tourismusindustrie sind, die Anzahl von Elch-Aufklebern auf Wohnmobilen scheint auch auf einen wohlflorierenden Markt hinzudeuten.
Zusätzlich wird das Ganze angekurbelt von den Elch-Straßenwarnschildern, die uns regelmäßig vor Elch-Wildwechseln warnen… wohlgemerkt ohne irgendeine Elchsichtung auf diesen Streckenteilen. Nach unserer Studie ist die Schneehasendichte auf Strecken mit angekündigten Elch-Wildwechseln sogar nachgewiesenermaßen höher als die Elchdichte. Jedenfalls haben wir auf nach gut 5 Wochen konzentriertem Blick ins Unterholz rechts und links der Straße, nach vielen riskanten Fahrsituationen nahe der rechten Böschung genug davon und wir rechnen ab jetzt nicht mehr mit Elchen. Punkt!

Auch kein Elch: Pferde in Norwegen.

Auch kein Elch: Pferde in Norwegen.

Sollen uns doch gestohlen bleiben! Heute haben wir eine Hirschkuh mit Kitz gesehen. Das ist doch was. Für den Fall, dass wir irgendwann Lust auf einen Elch haben sollten kaufen wir uns einen Aufkleber. Jedenfalls schauen wir ab jetzt wieder auf Vögel, Rehe, Hirsche und Natur. Wenn uns jetzt ein Elch im Weg stehen wird werden wir ihn kalt ignorieren.
Wir haben euch jedenfalls ausreichend gewarnt: Falls irgendjemand nach Norwegen fahren will um Elche zu sehen möge er das gerne auf eigene Gefahr machen.

Weiter zu „Sjøbakken nach Sandnessjøen und Kaffeepausen

Die Diashow dieser Reiseetappen:

Wale in Andenes, Regen auf den Vesteralen

Wale in Andenes, Regen auf den Vesterålen

Die Fähre hatte uns in einer knapp zweistündigen Überfahrt von Gryllefjord auf Senja nach Andenes auf Andøya gebracht. Obwohl das Wetter schon auf der Überfahrt anfängt aufzuklaren haben wir doch noch guten Seegang -zumindest was wir in Süddeutschland für Seegang halten-. Wir fühlen uns beide gut damit und haken die „Seekrankheits“-Angst für die Whale-Watching-Tour damit als unbegründet ab. So kommen wir um kurz vor 21:00 in Andenes an und haben noch genügend Zeit für einen Einkauf bevor wir unsere kleine Pension direkt am Hafen beziehen. Wir brauchen noch Kirsebaer-Yoghurt (Kirsche 🙂 ), Milch für Frühstück, etwas Wurst und Bier. Diesen Sixpack von Letzterem bringen wir allerdings nur bis zur Kasse. Der freundliche Kassierer klärt uns auf, das man in Norwegen Samstags nur bis 18:00 Bier einkaufen kann… er versteht die Logik der Gesetze auch nicht und kann uns (und sich selber) auch nicht erklären, wie das den Alkoholmissbrauch reduzieren könnte. Wir vermuten, dass alkoholanfällige Menschen in Norwegen deshalb immerhin ein besseres Zeitmanagement pflegen und legen den Sixpack seufzend zurück ins Kühlregal.

Wir schlafen also wieder mal in einem richtigen Bett (das eine viel zu weiche Matraze hat) und reihen uns am späten Sonntag vormittag bei Whale-Safari Andenes ein um zuerst eine Führung durch deren Walmuseum zu bekommen und danach auf dem Schiff REINE mit einer kleinen Gruppe Touristen aufs Meer zu fahren. Wider aller Wetterprognosen dürfen wir das wieder einmal bei strahlend blauem Himmel und sehr wenig Wind machen. Unsere nächste Lektion in Nordnorwegen: Den Wetterbericht darf man für die nächsten paar Stunden ernst nehmen. Danach macht das Wetter eh, was es will und ignoriert die Wettervorhersage von gestern.

Auf den Walsafaris in Nordnorwegen kann man um diese Jahreszeit vor allem Pottwale sehen. Das hat zum Einen damit zu tun, dass die hier jetzt gerne jagen, zum Anderen liegt das daran, dass diese Tiere zum Jagen in der lichtlosen Tiefsee eine Sonartechnik einsetzen um Beute zu orten. Eben diese Geräusche fangen die Walbeobachter auch auf, um die Tiere sicher verfolgen zu können um sie den Besuchern beim Auftauchen und -wichtiger- beim Abtauchen mit der imposanten Flosse zeigen zu können. Wir dürfen auf dieser 3-stündigen Ausfahrt insgesamt 5 Wale sehen und sind begeistert, wie groß sie sind, wie sie minutenlang ruhig an der Wasseroberfläche treiben um sich für den nächsten Tauchgang zu erholen, wie sie im 8-10 Sekundenrythmus eine Atemfontaine ausstoßen und wie sie danach wieder -ganz geräuschlos- beim Abtauchen ihre bis zu vier Meter breite Schwanzflosse aus dem Wasser heben. Wir sind wirklich sehr beeindruckt und haken ein „must-do“ auf unserer Liste der „must-have-seen“ ab.

Noch eine Nacht in der Pension, der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage hartnäckig starken Südwind und wechselnd viel und wenig Regen an, aber wir haben eigentlich keine Wahl: Es wäre auf Dauer zu teuer, wenn wir versuchen würden, schlechtes Wetter immer in gemütlichen Pensionen auszusitzen. Zweitens würde uns die Zeit nach Gibraltar knapp werden und Drittens, noch wichtiger, wollen wir ja ein Abenteuer von Nord nach Süd erleben. Dass wir dafür auch mal aus unserer Komfort-Zone heraus müssen war uns immer klar… und das wollten wir ja auch durchstehen.

Damit sind die nächsten beiden Tage auch schon weitgehend erzählt: Gegen den Wind radeln ist vor allem eine Disziplinsache. Auch wenn es nahe liegt, kann man den Wind nicht klein radeln oder niederkämpfen. Nach spätestens einer halben Stunde ist man sonst platt… und der Wind immer noch da. So nehmen wir uns vor, unabhängig von Regen und Windstärke einfach mit wenig Kraft in den Beinen durchzuradeln und schaffen zwei Tagesetappen mit jeweils ~70 Kilometern durch Andøya, einen Teil von Hinnøya und Langøya bis nach Stokmarknes zu radeln. Auf der Strecke bleiben dabei halt leider tiefere Einblicke und Fotos von der Strecke. Von Andoya sind uns die unendlichen Moor- und Heidelandschaften entlang der Meeresküste in Erinnerung, zusammen mit den vielen Vogelstimmen. Außerdem die Landwirtschaft mit vielen Schafen und Lämmlein und dem Highlight des Tages: den Seeadlern, von denen wir mehrere auf Felsen am Meer und beim Fliegen beobachten konnten.

Zwischendrin verbringen wir eine schöne Nacht direkt am Fjord auf einem wilden Zeltplatz bevor wir -bei noch mehr Regen- über Hinnøya und Langøya radeln und dementsprechend noch weniger sehen und fotografieren.

Weiter mit Lofoten: Robben, Seeadler, magische Landschaften

Die Diashow der Tage:

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Svensby – Tromsø, hart im Wind

Den Ruhetag in Svensby haben wir ausgiebig genutzt, um im Blog zu schreiben, Wäsche zu waschen und die Beine hochzulegen. Genaugenommen können wir hier auch nicht viel mehr machen: Svensby hat keine Einkaufsmöglichkeit, keine Tankstelle wo wir unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen können…. nur wenn die Bar am Campinplatz abends eine viertel Stunde für uns öffnet (um unsere Platzmiete zu kassieren) können wir ein/zwei Dosen Bier für den Abend kaufen -zum stolzen Preis von 70 Kronen (7,50€ !!!) pro Dose. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Der Wetterbericht für unseren nächsten Reisetag sieht nicht wirklich gut für uns aus, der angesagte Wind mit 30km/h und Böen bis über 50km/h wird uns für die ersten 30 Kilometer genau ins Gesicht blasen, dazu sollen ein paar Liter Wasser aus den Wolken fallen. So sind wir fast überrascht, als wir gegen 6 Uhr im Zelt aufwachen, Sonnenlicht sehen und keinerlei Wind am Zelt rascheln hören. Allerdings bleibt das ein kurzes Vergnügen, denn der nächste Regenschauer kündigt sich mit tiefem Rauschen an und das Zelt wird klatschnass und durchgeschüttelt, lange bevor wir es aus dem Schlafsack schaffen. Heute ist Nationalfeiertag in Norwegen und die Fähre Svensby – Breivikeidet fährt nur drei Mal, so dass wir keine Wahl haben und gar nicht auf gutes Wetter warten können. Wir nutzen die nächste Regenpause um zum ersten Mal in unserem Abenteuer unser Zelt nass einzupacken und stehen um 11:00 pünktlich an der Fähre.

Fähre fahren ist etwas tolles in Norwegen: Nachdem das Pino auf dem Autodeck mit Rokstraps festgezurrt ist kann man zwei Stockwerke höher in ein Cafe sitzen und drei gefühlte norwegische Nationalgerichte haben: Hotdogs, Waffeln mit Käse und Kaffee gibt es anscheinend in JEDEM Kiosk und in jeder Tankstelle.

So gönnen wir uns die kleine Henkersmahlzeit auf dem Schiff bevor wir in Breivikeidet das Pino gegen den Wind vom Schiff schieben und uns in den Kampf mit dem Wind und dem angesagten Niederschlag werfen. Eigentlich gibt es für uns ja keinen Grund, deswegen zu jammern, wir hatten -genau genommen- bis heute geniales Glück mit dem Wetter und konnten sogar am Nordkapp bei 13°C und schönstem Sonnenschein schwitzen. Ist eben heute kleiner Zahltag und wir dürfen auch mal an anderem Wetter schnuppern. Unsere Reise wäre ja kein Abenteuer wenn man nur im T-Shirt bei lauem Rückenwind den Berg runter rollen dürfte!

Inzwischen haben wir gelernt, dass es in Nordnorwegen eigentlich keine ebenen oder flachen Straßenabschnitte gibt. Die vermeintlich flachen Abschnitte an den Fjorden entlang sind in Wirklichkeit lange wellige Abschnitte, in denen sich Hügel mit 20-50 Höhenmetern und 4-7% Steigung aneinander reihen. So wechseln wir die Gänge im Kilometerrythmus zwischen dem höchsten Gang bergab in den kleinsten Gang bergauf. Obwohl: Heute zwingt uns der Wind bergab trotz kleinem Gang in die Pedale, damit wir bergauf wieder im Kleinsten kämpfen können. Dass die hintere Bremse zu schleifen beginnt und -zumindest vermeintlich- zusätzliche Kraft einfordert zehrt zusätzlich an den Nerven: eine schlecht eingestellte Schaltung oder ein Quitschen oder Schleifen am Rad gehört zu den Dingen, die Udo Hintensitzer in Minutenfrist jede Laune komplett versauen können und drohen sich im Extremfall zur Ehekrise auszuweiten. Also machen wir auf halber Strecke eine Werkstattpause, laden unser Gepäck ab um die Bremse zu prüfen und -zum Glück- wieder besser eingestellt zu bekommen.

So erreichen wir nach knapp 3 Stunden Gegenwind, etwas Graupelschauer und deutlich weniger Regen als vorhergesagt den Knickpunkt unserer Tagesetappe und dürfen ab jetzt mit Rückenwind nach Tromsø rollen. Super: Wir verbringen die heutige Nacht wieder bei Bjørn und Hilde, wo wir schon unsere erste Nacht auf dem Hinweg zum Nordkapp übernachten durften. Many thanks again to you and your family: We did quite enjoy your kind hospitality and our stay in your house!!!

Weiter mit „Sonne, Schnee, Regen und karibische Buchten“

… leider fällt die Bildergalerie für diesen Reisetag kurz aus, sorry: An den Radetappen, bei denen dicke Handschuhe zum Basisequipment gehören ist die Lust, anzuhalten und Fotos zu machen eben deutlich reduziert. Außerdem will ja Keiner Fotos von Wäldern oder Fahrrädern im Regendunst sehen 🙂

 

Vier Tage, drei Pässe, 3200HM

Vier Tage, drei Pässe, 3200HM…

Heute ist Ruhetag, richtig echter Ruhetag! Draußen hängen die Wolken niedrig, es ist windig bei ungefähr 8°C und es regnet immer wieder ein bisschen. Bereits gestern hatte das Wetter und die leeren Beine schon dringend für diesen Faulenztag plädiert und so sitzen wir die meiste Zeit des Tages in einer 2*3m Gemeinschaftsküche auf dem -komplett leeren- Campingplatz Svensby und faulenzen. Vermutlich ist es spannender, wenn wir vier Tage zurückspringen:

Der letzte Blogeintrag stammt noch aus Alta mit tropfender Nase, das wir am Donnerstag, 12.05. mit vollbepacktem Pino verlassen haben. Die Campingplatzbetreiber wollten unbedingt noch ein Foto mit uns und vollem Kampfgepäck machen und so radeln wir noch eine Platzrunde fürs Archiv und gewöhnen unsere Beine wieder an die Pedalbewegung.

Die Strecke in Richtung Süden -die E6- führt uns nochmal am Alta-Museum vorbei und wird uns jetzt über einige zehn Kilometer am Altafjord entlangführen. Mit Ausnahme der Tunnel: Die norwegischen Tunnelbauer scheinen Radfahrer während des Tunnelbaus vergessen zu haben und dafür -als sie ihnen wieder eingefallen sind- ein Schild mit „Fußgänger/Radfahrer verboten“ aufgestellt zu haben.

Den ersten Tunnel dieser Art dürfen wir wir kurz vor dem Kåfjord umfahren, was hier wirklich ein Gewinn ist. Die Runde um 600m Tunnel und Hauptstraßenbrücke ist gute 10 Kilometer lang und führt uns durch schöne Wälder, an einem aufgestauten Fluß entlang, der sich gerade bemüht, sein restliches Deckeis talwärts treiben zu lassen und an einem herrlichen Wasserfall vorbei. Die norwegischen Tunnelbauer wissen anscheinend ganz genau, was sie machen.

Neben den Tunnels haben wir es auch an mehreren Baustellen mit den norwegischen Straßenbauern zu tun: Insgesamt drei Mal stehen wir vor einer Baustellenampel und kämpfen uns über die unvermeidlichen, geschotterten Extrasteigungen wenn eine Ersatztrasse an der Baustelle vorbei am Hang entlangführt. Dafür sind auf dieser Strecke einige Ahhhs. und Ohhhs versteckt, da sich der Fjord bei tollem Wetter in einem fantastischen Blau präsentiert, siehe Diashow.

Die erste Etappe nach Rücken/Hals/Nase wollen wir nicht zu lange machen, nach 53km haben wir schon wieder 740HM gesammelt und nehmen deshalb das erstbeste Birkenwäldchen ohne Häuser drumrum für unseren Zeltplatz. Es fühlt sich immer noch ein bisschen ungewohnt an, das Zelt einfach „irgendwo“ aufzustellen, uns unser Abendessen zu kochen und die Nacht zu verbringen. Dafür hören wir den ganzen hellen Abend den heimischen Vögeln zu: Wasseramseln, Raben, Bachstelzen, Möven, irgendeine Entenart sind gerade paarungswillig und suchen sich lautstark den passenden Partner dafür. Jedenfalls verbringen wir eine ansonsten ruhige Nacht, kaum 50m von der wenig befahrenen Straße weg. Um uns herum nur vereinzelte Schneefelder, Dachshöhlen (oder Vielfraß-Höhle?) und ganz wenige Stechmücken, denen es für den echten aggressiven Angriff anscheinend noch zu kalt ist.

Am Freitagmorgen hat die Sonne schon morgens um 7:00 Kraft und wir kochen uns unseren Frühstückskaffee in „unserem“ Wäldchen. Den Tag gehen wir ganz langsam an und brauchen wieder unsere typischen 2 Stunden, bis wir alles für die Weiterfahrt gepackt haben. Vielleicht gehen wir es auch langsam an, weil auf der heutigen Etappe unser erster „Pass“ mit 260 Höhenmetern ansteht. In Naviki sehen wir für diese Strecke eine durchgehende Steigung mit 5-7%, ein Stück weit sogar 8% angekündigt, was in uns schon ein bisschen Respekt weckt. Zu nahe ist noch die Erfahrung, wie sich untrainierte Beine auf einem 250kg-Gespann an den Steigungen zum Nordkapp angefühlt haben. Direkt vor dem Berg finden wir in Langfjordbotn noch einen Coop, decken uns mit Müsliriegeln ein und kaufen noch eine Flasche Cola und zwei Dosen Bier für den Abend… nicht dass wir zu wenig Balast in der Steigung haben.

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Eine Stunde später stehen wir dann glücklich und platt auf der Passhöhe und schauen auf den Kvænangenfjord im nächsten Tal: Wer mit dem Rad schon (echte) Pässe gefahren ist, kennt dieses Gefühl der inneren Zufriedenheit und des Stolzes bestimmt. Den Berg hinunter schieben uns die 250kg superschnell in Richtung Tal, nur wegen einer Herde Rentiere auf der Straße müssen wir einmal kräftig herunterbremsen. Die Doppelscheibenbremse möchte Udo Hintensitzer jedenfalls schon jetzt nicht mehr missen.

Unten im Tal sehen wir einen netten Schmelzwasserfall und füllen unsere Thermoskannen nochmals mit Wasser voll. Hey, da!!! An dem Schneefeld schrecken wir ein Hermelin auf, das sich noch zwei Mal zu uns umschaut bevor es im Gebüsch verschwindet. Es hat jetzt im Mai den weißen Winterpelz schon fast verloren und zeigt einen graubraunen Rücken. Leider sind wir viel zu langsam, um in der kurzen Zeit eine der beiden Kameras startklar zu bekommen.

Also rollen wir noch einige Kilometer weiter, bis wir den winzigen Campingplatz Sekkemo oberhalb des Fjords anrollen, unser Zelt aufstellen und eine heiße Dusche genießen. Zu dumm, dass wir für das warme Wasser hier 10 Kronen einwerfen müssen und recht wenige Münzen haben: Die verdiente AUSGIEBIGE heiße Dusche verkürzt sich dadurch erheblich. Das Bier, das wir immerhin über unseren ersten Pass getragen haben, schmeckt dafür extra lecker und nebenbei schauen wir uns das Höhenprofil der nächsten Tage, von hier bis Olderdalen, an… die Campingplatznachbarn in ihrem Wohnwagen haben uns vor den nächsten beiden „Bergetappen“ gewarnt.

Für Samstag planen wir also die erste der beiden Spitzen, 400HM (wieder ~5-7% durchgängige Steigung), könnten danach noch einige Kilometer am Fjord entlangrollen um direkt vor der wirklich heftigen Steigung (gut 8% und 240HM) auf dem Campingplatz Storslett noch eine Nacht auszuruhen.

Die Planung funktioniert zuerst einmal recht gut, unsere bereits müden Beine können sich mit den ersten 400HM ganz gut arrangieren und so stehen wir 2 Stunden später endorphingeschwängert auf der Passhöhe. Hier oben liegt der Schnee an einigen Stellen noch meterhoch und gleichzeitig sieht der Fjord unten mit blauem und teilweise türkisfarbenem Wasser fast schon mediterran aus.

Trotzdem sind wir wirklich platt, als wir in Storslett einrollen -man muss wissen, dass auch die „ebenen“ Strecken in Norwegen eigentlich rollende Hügel sind, die uns öfters in Kriechtempo im niedrigsten Gang zwingen-. Supermarkt? Fehlanzeige! Heute ist Samstag vor Pfingsten und alle Geschäfte haben seit zwei Stunden geschlossen. Die kurzfristige Rettung ist die Tankstelle, wo wir uns mit Hotdog, Gummibärchen, Cola und Kaffee dürftig verpflegen. Nächste Fehlanzeige: Der eingeplante Campingplatz Storslett ist seit Jahren geschlossen und wir finden absolut keine Wiese, in die wir unser Zelt stellen könnten. Deshalb haben wir keine andere Wahl als uns die nächste Spitze (240HM, 8%) mit unseren ohnehin schon zittrigen Beinen hochzukämpfen. Um die nächste Pleite jetzt aber ganz sicher zu verhindern rufen wir beim nächsten Campingplatz schon von hier oben aus an und lassen uns bestätigen dass er offen hat…. Er hat.

Für die Campingplatzbetreiberin sind wir die ersten Gäste in 2016 und sie hängt für uns sogar noch eine deutsche Fahne an den Masten neben der Norwegischen, welch ein Willkommen. Wir futtern unseren halben Küchenkoffer leer, bauen das Zelt auf und schlafen wirklich extrem platt bis zum nächsten Morgen durch.

Sonntagsetappe… eigentlich zum Vergessen. Die Beine hätten den Ruhetag jetzt schon hoch verdient und wir sind auch mental schon ziemlich leer… allein der schlechter werdende Wetterbericht treibt uns dazu, noch eine Etappe dranzuhängen. Heute ist der erste Tag, an dem wir in Norwegen ein paar Tropfen Regen abbekommen, bisher waren wir ja von blauem Himmel mehr als verwöhnt. Außerdem wird der Wind garstiger und wir beschließen im Konsens, das Schild „Campingplatz 5km“ anzunehmen und die Etappe mit 56Kilometern zu beenden. Jetzt ist ein Ruhetag, Wäsche waschen, ausgiebig Duschen (ohne Münzen) und eine kleine Gemeinschaftküche angesagt, siehe oben.

Weiter mit „Svensby – Tromsø, hart im Wind“

Die Bilder des Tages (Klick für Diashow):

Fähre Olderdalen Schneehase in Sekkemo Austernfischer Campingplatz Sekkemo

Nach Rücken kommt Hals, dann Nase

Nach Rücken kommt Hals, dann Nase

Nach zwei Tagen Rückenschonung in Olderfjord können wir uns die leichte Etappe von Olderfjord nach Skaidi (25km, 300HM) schon wieder zumuten. Das Skaidi-Hotel hat gute Bewertungen auf tripadvisor und liegt preislich nicht weit von der Hütte auf dem Campingplatz entfernt. Außerdem kommen nach Skaidi gut 85km Strecke über Land ohne rückenfreundliche Camping- oder Hotelgelegenheit…. also müssen wir diesen Zwischenstopp in unserem aktuellen Zustand ohnehin einplanen.

Diese Etappe beginnt mit einem kurzen steilen Stück und hebt sich zügig vom Meeresniveau aus Olderfjord ab. Danach folgt die Straße durch lichte Birkenwäldchen -finnmarktypisch mit großem Abstand zwischen den Bäumchen-, vorbei an noch gefrorenen Seen und steigt auf gut 250m Höhe an ohne dass wirklich steile Stücke dabei sind. Es macht uns richtig Spaß, wieder auf dem Rad zu sitzen, die ersten Vögel des nordischen Frühlings zu hören und zwischen den Bäumen nach schönen Ausblicken und heimischen Tieren zu spähen. Ein ELCH… wäre jetzt mal schön zu sehen 😉

Knapp zwei Stunden dauert diese Etappe und wir genießen die eine Nacht im Hotel. Naja, Genießen bleibt heute Nacht zwiespältig. Das Hotelzimmer ist super, aber nach halbkuriertem Rücken folgt bei Udo Hintensitzer jetzt Hals (kratzig) und Nase (verschnupft) und weil sich die Sympthome in der Nacht zu einer handfesten fiebrigen Erkältung auswachsen ist an ein Weiterradeln -speziell einer 85km-Etappe ohne Hotelgelegenheit unterwegs- nicht zu denken.

Spontane Planänderung:

Wir packen kurzerhand Pino, Anhänger und Gepäck in den Überlandbus nach Alta und nehmen dort auf einem Campingplatz eine Hütte bis wir Hals-und-Nase auskuriert haben.

Lieber jetzt einen zusätzlichen Tag Erholung einbauen und sicher über den Berg sein anstatt zwei/drei Tage später vielleicht für Wochen außer Gefecht zu sein. Bus war sicherlich die richtige Entscheidung, unterwegs sehen wir aber, dass wir eine ganz besondere Etappe verpassen: Der Fluß Repparfjordelva begleitet hier für einige Kilometer die Straße nach Alta und er trägt zu unserer Jahreszeit Unmengen von Eisschollen mit sich in Richtung Meer.
Unterwegs passieren wir einen Rastplatz mit mächtigem Wasserfall… wären wir hier mit dem Pino vorbeigekommen hätten wir mit Sicherheit eine tolle Mittagspause verbracht. Dazu noch eine Hochebene mit gerade antauenden Seen, Schneeflächen wechseln sich mit bereits schneefreien Flächen ab.

In Alta beziehen wir unsere Hütte auf dem Campingplatz, machen noch einen Spaziergang am Fluss Altaelva – einem der lachsreichsten Flüsse Norwegens- und… verlassen die Hütte danach für zwei Tage fast nicht mehr. DSCN4879-bearbeitet

Erst am dritten Tag fühlen wir uns wieder fit genug für den ersten Ausgang und schauen uns das Alta-Museum in Hjemmeluft an.

Dort wurden in den 70er Jahren bedeutende Felszeichnungen gefunden, die zum Teil 2000 Jahre alt, zum Teil sogar 7000 Jahre alt sind. Diese Ritzarbeiten im Fels wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und beeindrucken den Besucher wirklich. Auf einem Rundgang durch das Freilicht-Museum über etwa 3km erfährt man viel über die verschiedenen Motive und die Beweggründe der Zeichner, wie sie von Historikern heute vermutet werden. Ganz nebenbei hat man auf dieser Wanderung traumhafte Ausblicke auf den Altafjord, den wir auf der nächsten Radetappe noch lange in Richtung Westen/Süden begleiten werden.

Weiter mit „Vier Tage, drei Pässe, 3200HM“

Die Bilder aus diesen Tagen (anklicken für Diashow):

2016-04-29 – Anreise zur Nordkappinsel

2016-04-29/30 – Anreise zur Nordkappinsel

Freitag früh, 2:30, der Wecker klingelt. Draußen vor der Haustür steht schon der Miettransporter, in den wir unser HASE Pino, den Anhänger und zwei große Kartons für die Anreise zum Nordkapp gepackt haben. Vom Pino sind die empfindlichen Teile wie Schaltung, Vorbau, Lenker abgebaut und sicher in den Kartons verstaut, wir wollen ganz sicher sein, dass alles heil in Norwegen ankommt.
Alles gepackt, fertig für die Reise

Irgendwie fühlt sich das Ganze für uns immer noch ganz surreal an: Wir wollen wirklich heute wegfahren und sieben Monate lang unterwegs sein? Nö: Uns ist zwar klar, dass wir jetzt zügig frühstücken müssen damit wir rechtzeitig in München auf dem Flughafen einchecken können, dass danach der Lieferwagen zum Abgabeort gebracht werden muss. Nicht wirklich klar ist, dass wir jetzt viel Zeit für unseren Traum haben werden… aber das kommt sicher noch nach.

Ein paar Tränchen fließen dann doch bei uns beiden, als wir uns von unseren Jungs verabschieden und uns mit dem Transporter auf den Weg machen. Die nächsten Stationen sind Flughafen München -das Einchecken eines so großen Tandem mit Hänger und zwei mächtigen Kartons ist kein Standardvorgang hier und dauert mit zwei/drei telefonischen Rückfragen eine gute Stunde-, Mietwagenabgabe in Freising, Rückfahrt zum Flughafen per Taxi…. und zweites Frühstück in der Lounge im neu-eröffneten Terminal K.
Einchecken in MUCPino beim Beladen

Wir sind sehr entspannt, sogar noch, als sich herausstellt, dass unser Flugzeug nach Oslo einen technischen Defekt hat und wir dank dieser Verspätung den Anschlussflug in Oslo nicht bekommen werden. Vielleicht zeigt sich daran, dass wir uns mental schon auf ewig scheinende 7 Monate einstellen und gar keinen Grund haben, wegen ein/zwei Stunden hektisch zu werden. Gleich in München buchen wir uns also auf einen späteren Oslo-Tromsö Flug um, schauen vom Terminal aus beim Beladen des Ersatzfliegers zu und sind gute 6 Stunden später im Landeanflug auf Tromsö. Wir haben nach der Umbuch-Aktion beide keinen Fensterplatz, sehen aber trotzdem… SCHNEEBEDECKTE BERGE BIS AUF MEERESHÖHE. Ohoh: Wir bekommen beide Muffensausen, dass ein Radreisestart Anfang Mai doch ein ganz schönes Risiko von heftigen Wintereinbrüchen mit den zugehörigen Radlerzwangspausen in sich birgt.

Schneebedeckte Berge um TromsöPino Montage am Flughafen Tromsö

In Tromsö bauen wir das Pino Tandem in einer ruhigen Ecke des Flughafens zweistündig wieder zusammen, erschrecken heftig, wie sich unser Gespann mit 250kg Abfahrgewicht beim Fahren anfühlt, aber stellen dafür glücklich fest, dass schneebedeckte Berge und T-Shirt-Wetter manchmal Hand-in-Hand gehen.
Den Abend und die Nacht verbringen wir bei einem wunderbaren Abendessen und anregenden Gesprächen bei unserer Gastgeberfamilie aus warmshowers -THANK YOU VERY MUCH, H.&B.- , die letztes Jahr auch vom Nordkapp nach Gibraltar geradelt sind.
Der Ausblick vom Storsteinen auf Tromsö.... Geniales Wetter

Die Kong Harald aus der Hurtigrutenflotte fährt erst abends um 18:30, und so haben wir noch jede Menge Zeit, dem Tipp unserer Gastgeber zu folgen, mit der Fjellheisen Seilbahn auf den Berg Storsteinen zu fahren und drei Stunden einfach den Ausblick, das schöne Wetter und das Loslassen zu genießen. Es fühlt sich immer noch nicht wie ein ganz langes, großes Abenteuer an, aber die Entspannung ist bemerkenswert: Minuten oder Stunden zählen anscheinend gar nicht mehr weil wir gefühlt unendlich viel Zeit vor uns haben.
Zwei große Fahrzeuge: Pino und Kong Harald nach Honningsvag

Der Schiffstransfer per Hurtigruten dauert etwa 17 Stunden durch die Nacht, in der zwar die Sonne für 3 Stunden weg ist, es auf den Sofas der Deckspassage aber trotzdem nicht dunkel wird. Dementsprechend müde sind wir, als wir am späten Vormittag auf der Nordkappinsel in Honningsvag vom Schiff gehen. Jetzt geht’s richtig los…

Weiter zum nächsten Tag: Auf zum Nordkapp

Die Bilder von heute (anklicken für Diashow):
Pino eingecheckt... jetzt kanns dann losgehenDas 250kg-Gespann, wir können los Blick auf Tromsö Insel und die Eismeerkathedrale (neben der Brücke)

Amundsen-Denkmal in Tromsö Auf der Kong Harald unterwegs zur Nordkappinsel Überfahrt von Tromsö zur Nordkappinsel.... noch viel Schnee Hübsche Gläser haben die hier. Wir wollen jetzt dann von rechts oben nach links unten.Sonnenuntergang... aber so hell bleibt's bis zum Sonnenaufgang.

Das Zelt für die Radreise

Das Zelt für unsere Radreise ist kein Neukauf, wir verwenden dieses Zelt schon ein paar Jahren.

Unsere Anforderungen an das Zelt waren beim Zeltkauf:

  • großzügige Apsis (Vorzelt) um darin auch kochen zu können wenn es regnet
  • leichte Bauweise, kleines Packmaß
  • auch bei stärkerem Wind noch problemlos aufbaubar, Tunnelzelt
  • großzügig in der Grundfläche. Wir verwenden ein 3-Personenzelt für uns Zwei, weil wir damit keine Probleme mit Gepäck haben und bei Regen noch jede Menge Platz zum Ein/Auspacken haben.
  • großzügige Lüftungsöffnungen um das Trocknen zu beschleunigen

Wir haben uns dann für das Helsport Fjellheimen Camp 3 in Verbindung mit einem Footprint entschieden:

Radwandern in Spanien

Radwandern in Spanien

3-Mann Zelt... oder Mann-Frau-Hund-Zelt

3-Mann Zelt… oder Mann-Frau-Hund-Zelt

Stabiler Ständer für Gaskocher

Schön…. wenn man Zugriff auf einen Multec 3D-Drucker hat:

Für den stabilen Stand unseres Kochers habe ich leichte Beinchen konstruiert. Die Beine werden einfach zusammengesteckt und an die Gaskartusche angeklipst. Gesamtgewicht 27g, sollten wir in unserem Gewichtsbudget für die Reise noch unterbringen 🙂

IMG_1684

Kartuschenbeinchen

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… zusammengeklipst

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An der Kartusche

Planung, erste Etappe

31. Mai 2015

Neben vielen Gedanken um Ausrüstung versuchen wir zur Zeit auch, die Route zu finden. Weil Anfang Mai am Nordkapp doch noch ziemlich widriges Wetter lauern kann und diese Radetappen doch recht hart werden können, kreisen die meisten Gedanken um Nord-Norwegen, die Finnmark.

Trotzdem kommt auch die weitere Route nicht zu kurz… immerhin wollen 7 Monate Sabbatical gefüllt werden. Die folgende Karte zeigt die grobe Routenplanung:

  • Start: Klar, Nordkapp
  • Danach über Tromsö auf die Lofoten, die wir bis zum letzten Zipfel ausreiten wollen
  • Fähre nach Bodo, und weiter an den Fjorden entlang bis etwa Trondheim. Abstecher nach Stockholm und von Südschweden nach Deutschland übersetzen.
  • Der Oder-Neisse-Radweg lockt uns hier mit (erwartet) viel Grün und wenig Bevölkerung bevor wir
  • einen Heimatbesuch am Bodensee abstatten.
  • Spätestens im September wollen wir Frankreich bis zum Atlantik durchquert haben,
  • in Nordspanien ein paar Bahntrassen und den Jakobsweg stückweise abfahren und
  • Portugal anschneiden und -Ab in den Süden- nach Gibraltar.

Grobroute_2015-05

Soweit die Grobplanung…

Vermutlich sind wir aber sprunghaft genug, um an jeder Straßenkreuzung neu zu überlegen, ob wir lieber nach rechts oder lieber nach links fahren wollen 🙂

Freistellung bewilligt

Seit der Beantragung unserer 7 Monate Sabbatical haben wir jede Menge Argumente gewälzt um meinem Arbeitgeber überzeugen zu können. Dass 7 Monate ohne Udo Hintensitzer für die Firma und Abteilung leicht zu verkraften sind. Dass ich danach frisch und erholt zurückkommen würde. Dass die laufenden Projekte zu der Zeit außerhalb jeder kritischen Phase wären.

Und dann… bekomme ich eine freundliche Bewilligung des Antrags und volle Unterstützung für unser Abenteuer. Super, herzlichen Dank für Dein Verständnis und für Deinen Einsatz für meine Freistellung, Nicoletta !!!!!

Steht also nix mehr im Weg, wir können schon mal mit der Ausrüstung und mit Packlisten zu Planen beginnen !
Bewilligung