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Regensburg – Donauradweg – Bodensee

Regensburg – Donauradweg – Bodensee

Nach den Naabtalradwegen und dem Sprung über die Donau bei Regensburg fängt für uns das Projekt Donauradweg, flussaufwärts, an.
Diesem Radweg, dem wohl populärsten in Deutschland, wollen wir von Regensburg bis etwa Mengen folgen um von dort aus einen kurzen Sprint nach Hause -zum Bodensee- machen zu können.

Wir fahren flussaufwärts und damit antizyklisch, so dass wir jede Menge Radfahrer im Gegenverkehr… unsere Fahrtrichtung teilt fast keiner.

 

Schon früh fällt uns der technische Fortschritt auf: Was der Deutschen Bahn erst auf ungefähr 60% ihrer Strecken gelungen ist, wurde auf dem Donauradweg offensichtlich mit hohem persönlichen Einsatz der nicht mehr arbeitenden Bevölkerung selbstlos durchgesetzt. Die Elektrifizierung des Donauradwegs mittels Pedelec und eBike scheint fast komplett abgeschlossen. Da der Donauradweg auf der Strecke ab Regensburg noch recht wenig spektakulär ist, nehmen wir uns die Zeit und ermitteln die Elektrorate per privater Volkszählung.


Beeindruckend:
Weit über 50% der Radler sind elektrisch unterstützt unterwegs, hoffentlich ist die Infrastruktur der Gartenwirtschaften unterwegs bezüglich Steckdosenanzahl ausreichend um den Akkustand hoch zu halten.

So sehen wir eine Menge Elektroradler, die fast offensichtlich von ihrer neugewonnenen Geschwindigkeit auf dem Rad überfordert sind und manchmal fast Mühe haben, uns im Gegenverkehr rechtzeitig auszuweichen. Dazu ein paar Elektrische, denen eine rein  muskelmechanische und schweißtreibende Fortbewegung noch ganz gut tun würde.

Neben dem verräterischen Akku oder dem Getriebe unter dem Pedallager sind die Pedelecfahrer(innen) übrigens auch ganz einfach an der unnatürlich niedrigen Trittfrequenz, an der sehr aufrechten Radposition und am einwandfreien Zustand des Lippenstifts zu erkennen. Und am obligatorischen Nebensatz des Pedelecfahrers: „… aber man kann die Elektrounterstützung auch auf ganz klein stellen.“? Sagt jeder E-Radler 🙂

Aber ganz ohne Schmäh: Eigentlich sind wir der Elektroradwelle ganz positiv aufgeschlossen. Es gibt vielen Menschen die Möglichkeit und die Motivation, sich wieder draußen an der frischen Luft zu bewegen und es reduziert den Autoverkehr generell. Einziger Wunsch: Es sollte kein Strohfeuer bleiben, nutzt das Teil doch langfristig!

 

Zurück zum Donauradweg. Die Strecke gefällt uns an diesem ersten Tag recht gut, sie führt die meiste Zeit an der Donau entlang. Auch wenn die Donau hier schon ein recht großer Strom ist und ein bisschen Kanalcharakter hat, sind die zwei/drei Frachter, die wir hier passieren sehen doch sehr imposant.

Auch sehr schön: Die Gastfreundschaft der anliegenden Gemeinden und Anwohner. Sei es die Bäckerin in Neustadt/Donau, die uns ein Extrabrötchen in die Tüte packt damit wir fit bleiben.
Oder die Bäckerin in Gremheim/Riß, die uns einlädt auf ihrer privaten (!) schattigen Terrasse Mittagspause zu machen.
Oder das Bänkchen für die Mittagspause „Hock a bitzle na“ (übersetzt „Setz Dich doch ein bisschen hin“), was wir uns nicht zweimal sagen lassen.
Oder die Äpfel, die explizit und kostenlos für Radfahrer -nicht für eBiker- an einem Gartenzaun angeboten werden. Einfach genial 🙂

 

Bei Kelheim, sagt unser Donauradführer, solle man das Schiff nehmen um den Donaudurchbruch bei Weltenburg zu passieren und um der sehr steilen Radwegführung des Donauradwegs zu entgehen. Wir wissen das natürlich besser (und fürchten außerdem das aufwändige Auf- und Abladen unseres Pinogespannes auf ein Schiff), und probieren die Umfahrung. Kann ja nicht so schlimm sein.

Kann sie doch: Die Umfahrung geht mehrere Male über die 15%-Marke in der Steigung und bekommt von uns die Güteklasse „hätten-wirs-doch-besser-nicht-gemacht“. Fast zwei Stunden brauchen wir dann für die Umfahrung -beziehungsweise Umschiebung- des Donaudurchbruches an diesem heißen Tag. Immerhin sind wir die allermeiste Zeit im angenehmen Schatten im Wald.

 

Der Campingplatz in Neustadt an der Donau überrascht uns dann mit sanitären Anlagen, die auch einem 4-Sterne-Hotel glänzen könnten…. selbstredend duschen wir heute etwas ausgiebiger. Man weiß ja nie, was der nächste Campingplatz bringt.

Das Sommerwetter hat Deutschland immer noch im Griff, auch vom Campingplatz Neustadt haben wir einen Start in einen warmen sonnigen Tag.
Der Donauradweg führt uns zuerst auf der Deichkrone durch Auenlandschaften, schneidet so selbstsprechende Ortschaften wie Pförring oder Weichering an, die wunderbar in jeden bayrischen Heimatfilm passen würden, bevor wir in der ersten größeren Stadt -Ingolstadt- im Schatten einer Freizeitanlage Mittagspause machen.
Eigentlich sind wir von den letzten Hitzeetappen recht müde, können uns aber leider keinen wirklichen Ruhetag gönnen: Am Wochenende um den 3. September wollen wir unbedingt zu Hause sein und zusammen mit der Familie Hintensitzers Geburtstag nachfeiern.

Zwei Campingplatzstopps bei den Paddelvereinen in Donauwörth und in Ulm, kurz vor Mengen…

…wollen wir endlich mal wieder wild zelten.

Wir finden auch eine Wiese, die direkt an den Donauradweg angrenzt und gute 200 Meter bis zur Donau verläuft. Ganz hinten verwinkelt sie sich ein bisschen, so dass unser Zeltplatz nicht vom Radweg aus sichtbar sein wird. Prima, das wird ein richtig ruhiges Plätzchen für den Abschluss der Deutschlandetappen, hier ist es nachts sicherlich absolut ruhig.

Ok, bis auf den Angler, der schon eine halbe Stunde später mit seinem BMW X5 bis zu unserem Zeltplatz auf die Wiese fährt um komfortabel zu seinem Angelplatz zu kommen. Macht ja nichts: Wir haben unser Zelt ja noch nicht aufgebaut und der geht ja irgendwann wieder. Wird sicherlich ein ganz ruhiger Zeltplatz…

Ok, natürlich dauert es nur weitere 20 Minuten, bis zwei Jugendliche mit Cross-Motorrädern aus dem Wald auf uns zugebrettert kommen, freundlich winken und über die Wiese davon donnern. Hmmm, ein bisschen zweifeln wir schon am ruhigen Zeltplatz.

Klar: Wieder 20 Minuten später, das Zelt ist immer noch eingepackt aber wir haben uns immerhin schon was zu essen gekocht. Kommt ein Typ in kurzer Hose, Gummiclogs und einem Hund ohne Leine und ohne Hundemarke an uns vorbeigeschlappt. Mann, stehen wir hier in der Fußgängerzone? Das sollte doch ein ruhiger Zeltplatz werden.

10 Minuten später, es dämmert schon. Wir haben schon einen Schluck Rotwein getrunken und sind uns sicher, dass der Zeltplatz ruhig wird und dass wir das Zelt demnächst aufbauen können. Ok, bis auf das Rascheln im Schilf, keine 20 Meter von uns weg. Hört sich wie Schritte an. Wir schauen uns kurz fragend an und….

<BÄMM!!!>

…geht doch wirklich nur wenige Schritte von uns entfernt ein Schuss los.

Unsere Reaktion reicht gerade mal so aus, um zusammen zu zucken, kreidebleich zu werden, aber nicht, um uns flach auf den Boden zu werfen. Himmel, was geht hier ab?

Der Jäger… wer sonst, kommt jetzt aus dem Unterholz und versucht uns zu beruhigen: „Ich habe euch schon gesehen, keine Angst. Ich jage hier nur auf Enten, die Schonzeit ist seit heute beendet. Und mein Kollege wartet flussabwärts mit dem Hund, der die Enten dann aus dem Wasser fischt.“

Wir bemühen uns, wieder normale Farbe ins Gesicht zu bekommen, verwickeln den Jäger noch in ein bisschen Smalltalk -ob er hier auch Wildschweine jagt, wie lange er noch unterwegs ist, ob wir unser Zelt hier wohl herstellen können. Er winkt ab und meint, wir sollen das ruhig machen. Schüsse gäbe es jetzt eh höchstens noch eine halbe Stunde, danach sei es ihm zu dunkel.

Tolle ruhige Nacht… die wir jetzt wirklich hier verbringen.

Der nächste Tag von Mengen zum Bodensee ist dann eine richtig schöne Strecke. Zwar sind ein paar Höhenmeter darin versteckt, dafür erkennen wir mit jedem Kilometer mehr von „unserer“ Landschaft am Bodensee wieder und wir freuen uns richtig drauf, mittags bei unseren Jungs einzurollen. Auf ein schönes Wochenende!

ankunft

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Die Bilder dieser Reisetage: